Schmerz mein Herz

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*Eljas*

Mein Blick schweifte über ihren Körper, sie wirkte so zerbrechlich. Doch ich wusste, dass sie das nicht war, sie war stark und ich musste das Richtige tun. Aber wie konnte ich sie gehen lassen, ich liebte sie. War es wirklich das Beste? Tausend Gedanken sammelten sich in meinem Kopf. Ich ging noch ein paar Schritte auf sie zu und blieb vor ihrer Liege stehen. Eine Weile sagte keiner etwas, bis sie die bedrückende Stille durchbrach.

„D… Danke.“ Ihre Stimme war rau und kratzig, sie hörte sich nicht an wie ihre. Mir wurde das Herz schwer, nicht nur, weil ich sie so vor mir hatte, nein weil ich nur einmal in meinem Leben das Richtige tun wollte.

„Nicht dafür mein Herz“, sprach ich sanft und bereute es gleich ihren Kosenamen verwendet zu haben. Mist, verdammter, ich sollte sie nicht mehr so nennen. Sie zog ihre kleine Hand unter der Bettdecke hervor und streckte sie mir entgegen, zögerlich griff ich nach ihr und sie zog mich zu sich. Ich setzte mich neben sie, sie hatte etwas Platz gemacht und sah in ihre wunderschönen Augen. Ich konnte nicht fassen, was ich im Begriff war zu tun, ich muss das für sie machen, auch wenn ich sie liebte.

„Wir müssen ganz dringend miteinander reden“, begann sie zu sprechen. Man sah ihr an, wie sehr sie erschöpft war, aber sie wollte ein klärendes Gespräch, jetzt. Ich blickte sie eine Weile an und erwiderte ein „Ich weiß“ und klang schon jetzt wie ein Vollidiot. Nein besser gesagt wie das größte Arschloch auf Erden. Ich hob meine Hand, legte sie auf ihre Wange und sie schmiegte sich an sie. Nach einem Moment besann ich mich und nahm meine Hand weg, stand auf und setzte eine starre Miene auf. „Was willst du wissen?“, sagte ich im barschen Ton und hasste mich dafür.

„Was ich wissen will? Alles! Natürlich konnte ich mir vieles zusammenreimen, aber ich will es von dir hören“, sagte sie und diesmal klang ihre Stimme schon fester.

„Nun, dann weißt du doch schon alles“, meinte ich mit stoischer Miene und hasste mich so für das, was ich war, ein absolutes Monster. „Was soll das? Warum bist du auf einmal so kühl zu mir?" Sie schlug die Augen nieder und verschränkte ihre Hände, sie war sichtlich nervös, denn sie fing auch sogleich an, mit ihren Fingern zu spielen, eine Angewohnheit, die ich bei ihr schon öfter beobachten konnte.

„Nun gut, wenn du es unbedingt aus meinem Munde hören willst.“ Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich zum Sprechen anhob. „Ich bin das Oberhaupt der schottischen Mafia, dieses Recht habe ich mir weder erkauft noch habe ich dafür töten müssen, denn ich wurde in diese Position hineingeboren.“ Ich pausierte eine kurze Weile und fing im Raum auf und abzugehen. „Meine Familie gehört seit Generationen der Mafia an, ich kenne keinen anderen Lebensstiel und deshalb …“ Ich brach ab, ich konnte es einfach nicht aussprechen, verdammte Scheiße.

„Und deshalb was? Kannst du bitte still stehen, du machst mich nervös", sprach sie und ich hörte, wie sie sich aufraffte und sich aufsetzte.

„Und deshalb …!“ Wieder brach ich ab, drehte mich um und atmete tief durch, ließ alle Gefühle starr werden und sprach es endlich aus. „Und deshalb, kann ich dich nicht schützen, wenn du dich erholt hast, wirst du wieder nach Hause gehen und das alles hier vergessen.“ Ich hatte nicht den Mut, mich umzudrehen, als ich ihre zittrige Stimme vernahm. „Wa … was meinst du damit?“

Herrje mein Herz musst du es mir noch schwerer machen als es schon ist? „Ich meine damit, das mit uns ist vorbei.“ Ein Stich durchfuhr mein Herz und ich fühlte wie etwas in mir zerbrach und jede Faser meines Körpers sich gegen diese Worte wehrte.

„Das meinst du doch nicht ernst?“ Jetzt klang ihre Stimme wieder fester. „Ich verstehe …!“, begann sie zu sprechen, aber ich wollte nicht das sie weitersprach, daher wirbelte ich herum und sah in ihr verletztes Gesicht, ich war ein Bastard ungelogen. „Du verstehst gar nichts, ich morde, saufe und nehme mir immer was ich will. Du gehörst nicht hier her. Und das ist mein letztes Wort." Tränen sammelten sich in ihren Augen und ich machte einen Schritt auf sie zu, stoppte jedoch mitten in der Bewegung, drehte mich um und floh aus dem Raum.

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*Amelie*

Wie kann man nur in einem Moment so glücklich und dennoch so verdammt traurig sein? Ich saß noch immer auf dieser Liege und starrte ihm hinterher. Er ist wie ein Wahnsinniger durch die Türe gestürmt und hat mich mit tausenden von Fragen zurückgelassen. Meine Sicht verschwamm und mein Atem ging stoßweise, bittere Tränen rannen mir die Wangen hinab, ich konnte sie nicht aufhalten. Soll das alles gewesen sein? Ich unterdrückte ein Schluchzen nicht gerade erfolgreich. Ein warmer Körper umfing mich und drückte mich an sich. Im ersten Moment glaubte ich, er wäre zurückgekommen, aber ich spürte und roch etwas anderes vertrautes.

„Kleines, ist schon gut, ich bin bei dir. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht." Luans warme und beruhigende Stimme drang zu mir vor.

„Er … er … hat … hat …“, schluchzte ich. Dass man überhaupt ein Wort verstand, war ein Wunder.

„Schhhh … ganz ruhig, ich weiß!“, sprach er nahe an meinem Ohr. Diese Worte brachten mich vollends aus der Fassung, denn ich weinte nur noch mehr. Minutenlang, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Bis ich mit dem Weinen aufhörte, meinen Cousin ein Stück von mir schob und mit fester Stimme sprach. "Nicht mit mir und auf keinen Fall so!"

Dunkle SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt