Kapitel 18

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Kapitel 18

Kapitel 18

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„Willst du den nicht aufmachen?" „Ist von der Schule. Also interessiert es mich nicht." Über die fast schon schroffe Antwort auf seine Frage war Paul sichtlich irritiert. Er nahm den Brief aus dem Mülleimer, öffnete ihn und grinste breit. „Cool, ein Abitreffen!" „Zur Hölle damit", kam die trockene Antwort des Schwarzhaarigen, der sich ächzend aufrichtete und in Richtung Bad tapste.

„Wir könnten zusammen hingehen", bot Paul noch an, bevor die Tür zum Bad regelrecht zuknallte. Nachdenklich sah Paul den Brief an. Er konnte Alexander schon verstehen. Die Schulzeit war für ihn nicht unbedingt die schönste Erinnerung. Wahrscheinlich würde es ihm ähnlich gehen, wenn er so gemobbt worden wäre, wie es Alex widerfahren war. Und doch ... Wäre es nicht der größte Triumph über die damaligen Mitschüler, wenn er jetzt dort auftauchen würde? So völlig verändert und mit ihm an seiner Seite? Sie würden diesen Spinnern von damals schon zeigen, wie falsch sie gelegen hatten mit ihren Sprüchen! Und falls doch einer von denen meinte, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen ... Nun, dieses Mal würde Paul definitiv nicht den Mund halten, soviel stand fest!

„Jetzt komm doch raus, das hat doch keinen Sinn", bat Paul nach ein paar Minuten, als Alex das Bad noch immer nicht verlassen hatte. „Wenn du nicht willst, werde ich dich nicht zwingen. Aber hör dir doch erst mal meinen Vorschlag an, ok?" „Geh hin, wenn du willst. Ich bleibe zu Hause." „Warum?"

Ja, warum ... Alex saß auf dem Wannenrand und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Mit einem Mal kamen all die dunklen Erinnerungen wieder hoch. Die alte Angst kroch über seine Wirbelsäule. Und plötzlich kam auch eine neue, viel präsentere Panik in ihm auf. Würde sich Paul nicht mit ihm schämen, wenn einer von seinen Freunden von damals sie zusammen sehen würde? Der Klassenschwarm mit der Pickelschwuchtel. Sie wären das ultimative Gesprächsthema für die Meute.

Er hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, da wurde das Schloss von außen umgedreht und Paul öffnete die Tür. Ganz langsam ging er vor ihm auf die Knie und strich die Feuchtigkeit von Alexanders Wangen, die dieser gar nicht bemerkt hatte. „Was ist los? Rede doch einfach mit mir." „Du würdest dich doch bloß mit mir blamieren."

Entsetzt sah Paul Alexander an. „Was redest du denn da? Ganz im Gegenteil. Ich wäre unglaublich stolz, mich dort mit dir zu zeigen. Ich bin immer stolz, wenn du an meiner Seite bist. Komm erst mal wieder mit rüber. Bitte." Paul nahm ihn bei der Hand und Alexander ließ sich bereitwillig von ihn wieder zum Bett führen.

„Tut mir leid. Hätte ich gewusst, wie sehr dich das aufwühlen würde, hätte ich den Brief gar nicht geöffnet und dich erst recht nicht versucht zu überreden hinzugehen. Bitte verzeih mir." Liebevoll hielt er Alex im Arm und küsste ihn auf seinen Kopf.

Alexander seufzte und kuschelte sich fester an seinen Freund. „Schon in Ordnung. Eventuell hast du ja recht. Vielleicht muss ich mich diesen Geistern der Vergangenheit stellen, um wirklich endlich damit abschließen zu können. Ich werde darüber nachdenken, ja?" „Natürlich, alles was du willst."

Die nächsten Tage dachte Alex wirklich intensiv über das Abitreffen nach und kam mehr und mehr zu der Überzeugung, dass er Paul zustimmen musste. Sie sollten hingehen. Abends, als sie auf dem Bett saßen, teilte Alexander Paul seinen Entschluss mit. „Bist du dir wirklich sicher?", fragte Paul und Alexander nickte. „Ok, dann habe ich eine Idee. Ich habe gestern mit Manu geschrieben. Sie und Tanja werden auch kommen. Sie hat gefragt, ob wir uns vorher mal zu viert treffen wollen. Was hältst du davon?" „Das klingt gut. Können wir gerne machen." Erleichtert, dass Alex diese Idee anscheinend gefiel, schloss Paul ihn fest in seine Arme, legte sein Gesicht in dessen Halsbeuge und nahm dessen unvergleichlichen Duft in sich auf, nach dem er regelrecht süchtig war.

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