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peter pan was right — anson sebra

i guess peter pan was rightgrowing up is a waste of time

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i guess peter pan was right
growing up is a waste of time

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date: september 2013
location: barcelona, spain

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point of view: lukasz

„Rede ich sehr viel?", wunderte sich Gerard. Ich blies meine Wangen mit Luft voll und versuchte mit der Wahrheit nicht rauszurücken, denn die wäre, dass Gerard unfassbar, wirklich unfassbar viel redete und ich untertrieb da noch maßlos.
„Geht", log ich also, um nicht unhöflich zu sein, zumal mich sein Geplapper nicht einmal störte. Ich war ohnehin ein eher stiller Geselle, aber Stille an sich hasste ich, da tat jemand, der über Unnötiges sprach, sogar gut.
„Gut, musst mir sagen, wenn ich die Fresse halten soll!", erklärte er und ließ sich dann auf dem Hocker sinken, der eigentlich für den Arzt bestimmt war, zu dem er mich bestellt hatte. Aber der Arzt ließ noch auf sich warten und vermutlich kannte Gerard ihn gut genug, um sich das Erlauben zu können.
Er drehte einige Pirouetten mit dem Hocker und lachte dabei, wie ein Kleinkind, was mir Schluss endlich auch ein Schmunzeln und dann sogar ein Lachen entlockte.
„Uiii, es lacht!", stellte Gerard dann fest und rutschte an mich heran. Ich verdrehte bei dieser albernen Bemerkung meine Augen.
„Sorry, ich hab die Ausfahrt Richtung Erwachsen werden verpasst!", gab er dann zu und duckte sein halbes Gesicht in den Kragen seines Hoodies.
Ich murmelte bloß, dass alles in Ordnung sei und lehnte meinen Kopf auf der Liege, auf die mich Gerard gewiesen hatte, zurück. Ich beobachtete den Katalanen dabei, wie er seine Hände über seinem Bauch zusammenfaltete und seine langen Beine ausstreckte.
„Kann ich dich was fragen?", wagte ich ein neues Thema anzureißen.
„Klar, du bist jetzt Teil der Familie!"
Familie – bislang klang es in meinem Kopf noch ziemlich realitätsfern diese vier Männer, mit denen ich kaum mehr als 48 Stunden verbracht hatte, Familie zu nennen.
„Hast du wen?"
Augenblicklich huschte ein tiefer Schatten über Gerards Gesicht und er sog seine Lippe zwischen seine Zähne. Eine schwere Wolke der Stille bildete sich über uns, die er schließlich mit einer Gegenfrage durchbrach: „Hast du wen?"
„Ne", hauchte ich traurig und schloss für einige Sekunden meine Augen. Egal, wie oft ich das sagte, es tat niemals weniger weh.
„Okay und jetzt denk mal darüber nach, warum du keinen hast, woran liegt es? Am Sport oder? Und dieses Problem teilen wir alle!", erklärte Gerard. Er steckte seine Hände in die Bauchtaschen seines Hoodies und beugte sich dann vor.
„Willst du mir damit sagen, dass keiner von euch vier jemanden hat?"
Ich flehte, dass ich mit dieser Vermutung falsch lag, denn wenn ich richtig liegen würde, dann steuerte ich gerade auf ein wirklich einsames Leben zu und meine Zukunft sah nicht wirklich rosig aus. Ich erwartete ja nicht kunterbund, aber vielleicht nicht ganz grau?
„Ich bin jetzt einfach knallhart ehrlich zu dir, denn ich hab den Eindruck, als ob du ein bisschen neu auf dem ganzen Gebiet bist, okay?"
Ich nickte eingeschüchtert.
„Wir sind alle Single. Wir waren einsame Single, zusammen sind wir nur Singles, wenn du verstehst, was ich meine. Sergio hat ab und zu mal was am Laufen, aber die Beziehungen halten nie länger, als einige Monate, meistens nicht einmal das.
Es ist verdammt kompliziert eine geheime Beziehung zu führen. Ich weiß, dass man das immer so sagt: eine geheime Beziehung, aber, wenn du jemals eine geheime Beziehung geführt hast, dann weißt du, dass das unheimlich kompliziert ist.
Du musst jedes Treffen aufs Genauste durchdenken: Wo triffst du dich, wie lange, wann, wem erzählst du davon und wem nicht und was für eine Lüge denkst du dir aus, um die Wahrheit zu vertuschen? Und das immer und immer wieder.
Du musst jede deiner vergangenen Lügen im Hinterkopf haben, falls dich jemand darauf anspricht. Du lebst praktisch zwei Leben. Dein eigenes und das, was du den anderen vorlügst. Wenn du beispielsweise erzählst, dass du dich über das Wochenende mit deiner Familie triffst, dann musst du dir ein paar Anekdoten aus dem Wochenende ausdenken, falls dich jemand darauf anspricht und die Anekdoten müssen bei jedem die selben sein, denn Menschen reden auch untereinander und es wäre ja blöd, wenn deine Freunde rein zufällig über dein Wochenende reden und dabei bemerken, dass du ihnen zwei völlig unterschiedliche Geschehnisse berichtet hast.
Dann musst du auch noch darauf achten, dass deine Freunde und deine Familie nicht aufeinandertreffen, denn wenn sie sich über das Wochenende austauschen, wird spätestes klar, dass etwas faul ist.
Du lachst jetzt, weil du dich vermutlich wunderst, warum deine Freunde deine Eltern auf dein Wochenende ansprechen sollten, aber es reicht eine eigentlich völlig banale Aussage wie: X/Y ist echt ständig Zuhause. Und baam, du bist entlarvt.
So, das ist ein Ansatz deiner Probleme.
Und jetzt stell dir mal deinen Partner vor, wenn er nicht selbst Sportler ist, dann hat er, hoffentlich, ein einigermaßen normales Leben, als schwuler Mann. Und jetzt kommst du, vielleicht verliebt ihr euch ja, aber ganz ehrlich, Hand aufs Herz, wenn du ein Bankkaufmann oder von mir aus auch ein Schriftsteller oder so wärest und dann ich um die Ecke komme, dich auf ein Date ausführen möchte, dir aber dann erst einmal aufliste, was wir alles NICHT machen können und worauf wir alles achten müssen – hättest du noch Lust auf ein Date?"
„Aber wenn man jemanden wirklich liebt?!"
„Wenn man jemanden wirklich liebt, dann lässt man nicht zu, dass man ihn in diese Hölle zieht und wir sind alle die wandernde Hölle auf zwei Beinen. Es tut mir verdammt leid, dass so hart sagen zu müssen, aber so ist es. Unser Leben ist die Hölle und jede Beziehung, die wir führen ist für die Hölle verdammt.
Du musst akzeptieren, dass die Liebe dich nie lieben wird, solange du Fußballer bist!"
„Und zwei Sportler? Man teilt dasselbe Schicksal!"
„Dann hab erstmal das Glück, dass es zwischen zwei Sportlern funkt und der Sport nicht genug als Hürde ist, weil man so viel reist!"
Ich presste meine Lippen aufeinander und spürte die Tränen, die sich in meinen brennenden Augen sammelten.
Aua.
„Ihr habt es keinem eurer Freunde gesagt?", fragte ich heiser. Gerard schüttelte seinen Kopf.
„Ich will sie da nicht reinziehen – das ist mein Problem, nicht ihres!"
Gerard raufte sich die Haare und legte dann seinen Kopf in seine Hände.
„Du lernst dich damit zu arrangieren – irgendwann, irgendwie. Du lernst zu akzeptieren, dass du keine Beziehung führen kannst und du lernst dich an anderen Dingen zu erfreuen. Es ist nicht alles Scheiße!"
„Hab Schwierigkeiten das zu Glauben", brummte ich missmutig und drückte mich dann mit meinen Händen hoch. Ich warf meine Beine von der Liege und sie in der Luft baumeln.
„Meine Mutter nervt mich jetzt schon, dass ich wen zu Weihnachten mitbringen soll!", grunzte ich.
Gerard lachte auf einmal: „Wenigstens nervt dich deine Mutter. Ich würde alles dafür geben, dass mich meine Mutter nervt!"
Ich sah zu ihm und fühlte mich auf einmal unglaublich schlecht. Oh. Mein. Gott. Daran hatte ich absolut nicht gedacht. Man hörte zwar immer von intoleranten Eltern, die ihre Kinder verstießen, aber ich war noch nie solchen Eltern über den Weg gelaufen. Das waren immer Geschichten aus weiter Ferne. Aber Gerard? War er so eine Geschichte?
„Oh Gott, tut... tut mir leid... ich wollte nicht... möchtest du uhm...", stammelte ich verloren vor mich hin und begann mir nervös das Ohrläppchen zu reiben.
„Reden? Nein! Ich rede viel, aber nicht über Probleme!"
Das war traurig. Warum hatte alles einen so traurigen Beigeschmack? Warum musste alles in meinem Leben, in unseren Leben, in einen so traurigen Filter getunkt sein?
Ich öffnete meinen Mund, um noch etwas zu sagen, was besser, als das Gestammel war, aber da meinte Gerard: „Willst du wissen, wer die anderen zwei Nummern in der Gruppe sind?"



author's note
ˏˋ°•*⁀➷

morgen, zu dieser frühen Stunde
melde ich mich mit einem
weiteren Kapitel 🖊️
ich hoffe es gefällt euch
lasst mir gerne Feedback da

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