Mein Tag wie begann, wie jeder andere und endete auch wie jeder meiner anderen. Nichts Besonderes - oberflächlich gesehen.
Ich wache auf, mein Kopf voller Traumgespinste und Hoffnungen, falschen Hoffnungen die mir meine Träume machen. Seine schlanke grazile Hand nach meiner langend und das tiefe blutrot seines Gewandes das beim Springen anmutig im Wind schwebt. Ein feuchter Nebel hat sich im Morgengrauen auf die Erde gelegt. Blumen taunass vom leichten Nieselregen der draußen herrscht.
Ich stehe auf und im Halbschlaf denke ich daran meinen Bruder aufzusuchen und ihn um Rat zu bitten. Die letzte Kerze, die ich tief in der Nacht angezündet habe, brennt herunter und erlischt. Tot und verloren. Der Anblick wie sie einfach ausgeht, ganz ohne Grund, macht mir Angst. Ohne Kern ist auch er nicht vor dem Tod bewahrt.
Mein Gesicht glänzt in dem Spiegel von den Wasserperlen, die auf meiner Haut haften. Ich wische sie ab, binde meine Haare zusammen und richte mein Stirnband mit erstarrter Mimik. Die Melancholie holt mich wieder ein. Auch im Morgen, in den frühen Stunden des Tages verschont sie mich nicht. Sie macht sich über mich her, während ich auf den langen hellen Gängen herumwandere, von den Jüngeren gegrüßt werden, auf den Weg zu meinem Bruder, der wieder mit seiner Arbeit als Clanführer beschäftigt ist.
Ich hoffe er hat irgendwelche Informationen über dich, die mir helfen werden sich zu finden. Aber die Hoffnung ist am Schwinden, je länger ich meine Chancen ausrechne. Du und mein Bruder hattet nie ein freundschaftliches Verhältnis. Bloß eines das auf Höflichkeiten und Respekt existiert und ich weiß, du würdest ihn wahrscheinlich nie erzählen wohin du gegangen bist, wenn du es nicht Mal mir anvertraust.
Ich klopfte an, warte bis ich das "Herein" meines Bruders höre und aufregt eintrete. Sein Zimmer ist hübsch eingerichtet. Schlicht aber hübsch. Ein freundliches Lächeln liegt in seinen Zügen, die meinen gleichen.
"WangJi", begrüßt er mich höflich und schenkt mir eines seiner Lächeln, das er für jeden hat. Selbst für seine Feinde und Rivalen. "Was führt dich in so einer früher Stunde zu mir? Ich bin sehr beschäftigt. Können wir die Angelegenheit auf später verschieben?", bittet er mich, aber er weiß es ist aussichtslos.
Er kann meine Gefühle aus einer einzigen Geste herauslesen. Für ihn bin ich kein kalter gottesgleicher Mensch, für ihn bin ich ein Mensch mit vielen komplexen Gefühlen, die er vor anderen verbirgt.
"Nein", erwidere ich kühl und mein Blick überfliegt seinen vollgeräumten Schreibtisch auf den eine Unordnung herrscht, die ich nicht aushalten kann.
"Ist es dir so wichtig?"
"Ja, es geht um Wei Ying." Deinem Namen auszusprechen, vor einen anderen, ist wie dir eine Wunde zuzufügen.
"Was ist mit Meister Wei? Ich dachte er ist fort, in die weite Welt hinaus und hat uns verlassen."
Verlassen. Dieses Wort hasse ich, aber eigentlich ist es die Wahrheit. Wei Ying ist fort und für mich nur im Geiste und in Träumen greifbar, irgendwo da draußen. Vielleicht kauft er einem hübschen Mädchen flirtend ihre Waren ab oder umgibt sich mit kleinen Kindern und bringt ihnen bei wie man Buchstaben schreibt.
"Ist er auch, aber ich will ihn zurück nach Gusu bringen", erkläre ich ihm mein Anlegen drängend.
"WangJi ich verstehe diesen Wunsch von dir, aber ich denke er ist schwer in die Tat umzusetzen, wenn nicht unmöglich", versucht er mir es vorsichtig beizubringen.
Ich bin taub dafür, ich bin entschlossen dich wiederzufinden, egal ob es zwei oder drei Jahrzehnte dauert. Hauptsache ich kann wieder dein Lachen, dein Klagen hören. Mein Herz schwillt an und ich schaue mich verzweifelt nach einer Möglichkeit um, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Letzte Nacht war ich vielleicht komplett betrunken, als ich entschieden haben wie es für uns weitergeht, aber nüchtern ändert sich daran nichts.
"Es muss eine Möglichkeit geben. Bitte", flüsterte ich mit tränenbenetzten Augen.
Wenn er es mir verweigert hat das alles hier kein Sinn mehr. Keinen Sinn das mein Herz schlägt und mich am Leben hält, keinen Sinn das ich Hoffnung habe.
"Gibt es keine andere Person an der du Interesse findest?"
Niemals, es gibt niemanden außer dich für mich Wei Ying.
"Nein. Nur er", erwidere ich wieder schneidend kalt.
Eine lange Pause entsteht zwischen mir und meinen Bruder. Dann frage ich: "Weißt du wo er ist?"
"Meister Wei ist ein Mensch der verstreut durch die Welt wandert, immer auf der Suche nach einem Zuhause, wo er sich niederlassen kann, wie jeder von uns irgendwie."
"Also nein", schließe ich und schließe meine Augenlider für einen langen tragischen Augenblick, der fast mein Vorhaben tötet.
"Es tut mir leid WangJi."
Ich weiche seinen Blick aus und drehe mich stur zur Wand. Das darf nicht wahr sein. Ich kann hier nicht aufgeben, ich muss einen Hinweis finden und wenn ich ihn hier nicht finde, werde ich ihn irgendwo in weiter Ferne finden.
"Wo könnte er sein?", frage ich.
Er atmet schwer ein, ich zertrümmere seine Nerven, soll das heißen und weitere Fragen kann er nicht ertragen. Aber schließlich gibt er mir seine Vermutung.
"Entweder an einen Ort der mit Erinnerungen gefüllt ist oder weit entfernt, an einen den wir nicht kennen."
Ich nicke dankbar, auch wenn die Antwort zu wage ist und ich nichts damit anfangen kann.
"Wenn es dir so wichtig ist ihn bei dir zu haben kann ich Suchtrupps senden."
"Danke."
"Ich helfe dir immer gerne." Er lächelt wieder und ich weiß das ich entlassen bin.Was bringen mir Suchtrupps?, denke ich mir als ich wieder über die langen Gänge gehe, die mit den vergangenen Geistern gefüllt sind, die mich nachdenklich machen. Hier warst du, hast Streiche gespielt, mit Jiang Cheng und deiner verstorbenen Jiějiě. Es ist über zwei Jahrzehnte her, aber die Erinnerungen an dich sind frisch und lebendig, wie die Libellen über den Lotusblüten. Das Leben ohne dich ist eintönig und ich bin gelangweilt.
Die Schüler ziehen neben mir aufrecht und stolz her, sie sagen mir "Hallo" und ich tue es ebenso, auf eine unpersönliche kalte Weise. Niemand weiß welchen Schmerz ich mit mir herumtrage. Ein Schmerz der sich an meine Brust gehängt hat und sich den Weg zu meinem Herz sucht. Ob er es schafft weiß ich nicht. Vermutlich schon, schnell werde ich dich nicht finden. Ein paar Jahre könnte es dauern. Ein paar lange Momente, die sich in die Länge ziehen, wie eine Szene in einen Roman, die mich zunehmend langweilt, bis ich sie überspringe. Das hier kann ich nicht überspringen. Es ist das Leben und ich muss dagegen ankämpfen um meinen Preis zu erlangen.Die weißen flauschigen Hasen klettern über meine Beine. Es sind hunderte. Sie tollen auf der Wiese herum, strecken und springen lebensfroh und energiegeladen herum. Sie alle haben nur ein kurzes Leben vor sich, eines ohne das Leid eines langen.
Sie hüpfen um mich herum. Gedankenverloren fahre ich durch das pelzige Fell, kraule zwei hinter den Ohren und mir steigen die Tränen in die Augen. Als du mir sie gegeben hast, waren wir jung und das Leben lag vor uns offen, jeder Weg den das Leben bietet war uns betretbar. Jetzt schließen sie sich langsam, auch der mit dem Namen uns, es gab einmal ein uns, aber es ist Jahre her. Wäre ich dir sofort nachgerannt, wären wir zusammengeblieben. Ich hätte vor dir auf die Knie fallen sollen, dich anflehen sollen zu bleiben. Es lag mir auf der Zunge. Bitte Wei Ying, geh nicht. Lass mich mitkommen. Ich flehe dich an. Ohne dich sterbe ich.
Doch es sind bloß Gedanken geblieben und werden es auch immer bleiben.
Woher hätte mein jüngeres Ich ahnen können, welche Bedeutung deine Hasen für mich haben würden? Ich habe nie geahnt das Leid und Liebe zusammengehören wie Ying und Yang. Sie müssen miteinander verschmelzen, sonst gibt es das eine nicht.
Dein Grinsen als du sie mir übergeben hast, der Klang deiner jugendlichen unschuldigen Stimme. Deine Prahlereien. Bis heute frage ich mich ob es wahr ist das du viel Erfahrung hast. Du warst mein erster Kuss, aber für dich war es nur eine Person, dessen Gestalt du nicht kennst, ein Schemen, der dir einen Kuss geraubt hat und geflohen ist. Die Sonne steht noch am Himmel.
Wei Ying komm zurück.
Ich werde dich zurückholen, zu mir nach Gusu.
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Again and Again - WangXian[ABGESCHLOSSEN]
Fanfiction[Fortsetzung von MDZS] Acht Jahre ist es her seit sich die Wege von Wei Ying und Lan Zhan getrennt haben. Als Lan Zhan beschließt Wei Ying zu finden, kommen neben seiner Unsicherheit wie er seine Gefühle gestehen soll, noch andere Probleme dazu: Er...