21: Rachepläne

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Heyy,
Danke für die 2k :) Viel Spaß beim Lesen!
Eure 

Yanderö xD
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Die Nacht ist kalt und mich plagt Schlaflosigkeit. Während Jin Ling auf der Stelle einschläft, sitze ich an seinem Bett und halte Wache - falls sein Zustand sich verschlechtert. 
Ich weiß, dass Wei Ying nicht gegangen sein kann, denn seine Heiler sind noch hier und er würde sie nicht zurücklassen. Letztendlich weiß er das meiste über dunkle Kultivierung und er hat das letzte Wort. 
Trotzdem traue ich mich nicht ihn aufzusuchen. Er muss vor Wut glühen und ich habe Angst, dass er mich aus reinem Ärger heraus beleidigt oder abweist. Es gibt nichts Schlimmeres, was ich mir vorstellen kann. Ich erinnere mich wieder und wieder daran wie sich deine Abweisung damals angefühlt hat: Wie Schnitte tief in die Haut, wie ein Stich in mein Herz, wie das Ende der Welt. Vielleicht ist das etwas übertrieben, aber ich will dieses Gefühl von Kummer nicht wieder fühlen. Herausgerissen aus der seichten Traumwelt, aus den Fantasien von dir und mir. Vor die bittere Realität gestellt: Du liebst mich nicht. Aber ich liebe nicht. So war es schon immer, oder? 

Ich zerbreche mir den Kopf bis Mao und stehe schließlich müde auf. Der Boden unter mir schwankt und die Ränder meiner Sicht werden schwarz, ich taumel kurz, bevor ich mich wieder abfange. Jin Ling schläft noch. Wei Ying vermutlich auch.
Im Garten ist alles ruhig, das Wasser bewegt sich sanft auf und ab und die wenigen Vögel kündigen den kalten Wintermorgen an. Es schneit nicht mehr, die Realität liegt wieder grau und eintönig da, nichts ist mehr unter dieser weißen Fassade verdeckt.
Meine Gedanken schweifen ab. Xiao Xingchen hat auch immer weiße Roben getragen. Ich kann immer noch nicht fassen, dass er seine Meisterin getötet haben soll. Bestimmt hat man ihn in den Wahnsinn getrieben, vielleicht war es wieder Xue Yang, vielleicht war es aus Gefühlen, die ich nicht nachvollziehen kann. 
Wie dem auch sei, will ich ihn wieder zum Leben erwecken. Vor acht Jahren hat sich Wei Ying auf in die Welt gemacht, um eine Lösung für dieses Problem zu finden und acht Jahre später hat uns das Schicksal wieder vereint. Warum nur? Sollen wir tatsächlich Xiao Xingchen wieder ins Leben bringen? Würde das nicht noch mehr Chaos anrichten? Ist es überhaupt eine gute Idee, Totes wieder lebend zu machen?
Und schon fangen meine Gedanken wieder an sich ineinander zu verknoten, bis ich nicht mehr was, was, welchen Ursprung hat.
Irgendwann denke ich darüber nach, dass Jin Ling und A-Yuan Rache geschworen haben. Wenn es soweit kommt, dass es zu einem Krieg kommt, werden sie sicher die Gelegenheit haben, Rache zu nehmen - oder es zu versuchen. So viele werden nach Xue Yangs Leben verlangen. 
Damals war es genauso bei Wei Ying. Sie wollten ihn tot und ich wusste nie, wen ich meine Treue halten sollte. Der Liebe oder der Vernunft? In dem Fall von ihren Rachenplänen, wäre es vernünftiger sie aufzugeben. Er ist zu stark. Gegen ihn haben sie keine Chance, auch nicht zu zweit. Es ist Furcht erregend.

Beim Frühstücksbuffet suche ich  nach Wei Ying, aber vergebens, er ist nicht anwesend. Heute hat Lan Xichen einige anderen Clan Oberhaupte zum Frühstück eingeladen, auch die Oberhaupte von kleineren Clanen, die ansonsten keinen großen Einfluss haben. 
Sie hören Lan Xichen aufmerksam zu und verziehen vor Sorge die Gesichter.
Mich begrüßen einige Schüler und einige fragen mich vorsichtig nach Jin Ling. 
Ich kann den Krieg hören und riechen und sehen, allein schon wenn ich die Menschen in diesem Raum beobachte, wie angespannt und gereizt sie miteinander kommunizieren. 
Nach dem Frühstück winkt mich Lan Xichen zu sich und fragt mich direkt: "Was ist eigentlich mit Xiao Xingchen? Wie weit seid ihr mit der Suche?"
Ich schüttele den Kopf. "Wei Ying ist wütend. Er hat nicht darüber geredet."
"Also habt ihr abgebrochen?"
"Ich weiß es nicht."
Er legt mir eine Hand auf die Schulter und sieht mich mit freundlichen Lächeln an, aber wieder sind seine Augen kalt. "Ihr werdet das schon hinbekommen, nur versucht euch zu beeilen. Die Clane haben darüber abgestimmt und wir haben uns entschieden Xiao Xingchen wieder ins Leben zu rufen. Jeder wird helfen, aber ihr am meisten."
Also ist es nun offiziell: Die Vergangenheit wird wieder in die Gegenwart gebracht, sogar die Toten.
"Ich habe nicht mit ihm darüber gesprochen", erkläre ich Lan Xichen und atme tief ein. "Ich weiß nicht, ob er es noch suchen will."
"Er muss", erwidert Lan Xichen. "Sonst werden ihn ein Ultimatum stellen."
"Und das wäre?" Die Menschen sind also noch immer gegen dich.
"Er wird verbannt und er muss jegliches Kultivieren aufgegeben. Er wird ins Exil gehen und dort überwacht werden." 
Seine Freiheit rauben, dass wofür er so lange gekämpft hat. Mein Kopf wird warm und ich spüre das Blut durch meine Vene schießen. "Das könnt ihr nicht tun. Ihr könnt ihn nicht weggenehmen, was er am meisten liebt."
"Es ist nicht meine Entscheidung gewesen, die anderen haben mich überstimmt. Ich kann als Clan Oberhaupt nichts für dich tun, Lan Zhan. Es tut mir leid."
Ich drehe mich weg, damit er meinen Frust und Ärger nicht sehen kann. Wei Ying wird mich hassen, es wird alles nur schlimmer machen. 
Ich gehe davon und versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich Angst habe und keine Ahnung habe, was ich tun soll. 
Ich muss es ihm sagen, bevor er mich beschuldigen kann, bevor jemand anderes es ihm sagt. 

Ich klopfe an seine Türe, die verschlossen ist. Ich höre wie er auf seiner Flöte spielt. Es ist ein schnelles Lied mit tiefen Tönen. Schritte, dann öffnet sich die Türe. Wei Ying mustert mich fremd 
und lässt mich ein. Er trägt nur seine Unterwäsche, eine lange schwarze Unterrobe und seine Haare stehen unordentlich vom Kopf ab. Auch seine Augen sehen eingefallen und leer aus und er schleppt sich förmlich dahin.
Er redet nicht, er sieht mich nicht an und dreht seine Flöte hin und her.
"Wei Ying", beginne ich und versuche ihn dazu zu bringen mich anzusehen. "Schau mich an", sage ich schließlich und trete auf ihn zu. 
Er schaut mich an, aber wie. Wütend und fast gehässig. Ich schlucke. "Nicht so." 
"Wie denn dann? Ich hab's gehört, oder glaubst du ich bin dumm?", sagt er frei heraus und er spannt sich so sehr an, dass man seine Vene sehen kann. "Das mache ich nicht mit! Ich wollte mal meine Ruhe von dieser scheiß Kultivierungswelt und sobald ich wieder hier bin, passiert alles von neu! Ich hätte dich nicht ansprechen sollen!" 
Genau das meine ich. Es tut noch genauso weh wie damals. Ich drehe mich weg und schlucke meine Tränen herunter, die sich in meiner Kehle ansammeln. Aber da ist ein Kloß der feststeckt und mir rollt eine einsame Träne über die Wange. Mir ist kalt und warm zugleich und ich versuche mit aller Kraft weitere Tränen zurückzuhalten.
"Was ist los?" Er schreit noch halb, doch als er mich grob bei der Schulter packt und mich zu sich dreht verstummt er und lockert seinen Griff.
Ich antworte nicht und Wei Yings Augen leuchten auf und dann leuchtet darin Scham. "Tut mir leid, Hanguang-Jun, das hätte ich nicht sagen sollen. Tut mir leid, ich wusste nicht, dass es dich so sehr verletzt."
Noch immer antworte ich nicht.
"Lan Zhan, tut mir leid", wiederholt er wieder, aber zu spät, es ist wieder passiert.
"Schon gut." Ich wische mir mit dem Handrücken die Tränen weg und wende mich zu ihm. 
"Ich wollte ihn ja finden", setzt er vorsichtig an und versucht seine Wut in den Griff zu bekommen. Er atmet tief durch. "Aber ich wollte nicht gezwungen werden. Das ist es, was mich so aufregt. Das man immer über andere bestimmen will."
Ja, das habe ich mir gedacht: Er wird glauben, man will ihm seine Freiheit nehmen und das werden sie auch, wenn er nicht kooperiert. Er hasst es und deshalb hasst er alles, was damit zu tun hat. Mich vielleicht auch. 
"Wei Ying, es gut nicht um dich, sondern um das Leben von jeden und wenn du dich weigerst, wird es weitere Tote geben."
"Ah, jetzt drohst du mir also auch? Sogar du?" 
Ich weiß nicht, was vor sich geht. Ich schaue ihn an. Ja, das tue ich. Ich drohe dir, damit nicht noch mehr Menschen umkommen und du verstehst nicht, was mein Punkt ist.
"Ja", sage ich und ergänze genau das, was ich gedacht habe. 
"Ich werde schon einen Weg finden - wir werden einen finden", erwidert er widerwillig und senkt den Blick. "Diese - müssen mich nicht zwingen. Ich hätte es auch so gemacht." Er schüttelt den Kopf, als würde er mit sich selbst ringen. "Nein,  keiner zwingt mich zu irgendwas. Ich mache es selber, das kannst du ihnen sagen!"
Ich öffne den Mund, aber er redet weiter. "Und ich werde alleine den Lanling Clan zurückerobern! Ich gehöre nicht zu euch und ich brauche eure scheiß Hilfe nicht, verstanden?"
"Das ist übertrieben, Wei Ying. Mach das nicht." Du könntest sterben, ich könnte dich verlieren.
"Doch, das werde ich." Er schaut mich an und nach einer Weile des Schweigens gebe ich mich geschlagen.
Du darfst mich nicht wieder verlassen, Wei Ying. Ich liebe dich, du darfst nicht umkommen.

 Ich liebe dich, du darfst nicht umkommen

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Again and Again - WangXian[ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt