Es ist zu spät um aufzubrechen, zu gefährlich die sichere Stadt zu verlassen, die mich in ihren Bann gerissen hat. Die Uhr schlägt weit nach Mitternacht, mir fallen die Lider vor Müdigkeit zu, während ich das euphorische geschäftige Treiben auf den Straßen verfolge. Das du der Schöpfer sein sollst, will mir nicht so recht klar werden. Das du zu einen der Reichen, einen wie mir gehörst, will mir nicht in den Kopf gehen. Das passt nicht zu dir.
Dein Temperament, deine Liebe zur Einfachheit und zu allen das abenteuerlich ist, passt nicht zum Reichtum, den alten Langeweilern angehören, die nicht wissen wohin mit ihren Reichtum. Leider weiß ich ebenso wenig was ich mit meinen Wohlstand anfangen soll. Den Armen helfen, sie unterstützen und zu Reichen erheben? Einigen würde es bestimmt gefallen, doch jene die wissen was ihm Leben zählt, werden meine Hilfe ablehnen. Es ist nicht Wohlstand oder einen Titel die das Leben schön macht. Es ist die Freude am Leben, an den Kleinigkeiten, die Freude allgemein, an allem was gut ist.
Ich suche nach dieser Einfachheit, der wahren Freude, in jedem Moment, in den ich atme, in denen ich das Glück habe zu denken und zu fühlen, dich zu lieben.
Die Nacht verbringe ich müde und ausgelaugt in einem Gasthaus in einen der Seitenstraßen, in denen Frauen aneinandergereiht stehen und sich ihrer Arbeit zugunsten präsentieren und von Männern umwerben lassen, die nach Spaß suchen, nach einer Nacht in der sie ihr alltägliches ödes Leben vergessen können. Über der Nacht, hängt ein Nebenschleier, schlafend vernehme ich vorbeiziehende Laute und Stimmen, die versuchen mich aus meinen dunstigen leeren Träumen zu reißen. Traum und Wirklichkeit werden eins miteinander, die Stimmen dröhnen auf mich ein und sie werden zu gesichtslosen Menschen in meiner Traumwelt und du bist darin, die Stimmen werden zu einer, zu deiner. Ich liege und lausche in die Geräuschkulissen. Tausend kleine Geräusche die zu einen störenden Rauschen anschwellen und das ich keinen Namen geben kann. In aller Frühe, noch vor Sonnenaufgang stehe ich wieder auf, meine Glieder schwer und erschöpft von der Rast. Draußen neigt sich das fröhliche Treiben seinen Ende zu, die Händler verstauen ihre Waren und ziehen davon, in ihre angemieteten Grundstücke und legen sich zur Ruhe, bis die Sonne erneut untergeht. Die Lichter gehen aus, die Straßen sind leergefegt und menschenleer. Wie eine ausgestorbene Stadt ist sie wieder, wie wir vielen Jahren kommt ein dichter Nebel auf und gibt der Stadt ihre verfluchte Atmosphäre zurück.
Ich verlasse sie mit meinen wenigen Hab und Gut das ich mit mir trage, ohne ein letzten Blick auf dein Werk zurückzuwerfen. Es interessiert mich nicht wie viel du erreicht hast, was du getan hast, nur dein Ich in der Gegenwart zählt oder dein Ich, dass für mich dein gegenwärtiges ist. Bloß ein Schatten von dir Selbst. Nie werden Erinnerungen sein, wie der Moment war, nie wird eine Person, die zur Erinnerung wird, dass sein was sie war.
Durch den Osten, durch die dünnen Landstriche, die kaum besiedelt sind trägt es mich. Die Menschen leben zurückgezogen und einsam, wagen es nicht Fremde anzusprechen und vor mir versperren sie die Türen und riegeln die Fenster ab, halten die Luft an und versuche jeden Laut zu unterdrücken. Selbst die Kranken, auf den Totenbetten, die nichts zu riskieren haben, unterdrücken ihr gereiztes raues Husten und wenden den Blick zu mir, denn nur die Götter können solche Reichen zu ihnen schicken, als gutes Omen für das Leben nach dem Tod.
Der Schnee weht von den Bäumen herunter und schmilzt dahin. Es wird wärmer und ich höre das Knacken der Flüsse, die Eisschicht die wegbricht.
Dort ist er, der Berg in den die Meisterin deiner Mutter leben soll und die du aufgesucht haben sollst. Was auch immer du suchst, ich hoffe du wirst es finden. Ein dritter Tag neigt sich dem Ende, als ich beginne den Berg zu besteigen und die Sträucher umtrete und einen Trampelfahrt hinterlasse, auf den neuer Schnee rieselt. Die Flüsse frieren wieder ein und ich betrachte die Dämmerung, wie der Himmel erst rot wird und dann immer dunkler und die Sonne herabsteigt und aus meinen Sichtfeld verschwindet. Der Mond steigt auf, mittlerweile ist er groß und nur ein Stück fehlt von ihm, er leuchtet hell und weißlich auf den Wald und die Welt um mich herum. Mein Atem geht stockend und ich muss daran denken Luft zu holen. Meine Lunge tut weh vom tagelangen wandern, von der Suche nach dir, die sich immer weiter in die Länge zieht und du wanderst weiter in die Ferne, willst meine ausgestreckten Händen entgehen und mich warten lassen. Doch ich werde nicht eher aufgeben eher ich dich gefunden habe. Es gibt kein Zurück, selbst, wenn es mein Leben lang dauert wird dich zu finden, ich werde mein Versprechen dich zu finden, nicht brechen und egal wie oft unsere Lebenswege auseinander gehen werden, werden sie sich immer wieder treffen, miteinander kollabieren. Wir werden uns zusammentun und wenn die Zeit gekommen ist, werden wir erneut alleine sein, ohne den anderen der harschen Welt ausgeliefert sein."Wei Ying, Wei Ying, Wei Ying", flüstere ich wieder und wieder in die Einsamkeit hinein, sehe zu wie mein warmer Atem eine Wolke in der kalten Luft bildet und davonschwimmt.
Ich stolpere weiter voran und höre ein Brüllen nicht weit entfernt von hier. Es ist eine Horde Untoter und ungeschickt spiele ich Klänge auf meiner Zither, an der Eiszapfen hängen. Sie fallen nacheinander um, alle bis auf einen, der sich aufrichtet und auf mich zustolpert. Geschwächt weiche ich ihm unbeholfen auf und verliere fast mein Gleichgewicht. Meine Sinne sind getrübt und meine Instinkte ebenso. Ein Schwindel überkommt mich, Schwarz wird der Rand meiner Umgebung. Es flackert vor meinen Augen und ich habe Mühe mich auf den Beinen zu halten, meine tauben Finger umklammern den rutschigen Griff von Bichen. Mir entkommt ein leises Stöhnen, ein Klang der Erschöpfung und ich bin kurz davor aufzugeben, mich der warmen Dunkelheit hinzugeben, die auf mich zukommt. Der Schnee ist rutschig und meine Füße machen es sich schwer darin weiterhin das Gewicht meines Körpers zu tragen. Aber bevor ich in die Schwärze, die Ohnmacht und die Angst vor dem was geschehen wird versinke, reißt mich ein Flötenspiel aus meinem Zustand. Es sind aggressive Klänge, durchtränkt von Macht und Wille. Mein Kopf dreht sich, als ich es schaffe mich aufzufangen. Das Schwert droht mir aus der Hand zu fallen, mein Herz klopft laut und hallt in meinen ganzen Körper wider.
"Lan Zhan, du bist es?" Deine unverkennbare Stimme, die naive Überraschung darin. Ich habe dich wieder, ich kann deine Seele spüren, bis zu mir, bis zu meiner. Aber doch hat sich etwas an dir verändert. Deine Gesichtszüge sind kalt, fast leer und geübt sind deine Klänge. Da ist nichts Spontanes, nichts Ungeplantes. Das Stück, das du gerade gespielt hast verklingt und wir sehen uns an. Es gibt nur noch dich und mich. Der Rest verschwimmt in unscharfen Schemen und Klängen. Alles was meine Augen einfangen können bist du und deine Seele, die zu einer weiseren geworden ist. Wie dumm von mir zu glauben, du wärst unverändert geblieben. Aber du bist hier, in dem Moment in der die Ewigkeit kurz zu existieren scheint, der so sterblich, zart und gleichzeitig unsterblich, unveränderbar scheint.
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Again and Again - WangXian[ABGESCHLOSSEN]
Fanfiction[Fortsetzung von MDZS] Acht Jahre ist es her seit sich die Wege von Wei Ying und Lan Zhan getrennt haben. Als Lan Zhan beschließt Wei Ying zu finden, kommen neben seiner Unsicherheit wie er seine Gefühle gestehen soll, noch andere Probleme dazu: Er...