28: Rettungspläne

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Die Schlacht ist am Ende ins Nichts verlaufen. Beide Seiten haben gleich viel Verluste zu beklagen, es sind mindestens zweitausend. Und die Zahl wird steigen, wenn die Schwerverletzen ihren Wunden erliegen werden. 
Ich habe gezögert es Wei Ying zu sagen, denn die einzige Aufgabe, die ich hatte, war Jin Ling zu beschützen. Wenn er tot ist, ist es meine Schuld. Ich habe es Wei Ying erst gesagt, als-

"Wo ist eigentlich Jin Ling?"- er gefragt hat. Das war vor zwei Stunden. Jetzt sitzt er auf seinem ungemachten Bett mit hochroten Kopf und versucht sich einen Plan auszudenken, ihn zu retten, ohne jede zwei Sekunden auf Xue Yang zu fluchen. 
Von meinen Schuldgefühlen geplagt stehe ich in der Mitte des riesigen Schlafsaals und komme mir sehr klein vor. In mir bannt sich ein Sturm zusammen; das kann ich spüren. Verzweiflung, Angst, Schuldgefühle, Wut auf Xue Yang. Die Welle schwappt vor und zurück und je länger ich sie zurückhalte, desto mehr Kraft gewinnt sie. Bis sie bricht, wie ein Tsunami und ganze Küsten mit sich in die Tiefe reißt. 
"Er ist so ... TOT", schreit Wei Ying und wirft eine Glaslampe gegen die Wand. "So ein verdammter ... Okay, okay." Er atmet tief ein, mit dem Versuch sich zu beruhigen.
Ich balle die Fäuste und bin kurz davor zu weinen. Wahrscheinlich aus Frust. "Sag mal", sage ich zu Wei Ying und stocke kurz, "reicht es langsam?" Mist, jetzt hat es sich weinerlich angehört, als es klingen sollte. 

"Hä?" Er dreht sich abrupt zu mir um, als er die Tränen in meiner Stimme hört. Ich sehe ihn fest mit stumpfsinniger Mimik an und unter meinen Tsunami an Gefühlen, mischt sich Erregung, als auch er den Blick nicht abwendet.
"Also, na ja, wir werden ihn morgen einfach zurückholen", fährt er unverhohlen fort und versucht sich sein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen. Er kratzt sich am Hals. "Lan Zhan?", sagt er, als ich weiterhin einfach starre. "Hallo, Mann." Er wedelt mit seiner Hand vor meinen Gesicht. "Okay, ignorier mich ruhig." Er stellt sich gegenüber von mir und starrt mich ebenfalls an.
Mein Gesicht wird warm. Genau da fast er mich an und schmunzelt darüber. 
"Dein Kopf ist echt dreckig. Aber jetzt ist echt keine Zeit dafür." 
"Später", sage ich nur und er nickt lahm. 
"Klar, immer, einmal hat dir wohl nicht gereicht." 
"Das stimmt", antworte ich trocken und mustere ihn ausgiebig. "Das ist aber nicht das Thema."
"Dann schau auch nicht so!"
"Mein Körper reagiert eben auf dich." Ich hebe die Hände unschuldig in die Luft.
"Tja, mir kann man einfach nicht widerstehen." Er grinst und wird dann wieder ernst.

"Themawechsel. Ich muss nachher noch ein paar von meinen Kämpfer holen, also die, die auch dafür ausgebildet sind. Alleine kommen wir da nicht lebend rein oder raus." 
"Wo rein? In den Palast vom Lanling Jin Clan?" 
"Ja, wo soll er denn Jin Ling sonst hingebracht haben. Zumindest gibt es im Palast die besten Verstecke und es ist am Besten geschützt."
"Trotzdem, du kannst da nicht reingehen." 
"Warum?" Seine Augenbrauen ziehen sich misstrauisch zusammen. 
"Ich will nicht, dass dir was zustößt." Wieder steigen mir die Tränen in die Augen. "Wirklich, ich halte das nicht aus, dass du dich ständig in Gefahr bringst."
"Du musst dir doch keine Sorgen machen", erwidert er nur verblüfft. 
"Mache ich aber." 
Draußen höre ich ein lautes Stöhnen und ein Schmerzschrei, wahrscheinlich beginnen die Heiler damit, jeden zu retten, den es noch zu retten gibt und das kostet für gewöhnlich Nerven. 
"Und selbst wenn ich tot bin, die Welt ist so groß, dass man es kaum bemerken wird."
"Weißt du, wie schwer es war erst fast 16 Jahre und dann noch einmal 8 Jahre ohne dich zu leben?"
Wei Ying mustert mich fremd. "Bist du schon immer so?" 
Besessen von dir? So verliebt, dass ich nicht ohne dich leben kann? "Ja."
"Du meinst es also vollkommen ernst?", hackt er ungläubig nach. 
"Ja." 
"Okay, wir besprechen das alles, wann anders. Jetzt kommen wir schon wieder vom Thema ab", unterbricht er das Gespräch und lässt sich auf das Bett plumpsen, während draußen das Stöhnen und Schreien lauter wird. 
Es stinkt nach Blut und Ausgeschiedenen, nicht so stark wie auf dem Schlachtfeld, aber so stark, dass man es bis hier hoch riechen kann. 

"Ich werde nicht Jin Lings Leben riskieren. Im Gegenteil zu mir ist er ein Clan Anführer, ich kann ersetzt werden. Aber so ein traditioneller Clan braucht seine Traditionen und seinen Anführer." 
Ich schweige und versuche seinen Plan einen Chance zu bieten, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt.
"Ich hab's noch nicht ganz ausgearbeitet, aber wir werden morgen in der Dämmerung losreiten und in den frühen Morgenstunden angreifen. Wir versuchen uns reinzuschleichen, keine Toten. Wir holen Jin Ling da raus und verschwinden. Und falls es Probleme gibt habe ich die Kämpfer. Du wirst mitkommen." 
"Das wollte ich auch." 
"Deine Gedanken sind meine." Er zwinkert kurz. "Sollte es doch zum Konflikt kommen, versuchen wir so schnell wie möglich rauszukommen. Einmal durch die Kehle, die Leiche verstecken und weg vom Palast." 
"Und was ist dann mit Jin Ling?"
"Gute Frage. Ich hoffe nicht das Xue Yang wieder zum Verrückten wird, der er sonst immer ist."
Ich weiß, was er meint. Xue Yang ist ein kaltblütiger Mörder. Er ermordet Bräute, Jünglinge und Zivilisten. Menschen, die ihn nichts getan haben. 
"Und was wenn?"
"Dann geh ich dazwischen." 
Ich werfe ihn einen warnenden Blick zu. "Das machst du nicht. Das mache ich dann. Ich bin daran Schuld." 
"Nein, daran bist du nicht Schuld. Er hat Jin Ling schon vorher entführt. Jin Ling der Pfau konnte sich nicht wehren und das wars schon. Du hast nichts damit zu tun." 
Auch wenn du das sagst, komme ich mir wie ein Betrüger vor. 
"Ich suche jetzt den Leiter meiner Kriegertruppe, gib mir eine Sekunde", sagt er im Herausgehen und schließt die Türe leise hinter sich.

Endlich lösen sich meine Emotionen und dicke Tränen rollen über mein Gesicht. Sie sind warm und fallen in meinen Kragen hinein. Ich blinzele sie weg und lausche in die Schreie und  das Stöhnen hinein, bis es mir zu viel wird und sich mein Kopf wieder furchtbare Szenarien ausmalt. 
Die Minuten wollen sich verstreichen und die Sonne senkt immer tiefer. Mir wir mulmig zumute und die Szenen der letzten Schlacht spielen sich vor meinen Augen erneut ab. Ich kann es nicht aufhalten, dass ich es wieder sehen muss. Die abgedrehten Gliedmaßen, die Gedärme, der unerträgliche Gestank. 
Als ich das erste Mal in eine Schlachte gezogen bin, wusste ich nicht, wie grausam es sein kann. Wie widerlich. Damals war der Gestank schwächer gewesen und ich stärker und jünger. 
Jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken. 
Ich setze mich in Schneidersitz auf den Boden und versuche zu meditieren, um meine spirituelle Energie zu regulieren, die ich während des Kämpfens verloren habe. Und ich versuche die Zeit zu vergessen. 
Nach wenigen Minuten verschwimmt alles und mein Geist wird alles, auf das ich mich konzentriere. 

Jemand tippt mich sachte an. "Ich bin wieder da." Ich öffne meine Augen und Wei Ying steht über mir. 
"Und?", frage ich nur und blicke nach draußen, um abzuschätzen, wie viel Uhr wir haben. Noch immer dämmert es. So wenig Zeit ist vergangen? Die Angst lässt alles langsamer werden. 
"Einige der Krieger sind verwundet, aber die übrigen haben sich bereiterklärt. Wie können sie auch anders?" 
"Du bist der Herrscher. Es ist ihre Pflicht." 
"Ihre Pflicht für einen ihr Leben zu geben? Das ist doch schrecklich", denkt Wei Ying laut und wirkt betrübt. "Mag sein, dass ich herrsche, aber keiner soll sterben, wenn er nicht will." 
Ich sage nichts, da er im Inbegriff ist, mehr zu sagen. "Hört sich echt dumm an. Niemand soll sterben. Warum können wir nicht einfach in Frieden leben?"
Ich überlege. "Weil es in unserer Natur liegt", antworte ich schließlich trocken und Wei Ying seufzt. 
"Traurig", sagt er dazu. "Morgen Abend gehen wir los. Hoffentlich ohne Opfer. "
Seine Hoffnung wird sich kaum erfüllen, bei dem was ich bisher gehört und gesehen habe. Es wird ein Blutvergießen werden, wie immer.


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So kurze Sache, die ich loswerden muss: Ich habe gerade auf Reddit gelesen, dass das Alter von allen Figuren aus den MDZS Universum anscheinend nach asiatischer (?) Art gezählt wird und da zählt man so das man ab Geburt an 1 Jahr alt ist und ab den ersten Lebensjahr 2 Jahre. Und das man zu Neujahr immer um 1 Jahr älter ist. 
Das würde heißen das Lan Zhan sich mit 14/15 in Wei Ying verliebt hat, awwwwww. 
(Link: https://www.reddit.com/r/MoDaoZuShi/comments/rqwhgs/16_years_or_13_years/)

com/r/MoDaoZuShi/comments/rqwhgs/16_years_or_13_years/)

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Again and Again - WangXian[ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt