34: Endgegner

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Heyyy, 

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Eure
Yanderö <3

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Zwei Tage vergehen, ohne das ich Wei Ying zu Gesicht bekomme. Ich könnte, aber ich schaffe es nicht, ihn anzusehen, wenn er im Koma liegt und dem Tod näher ist als dem Leben. 

Von meinen Zimmer aus kann ich den Obstgarten beobachten, den Wei Ying angebaut hat. Xiao Xingchen sitzt dort in der Erde und kümmert sich fürsorglich um die Pflanzen, während Wei Yings Krieger besprechen, wie sie Xue Yang zum Fall bringen können. 
Sie laden mich ein und aus Schuldgefühlen heraus, geselle ich mich zu ihnen und höre mir ihre Ideen an. Ich bin zwar da, aber mit meinen Kopf hänge ich bei Wei Ying fest. 
Als ich zurück auf meine Zimmer kehre, habe ich alles bis auf Wortfetzen vergessen. Sie wollen Xiao Xingchen als Waffe nutzen und ich habe es vorgeschlagen. Ich Idiot. Ich schaue aus den Fenster, wo er friedlich einen Olivenbaum gisst. 
Er will keinen umbringen, oder? Er ist nicht der, von dem damals, als er seine Lehrerin ermordet hat. Wieso ist die Frage. Aus Hass, Mitleid, Liebe? 
Mir fällt keine Antwort ein. Vielleicht braucht es auch keine dieser Antworten. Vielleicht war es verrückt, genauso wie Xue Yang und genauso wie es Wei Ying einst war. 

Ich gehe die langen endlosen Gänge lang, bis ich bei Wei Yings Räumen angelangt bin. Mit einem letzten Atemzug öffne ich die Türe und bereue es nicht. Ich habe zwei Tage darüber nachgedacht, ob ich ihn besuchen soll. Zwei Tage lang habe ich meine Zeit damit verschwendet. 
Ich gehe durch den Eingangsbereich auf das große Bett zu, in dem Wei Ying liegt. Seine Haut ist blass und eingefallen und sein Atmung kaum sichtbar. Er rührt sich nicht. Als ich mich an das Bett setze, denke ich daran, wie lebendig er vor wenigen Tagen noch war. Wie lebensfroh er war und ... Warum erinnere mich an ihn als wäre er ein Toter? Habe ich zu viel Zeit mit Menschen verbracht die entweder tot sind oder waren? 
Ich schüttele meine finsteren Gedanken ab und streiche seine Hand mit meiner und küsse sie. Sie schmeckt nach ihm. Ich lasse sie fallen und gehe wieder heraus, diesmal in den Obstgarten. Auf den Weg begegnen mir die Mädchen, die mit gesenkten Kopf ein Festmahl für die Krieger auftragen. Als sie mich erkennen, rufen sie alle synchron: "Hanguang-Jun."
Ich winke ihnen zu, bevor ich das Tempo beschleunige. Ich muss Xiao Xingchen von dem Plan erzählen. Er muss mitmachen, sonst haben wir ein ernsthaftes Problem. 

Xiao Xingchen reagiert nicht, als er mich hört. Diesmal sitzt er im Schneidersitz auf dem Boden und meditiert. 
Ich räuspere mich und er regt sich. 
"Hallo, Lan Wangji, schön dich zu sehen." Er steht auf und verbeugt sich vor mir und ich verbeuge mich ebenfalls vor ihm. 
"Ja, ebenfalls. Kann ich kurz mit dir sprechen?"
"Ist es wichtig?"
"Mhm, ja." 
Er nickt und wir gehen ein Stück zwischen den vollen und reifen Obstbäumen spazieren, die den Weg säumen. "Die Krieger wollen das du Xue Yang tötest."
"Wie gesagt, ich weiß nicht ob ich das kann." 
"Kein anderer kann das."
"Würdest du Wei Ying umbringen, wenn du es müsstest?"
Ich überlege. Für den Weltfrieden? Vielleicht, aber es würde mir mein eigenes Leben nehmen. "Ja." 
Er seufzt. "Das ist herzlos von dir." 
"Es geht nicht um ihn oder mich, sondern um den Frieden."
"Wie lange geht dieser Krieg schon?"
"Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Ich weiß nur das es Krieg ist, der uns verändern wird."
"Es gibt keinen anderen Weg, oder? Er will auch nicht mit sich verhandeln lassen." 
"Er kennt nur rohe Gewalt." 
"Wie kann ich nur so einen Menschen lieben?", sagt er zu sich. 
"Dagegen kann man nichts tun." So ist die Liebe. "Vielleicht ist er innen nicht so. Das Leben hat ihm zu dem gemacht, der er ist." 
"Es war seine Entscheidung, keiner hat ihn gezwungen." 
"Die Menschen sind grausam, natürlich können sie ihn gezwungen haben." 
Ich sprach das ursprüngliche Thema wieder an, er versuchte davon abzukommen. "Versprich mir, dass du uns helfen wirst."
Er schweigt und seine Stirn legt sich in Denkfalten. "Ich verspreche es." Er seufzt. "Es wird mir eine Menge Kummer bereiten." 
"Damit kann man leben", erwidere ich, der das alles schon durchgemacht hat. 
"Man will es wahrscheinlich nicht, dass ist der Punkt." 
"Richtig", sage ich ihm die Wahrheit. "Man wünscht sich nichts mehr als zu sterben, um im nächsten Leben ihn zu treffen." 

"Töte mich, wenn ich ihn töte", bittet er mich mit solchen verstörenden Tonfall, dass ich zusammenzucke und meinen Ohren nicht trauen will. Fast fluche ich. 
"Das werde ich nicht. Wei Ying ist im Koma wegen dem hier." 
"Es war eure Entscheidung. Ihr müsst die Konsequenzen tragen, Lan Wangji. So leid es mir tut, ihr habt kein Recht darauf, mir zu sagen, was ich tun soll. Wenn ich ihn umbringe ..." Er schüttelt den Kopf. "Du weißt wahrscheinlich, dass ich auch ein Mörder bin."
"Ja", antworte ich ihm. 
"Ich kann keine zwei Menschen töten. Einer ist genug." Er sieht nach vorne, in die Landschaft aus Obstbäumen und unreifen Erdbeersträuchern. 
"Du hast es versprochen", erinnere ich ihn. 
"Ich weiß, aber wenn ich ihn töte, bin ich nicht besser als die anderen. Das war ich nie."
"Wir sind alle Menschen." Wir sind alle gleich viel wert, doch ich kann es nicht leiden, wenn es einige gibt, die die anderen bedrohen. "Aber hundert Menschen sind mehr wert als einer." 
"Wenn du das so siehst", erwidert er ausweichend. 
"Ich werde dich nicht töten", sage ich mit fester Stimme. "Und du auch nicht dich selbst", unterbreche ich ihn. Das ist sein nächster Gedanke? Ich will nicht das ich weiter Menschen beim Sterben zusehen muss. Das war die gesamte Zeit über meine große Angst bei diesem ... Experiment? Jetzt ist es soweit und wir müssen bezahlen. 
Ohne zu antworten wendet er sich ab und spaziert tiefer in den Obstgarten hinein. 

Der Rat, ist nicht erfreut, als ich ihnen von dem Gespräch berichte. 
"Er darf sich nicht umbringen, auf keinen Fall", wirft ein Wesen halb Frau halb Schlange ein. Sie zischt bedrohlich bei jedem s. "Wir brauchen ihn danach auch. Er wird das doch einsehen?" 
Sie schaut mich erwartungsvoll an. "Nein, er sagt, er kann nicht ohne Xue Yang leben." 
"Er lebt doch ohne ihn!", mischt sich der blondhaarige Krieger mit den golden klimpernden Schmuck ein. 
"Aber er kann nicht leben, wenn Xue Yang nicht in dieser Welt ist."
"Wo leben wir? In einem Märchen? Bei den Göttern!", ruft die Schlangenfrau und schlägt mit ihren Schwanz auf den Boden. 
"Genau!", stimmen ihr einige lauter, einige leiser zu. 
"Versucht ihr ihn doch zu überzeugen", sage ich und alle starren mich an. 
"Hanguang-Jun, soll das ein schlechter Scherz ein?", fragt sie mich. 
"Nein, ich kann ihn nun Mal nicht zwingen. Er will sich umbringen. Ich habe versucht es ihm auszureden." 
"Was ist falsch mit diesem Typ? Warum ist er so undankbar?! Nicht jeder wird aus dem Tod zurückgeholt." Leise setzt sie hinzu: "Außer man kultiviert auf den dunklen Pfad." 
Ich tue als hätte ich sie überhört. "Ich habe es schon gesagt. Er wollte nicht leben."
"Dann hätte er auch tot bleiben können, wenn er sich jetzt weigert. Xue Yang ist der Endgegner, nach ihm kommt nichts mehr." 
"Wenn wir ihn töten, müssen wir seine Seele zerstören", sage ich. 
"Ja, anscheinend, macht heutzutage keiner mehr vor irgendwas Halt." 
Stille legt sich über den riesigen Saal und den langen Tisch an den die Krieger sitzen. Sie schauen sich besorgt an. 
"Wir fordern ihn heraus. In einem Duell. Xiao Xingchen gegen ihn", schlage ich vor. 
"Er wird nicht kommen oder glaubst du er will draufgehen?"
"Dann müssen wir ihn dazu bringen zu kommen. Lasst ihn glauben wir liefern ihn Xiao Xingchen aus."
"Mir gefällt das", sagt die Schlangenfrau. "Wir spielen also mit denselben Karten wie er. Wer überbringt ihn die Nachricht?" 
Keiner meldet sich freiwillig. "Muss ich das machen oder soll ich eins von den Mädchen schicken?"
Noch immer reagiert keiner. 
"In Ordnung, ich schicke eins der Mädchen. Zumindest machen die einen netteren Eindruck." 
Hastig wende ich ein: "Irgendein Krieger muss sie begleiten, er tötet ohne nachzudenken."
"Ich gehe schon mit. Keine Sorge. Wenn er das Mädchen anfassen will, muss er erst an mir vorbei." 
Ich nicke und sie steht auf. Die Versammlung ist offiziell beendet. "Erzähl jedem das in zwei Tagen Xue Yang endlich tot sein wird", sagt sie zu mir. "Das alles wieder wie vorher sein wird." 

Das wird es aber nicht ohne dich sein. 

 

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Again and Again - WangXian[ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt