Greg Murphy aus Bad Dad
„Pawpaw! Granny meint, du sollst dich mit den Lichterketten beeilen. Und vor allem sollst du vorsichtig sein, dass du nicht vom Dach herunter stürzt. Du bist nicht mehr der Jüngste, sagt sie. Was heißt das?"
Greg schnaubte unwirsch, hielt aber den Mund, um seine Enkelin nicht anzufahren, die er abgöttisch liebte. Doch leider war Cara verflucht ehrlich und auch verflucht neugierig. Und leider sprach sie den Erwachsenen alles nach, was gerade bei ihm sehr gefährlich war.
„Granny denkt, dein Pawpaw ist alt und tattrig. Bin ich aber nicht und das werde ich ihr früh genug beweisen. Wenn dein Dad allerdings seinen Hintern mal hierher bewegen würde, müsste ich nicht alleine auf dem Dach herumkriechen. Oder dein Onkel Sean könnte seinen Prachtkörper auch einmal aus dem Bett bewegen."
Cara kicherte und hob schon einen Fuß auf die Leiter.
„Ich kann dir helfen, Pawpaw."
Einen Teufel wirst du, mein Kleines!
Cara war sein kleiner Liebling, was er natürlich nicht offen zeigte. Das lag auch daran, dass sie ihn so gut wie nie Grandpa nannte, sondern sich einen Spitznamen für ihn überlegte. Pawpaw hieß er, weil angeblich seine Harley so klingen würde, wenn er sie anmachte. Außerdem war sie noch seine einzige Enkelin. Da konnte er ruhig zum Softie werden.
„Ich bin fast fertig, mein Teufelchen. Wo ist eigentlich Steve? Wollt ihr nicht mehr zusammen spielen?"
Sein jüngster Sohn war nur drei Jahre älter als seine Enkelin und eigentlich verstanden sie sich immer gut.
Doch nun sah Greg, wie sich Caras Gesicht verzog und sich Tränen in ihren Augen sammelten.
„Steve ist doof. Ich mag ihn nicht mehr."
Ihr Kopf senkte sich und Gregs Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er mochte es ganz und gar nicht, wenn die Frauen in seiner Familie traurig waren.
Die Lichterkette konnte auch warten. So schnell er konnte, stieg er die Leiter herunter und nahm Cara in seine Arme.
„Was ist denn los, Teufelchen? Was hat Steve denn gesagt, dass du so traurig bist?"
Sie schluchzte und grub ihre Nase in Gregs Halsbeuge.
„Er...er hat gesagt...gesagt, es gibt keinen Weihnachtsmann."
Greg verzog schon wieder das Gesicht. Mit seinen acht Jahren war Steve leider ein kleiner Klugscheißer und irgendwie hatte er mal mitbekommen, dass es eben nicht der Weihnachtsmann war, der die Geschenke unter den Baum gelegt hat, sondern sein Vater, der fluchend die Geschenke arrangierte und die Milch trank. Die Kekse waren ja okay, aber Milch? Santa schuldete ihn eindeutig etwas, weil Greg ihm das abnahm.
Nun ja, dass Steve damit dem Teufelchen das kleine Herz brach, war ihm wohl nicht bewusst.
„Mh, das war aber doof von ihm. Muss ich zugeben."
Er überlegte fieberhaft, wie er das wieder in Ordnung bringen konnte. Doch dann fiel ihm etwas ein.
„Weißt du was, Teufelchen? Wir beide machen eine Motorradtour. Was hältst du davon? Nur dein alter Pawpaw und das Teufelchen. Wer weiß, wer uns begegnet?"
Sofort erhellte sich Caras Gesicht, denn sie liebte die Motorräder, die jeder Murphy besaß.
„Nur wir zwei? Ohne Dad?"
Greg grinste. Vor einigen Jahren hatte Jeff es aufgegeben, auf das Motorrad zu verzichten, was aber nicht hieß, dass er seine Tochter nicht nur mit allem möglichen Sicherheitszeug ausstattete, so dass sie wie ein Marshmallow aussah, nein, er meckerte auch andauernd, wenn sie nur einen Finger von ihm löste.
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Advent mit Maike
RandomHerzlich Willkommen bei meinem fast schon traditionellen Adventskalender. Dieses Jahr gibt es ein Wiedersehen mit einigen Figuren aus meinen Romanen. Viel Spaß. Cover by Nancy Bieler Erwacheneninhalt