Zeig es mir...

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*Lesenacht Kapitel 5/5*Kapitel 14

Veronika

"Das sieht mir ähnlich", stellte sie fest und war fast neidisch als sie die kräftigen und erfahrenen Striche betrachtete, die in ihrer Gesamtheit ein hübsches, verträumtes Mädchen zeigten. Auf den ersten Blick hatte Veronika sogar gedacht, dass hier sei sie selbst, aber die feinen Gesichtszüge, die fast perfekte aristokratische Ausmaße annahmen, besaß sie nicht. Definitiv nicht.

"Wäre auch gut, denn das bist du. Ich habe es auf dem Schulhof gezeichnet", meinte Hitch und Veronika runzelte sofort die Stirn und lachte kurz selbst ironisch auf.

"Nett, dass du das sagst, aber ich weiß, wie ich aussehe." Jeden verdammten Tag betrachtete sie sich im Spiegel und war an guten Tagen davon überzeugt, dass sie nicht vollkommen hässlich war, aber definitiv weit weg von der hübschen Frau auf dieser Zeichnung.

Als sie in Hitchs Richtung sah, bemerkte sie seinen durchdringenden Blick, der ihr sagte, dass ihn ihre Einschätzung verwirrte, aber damit musste er selbst klarkommen. Sie war nicht hier, um sich Komplimente abzuholen. Sie war Realistin und das letzte, was sie wollte, war mit ihm darüber zu diskutieren, wie idealisiert er sie betrachtete. Das war sein Problem und er war so klug, das auch nicht zum Thema zu machen.

"Warum bist du hier?" fragte er und Veronika hielt demonstrativ ihr neu erworbenes Skizzenheft in die Höhe.

"Wonach sieht es aus?" stellte sie die Gegenfrage und fühlte sich dabei besonders raffiniert, doch Hitchs Gesichtsausdruck nahm einen Düsternis an, die ihr sofort verriet, dass er ihr Spielchen durchschaute. Veronika war nicht hier um zu malen, das alles war lediglich eine Ausrede dafür um hier zu seinen und darauf zu hoffen, dass mehr passieren würde. Er wusste es. Sie sah es.

Es war die Art, wie er seine Arme vor der breiten Brust verschränkte und seinen Blick einmal an ihr herab und wieder hinauf gleiten ließ. Sie hatte sich für eine enge Jeans entschieden und ein einfaches T-Shirt, das ihre zu kleine Oberweite etwas kaschierte. Sie hatte in den letzten Wochen einige Kilo zugenommen und ein paar Rundungen bekommen, fühlte sich aber immer noch wie ein viel zu knochiger Gnom, dem es ziemlich deutlich an Weiblichkeit mangelte.

Unter normalen Umständen wäre Veronika nie auf die Idee gekommen, dass ein Mann wie Hitch sich für sie interessierte. Er war groß, kräftig und sah definitiv so aus, als würde er zu den Männern gehören, die etwas zum Anfassen haben wollten. Zudem war er ältere Frauen als Veronika gewöhnt. Frauen, die wie er irgendwo am Ende ihrer zwanziger steckten, vielleicht auch bereits in ihren dreißigern und ihr damit sehr viel mehr Erfahrung voraus hatten. Aber er hatte schließlich mit ihr geflirtet und nicht umgekehrt, also muss ihn ja irgendwas trotz allen an ihr ansprechen.

"Das ist keine gute Idee, Ms Woodhall", entfuhr es Hitch und fast wäre Veronikas Lächeln in sich zusammengebrochen. Doch sie bekam die kurve und schlenderte mit bester Unschuldsmiene auf ihn zu.

"Und wieso nicht?" fragte sie und als sie direkt vor ihm stand, waren seine Gesichtszüge zu ernst und undurchdringlich wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. Beim Nachsitzen schien er zwar immer respekteinflößend, aber nie verschlossen. Nun aber hatte er eine Mauer hochgezogen, von der sich Veronika lediglich noch mehr herausgefordert fühlte.

Kurz rappelte sie ihren Mut zusammen und sprach sich Mut zu. Er hatte im Unterricht ehrlich interessiert gewirkt, also war er das noch immer. Vielleicht hielt er es im Nachgang für eine schlechte Idee, aber Veronika hatte noch nie zu den Mädchen gehört, die sich von einer Herausforderung abschrecken ließ. Sie war kein Feigling. Auch die Aussicht auf einen möglichen Korb bereit ihr keine Bauchschmerzen. Es war schließlich nicht so, als wäre sie in ihn verknallt oder so, sie wollte einfach nur Gelegenheit am Schopf packen und einen Mann ins Bett bekommen, der unter normalen Umständen unerreichbar für sie war.

"Du hast keine Ahnung worauf du dich da einlässt" erwiderte er ernst und schien genau zu wissen, warum sie hier war und worauf das alles hinaus ließ. Er durchschaute sie mit nur einem Blick, aber Veronika lächelte nur, so einnehmend wie sie konnte und zuckte mit den Schultern.

"Machen die paar Wochen wirklich noch einen Unterschied? Hast du Angst um deinen Job? Ich werde nichts verraten", versprach sie, aber als seine Mundwinkel diabolisch zuckten, erkannte sie ihren Irrtum. Hitch zögerte nicht, weil er um seinen Ruf fürchtete. Ganz und gar nicht.

"Das ist nicht das, was ich meinte. Ich bin keiner deiner unreifen Schulkameraden", begann er und machte dann seinerseits einen Schritt auf sie zu. Kam so nahe, dass Veronika sein Aftershave riechen konnte, sie seine Körperwärme fast greifbar auf ihrer eigenen Haut spüren könnte. Unendlich langsam gab er seine abwehrende Haltung auf und griff mit einem seiner Hände nach ihrem Kinn. Oder zumindest glaubte sie, dass er nach ihrem Kinn greifen wollte, stattdessen aber legte sich seine Hand um ihre Kehle und nahm ihr den Atem. Im mehrere Sinne. Einerseits sorgte die dominante und besitzergreifende Geste dafür, dass Veronika schlicht vergaß Luft zu holen, andererseits drückte er aktiv leicht ihren Hals zusammen. Nicht sodass es schmerzte, aber definitiv kräftig genug, um die unterschwellige Drohung zu verdeutlichen.

"Ich bin keiner von den grünschnäbligen Jungen, mit denen du bis jetzt zusammen warst und ich bin definitiv keiner der auf vanilla Sex steht", begann er und das Adrenalin, das in Veronikas Ohren rauschte, sorgte dafür das sie eine Weile brauchte um zu verstehen, was er sagte. Er hatte sich zu ihr heruntergebeugt, während er noch immer ihren Hals umklammert hielt und starrte auf ihre Lippen, als würde er sich zurückhalten müssen. Als würde er sie küssen wollen.

Ein Schauer durchfuhr ihren Körper und sie spürte wie ihr die leere Skizzenheft aus den Fingern glitt, zusammen mit der kleinen Tasche in denen sich die Grafitstifte befanden. Es war ihr gleichgültig. Alles, was sie wollte, war ihn zu berühren. Ihre Finger glitten über seinen nackten Unterarm, fuhren über kräftigen Sehnen und Muskeln, weiter bis zu seiner Hand. Kurz blickte Hitch von ihren Lippen auf und suchte etwas in ihrem Blick, das er aber nicht finden würde. Furcht. Sie umfasste sein Handgelenk, aber nicht um seine Hand von ihrer Kehle zu ziehen, sondern um den Puls unter seiner Hand zu fühlen. Sie wollte wissen, ob auch sein Herz mit solch wild donnernden Schlägen gegen seine Rippen donnerte, wollte wissen, ob er es ebenso berauschend fand wie sie.

"Zeig es mir."

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uhhh miese stelle ^^ zugegeben. 

Was haltet ihr von der Entwicklung? 

Let me Deep, Kitten - Seven SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt