Veronika
"Das gefällt mir nicht!", meinte Melody und tappte ungeduldig mit dem Schuh, um ihrer Missbilligung weiteren Ausdruck zu verleihen. Als wäre das wirklich nötig.
"Es ist nicht deine Hochzeit, Melody. Das ist Veronikas Entscheidung, wie sie das organisiert", meinte Luna und zog Zeds Schlips noch einmal gerade. Melody stöhnte.
"Aber das ist es ja...da ist keine Organisation, keine Pläne. Gar nichts. Sieh dich um, Luna. Das hier ist ein Standesamtbesuch und sie trägt nicht einmal ein Kleid", meinte Melody und deutete auf Veronika, die sich an Hitchs Unterarm festhielt und gelangweilt gähnte. Sie warteten jetzt schon über eine Stunde auf diesem Gang darauf, die Eheurkunde unterschreiben zu dürfen.
Denn mehr 'Hochzeit' würde es nicht geben. Nach der Brautzilla Aktion mit Melody hatte Veronika wenig Lust gehabt, dieses Drama noch einmal zu durchleben und da sie auch nicht warten wollte diesen Kerl für immer an sich zu binden, war das hier eben am praktischsten.
"Ich trage einen Rock!", verkündete Veronika und deutete auf den Faltenrock mit Schotten Muster, den sie über einer Netzstrumpfhose trug.
"Und eine Bluse! Das ist in Ordnung!", meinte sie wieder, aber Melody schnaufte nur.
"Und du hast Farbe auf beidem! Hitch überleg dir das noch einmal! Wir könnten richtig Feiern und Spaß haben und ..."
"Vergiss es Melody. Ich gehe hier erst wieder weg, wenn sie meine Frau geworden ist. Ich hab lange genug gewartet", meinte er und Veronika zog eine Augenbraue nach oben.
'Lange genug' war definitiv Definitionssache, schließlich war er heute erst aus dem Krankenhaus entlassen worden, aber Veronika stimmte mit ihm überein, was den Rest anging.
"Wir könnten danach feiern..." versuchte Melody es ein weiteres Mal und Veronika warf ihrer Freundin ein breites Grinsen zu.
"Oh wir werden feiern! Zu Hause. Nicht war, Daddy?", meinte sie und rieb sich aufreizend an Hitch sodass sein Lächeln einen ziemlich zweideutigen Zug annahm.
"Warum bis auf zu Hause warten? Du bist ein ungeduldiges Kätzchen, da muss ich sofort gegen steuern!", meinte er und ließ seine Hand unauffällig über diesen Rock gleiten, den sie ausschließlich mit der Intension angezogen hatte, ihn verrückt zu machen.
Sie hatte nicht mal ein Höschen an. Als ursprünglich schon, aber der Slip war ihr auf der Krankenhaustoilette abhandengekommen, als Hitch ihr wegen einer zweideutigen Schüler-Lehrer-Anspielung ein Spanking verpasst hatte.
Für ihren Geschmack war ihr Hochzeitstag absolut perfekt, und er würde noch perfekter werden, wenn sie im Noir weiterspielten.
"Kein Sinn für Traditionen! Also wirklich. Und das schlimme: dafür werdet ihr auch noch gefeiert werden, wie die ganze Zeit schon. Furchtbar!", beschwerte sich Melody und spielte damit auf die ganzen Klatschzeitschriften an, die seit Wochen nur noch ein Thema hatten: Hitch und Veronika.
Die beiden Künstler, ehemalige Schülerin und ihr Mentor, die eine sehr leidenschaftliche Beziehung führten. Einmal hatte es sogar ein Foto auf das Cover einer Boulevardzeitung geschafft, wo Hitch ihr eine Hand unter ihr Shirt geschoben hatte, während sie mit dem Pinsel vor einer Leinwand stand. Skandalträchtiger ging es kaum.
Aber vielleicht auch doch.
Verlegen war Veronika deswegen nicht. Diese kleinen Skandale waren wunderbar verkaufsfördernd für ihre Bilder und in den sozialen Medien war es zu einem Meme geworden, Ihre Bilder direkt neben seine zu hängen. Zudem wollten Aussteller sie zusammen buchen und überschlugen sich mit angeboten. So einen Hype musste man ausnutzen, auch wenn Hitch die Paparazzi eher als nervig empfand.
"Willst du auch ein paar Skandale verursachen, Darling?", fragte Elija anrüchig und zog seine Frau an sich, um seine Hände ebenfalls an ihren Körper entlang gleiten zu lassen.
Melody verlor für einen Moment diesen eher ungnädigen Ausdruck auf ihrem Gesicht und driftete sichtbar mit ihren eigenen Gedanken ab.
Als sie sich wieder fing, blickte sie böse zu Elija hoch.
"Wir sind nicht im Noir!", presste sie hervor und Elijas Antwort wurde von der Standesamt-Mitarbeiterin unterbrochen, die ihnen jetzt die Tür öffnete.
"Reist euch jetzt zusammen! Alle!", bestimmte Luna mit einem Ton in der Stimme, den sie sich irgendwann angewöhnt hatte, als sie begonnen hatte, selbst im Noir zu arbeiten, doch wirklich bestimmend klang der nicht. Veronika grinste breit und drängte sich an Hitchs Arm in das kleine Büro.
"Ich muss sie zuvor rechtlich belehren", meinte die Frau, als alle sich endlich gesetzt hatten und Veronika sich vorschnell die Dokumente herangezogen hatte. Sie bekam nicht viel von dieser Belehrung mit, sondern starrte einfach nur auf diese Urkunde, wo ihrer beide Namen stand und...
"Moment, du heißt Bill, mit zweiten Vornamen?", fragte sie und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Hitch warf ich einen bitteren Blick zu.
"Billi-Boy!", schnurrte sie spöttisch und er verdrehte die Augen.
"Genau deshalb hab ich es dir nie erzählt. Aber wo du schon einmal dabei bist deinen Namen zu ändern, Kitten, könnten wir dir auch noch einen peinlichen Zweitnamen verpassen. Vielleicht etwas Niedliches wie Sunny oder..."
Die Frau vom Standesamt räusperte sich. Und sie wurden beide wieder still und auch wenn Veronika bereits nach einem Stift griff und die Urkunde unterschrieb, lange bevor die Frau endlich mit allem geendet hatte, war sie zufrieden mit allem. Wie könnte sie auch nicht?
Sie saß neben dem Mann, den sie liebte, der ihr eine Welt offenbart hatte, die sie, in der sie sich frei und vollständig fühlte und der bereit war, den Rest ihres Lebens mit ihr zu verbringen.
Als die Frau endlich fertig war, unterschrieb auch Hitch und lachte, als er sah, dass sie die Worte ' Bis dass der Tod uns scheidet,' auf ihrem Exemplar durchgestrichen hatte und 'bis ich dich gehen lasse, Daddy' ersetzt hatte. Er lachte auf. Die Mitarbeiterin war weniger begeistert, aber sie bestimmte dennoch, dass es nun offiziell war und dann gab es den langersehnten Applaus, der ihnen zu stand und einen heiß verzerrenden Kuss, der sie beide dazu brachte einen Abstecher in eine Toilettenkabine zu machen.
ENDE
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Let me Deep, Kitten - Seven Sins
RomanceSie war nie die Protagonisten in ihrer eigenen Geschichte gewesen. Nicht, als die Klischee Neue ihr, dem beliebtesten Mädchen der Schule, den Freund ausspannte und dann auch noch, sie selbst die Böse in dem Spiel sein sollte, und auch nicht als sie...