Kapitel 22
Veronika
Veronika wischte mit ihren Handballen über die Kohleskizze in ihrem Block und beschmierte damit nicht nur sich selbst, sondern auch den Tisch so vollkommen mit Kohle, dass sie sich fluchend erhob und ins Bad lief.
Es war zum Verzweifeln.
Sie hatte gedacht, dass etwas Alkohol und Zeichnen sie etwas entspannen würde, aber sie schaffte es einfach nicht auch nur eine simple Idee auf Papier zu bannen. Die Linien waren zittrig und die Motive plakativ. Sie war wirklich nicht in der Verfassung zu malen. Sie konnte nicht loslassen und immer wenn sie es versuchte, glitten ihre Gedanken in eine Richtung, die sie lieber nicht wahrhaben wollte.
Hitch.
Dass dieser Mistkerl ihr einfach auf die Nase gebunden hatte, dass er angeblich geblieben wäre, wenn sie nur etwas gesagt hätte, glaubte sie nicht eine Sekunde wirklich. Aber da war dieser Hoffnungsschimmer, der plötzlich wieder in der kalten Asche ihrer ehemaligen Leidenschaft entzündet worden war.
Einen Hoffnungsschimmer, über den sie nun ein Glas stülpte in dem verzweifelten Versuch, dass er von selbst wieder ersticken würde. Doch dieses lästige kleine Ding brannte weiter und fraß sich durch ihr Innerstes. So eine verdammte Scheiße.
Verzweifelt schrubbte sie sich die Kohle von den Fingern und vermied den Blick in den Spiegel, denn sie wollte nicht sehen, wie verwirrt sie aussah, wie verletzt, wie...wie die alte Veronika.
Sie mochte die alte Veronika nicht und wollte nicht wieder sie sein. Die alte Veronika hatte sich stets angepasst, um anderen zu gefallen. Hitch zu gefallen. Die alte Veronika sollte tot und begraben sein, aber in schwachen Momenten wie diesen, erhob sie sich wie ein Zombie aus ihrem Grab und suchte sie heim.
Zum Kotzen.
Ohne sich die Hände abzutrocknen, griff Veronika nach der Flasche Wodka neben sich und nahm einen großen Schluck daraus. Er war so gut, dass er nicht mal in der Kehle brannte und ihr auch morgen keinen Kater verabreichen würde.
Sie mochte momentan einmal wieder nicht mir sich selbst im reinen sein, aber sie wollte auf keinen Fall Melody ihre Hochzeit ruinieren. V selbst war vielleicht ein kaputter Mensch, aber dennoch eine gute Freundin! Die Hochzeit war wichtiger als ihr auf und ab mit Hitch.
Oder ihren Mangel an Individualität. Veronika nahm sich vor, morgen gut gelaunt zu sein, um Melody einen fantastischen Tag zu vergönnen.
Ohne auf das verwischte Bild in ihrem Block zu beachten, dass einen männlichen Körper darstellte, der verdächtig nach Hitch aussah, stellte sie die Flasche Alkohol darauf ab und ließ sich in ihr Bett fallen. Sie musste schlafen, sie musste zur Ruhe kommen, sie musste sich selbst wieder zusammen setzen. Sie musste mit dieser ganzen Scheiße abschließen.
Das jucken ihrer noch frischen Narben an ihren Handgelenken aber machte es schwierig es auszuhalten. Warum lebte sie überhaupt noch? Was hatten ihr die letzten Wochen und Monate gebracht? Veronika hatte sich selbst nie als schlechten Menschen gesehen, aber jetzt kam es ihr vor, als würde sie bestraft werden.
Was machte sie falsch? Was erwartete der Himmel von ihr, damit sie diesem ganzen scheiß entkommen könnte? Sich selbst, ihrer Vergangenheit und vielleicht auch ihrer Zukunft. Doch wenn der Himmel darauf eine Antwort hatte, schwieg er verdächtig und zog sich damit abermals ihren Unmut zu.
Ein zartes Klopfen an ihrer Tür riss sie nur kurz aus diesen Gedanken, aber anstatt darauf zu reagieren, rollte sie sich nur weiter in ihrem Bett ein und zog sich die Decke über den Kopf. Sie wollte nicht reden.
Mit niemandem. Was sie wollte, war einfach zu verschwinden und nie wieder in diese Hölle zurückzukehren, die sich Leben nannte.
"Veronika?", fragte eine Stimme, die sie nicht kannte.
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Let me Deep, Kitten - Seven Sins
RomanceSie war nie die Protagonisten in ihrer eigenen Geschichte gewesen. Nicht, als die Klischee Neue ihr, dem beliebtesten Mädchen der Schule, den Freund ausspannte und dann auch noch, sie selbst die Böse in dem Spiel sein sollte, und auch nicht als sie...