Kapitel 50
Veronika
Oleg hielt ihr einen Kaffeebecher unter die Nase, während Lachan mit Elija diskutierte und bei allem mehr als selbstgefällig wirkte. Sie hatte ihn. Alles, was Veronika spürte, war dieser unsagbare Hass auf Lachan und die schmerzliche Sorge um Hitch, der sich nun seit mehr als acht Stunden im OP befand.
"Schwarz, trink!", meinte der riesige Typ mit dem kahl rasierten Kopf, denn Veronika schon in dem Büro ihres Vaters gesehen hatte.
Er war von Elijas Bruder dort eingeschleust worden und hatte Mr. Glied, den miesen Anwalt, umgebracht, als sie sich verpisst hatten. Doch es war alles nicht schnell genug gegangen. Hitch war getroffen worden.
Eine Kugel hatte sich in seine Schädeldecke gebohrt, allerdings nicht vollständig. Zum Glück. Sonst wäre er jetzt tot, dennoch musste er operiert werden und langsam bekam Veronika Zweifel, ob es das alles wert gewesen war.
Warum war sie nicht einfach in ihr Happy End mit Hitch geritten? Warum hatte sie sich in diese Scheiße einmischen müssen? Für ihre Mutter? Für Gerechtigkeit? Nein. Für Rache an ihrem Vater. Nutzlos.
Gut und böse, richtig und falsch. Das war Definitionssache.
"Danke, mein Großer. Hast du einen Schuss Vodka reingemacht? Das brauch ich jetzt", meinte sie, aber Oleg schüttelte seinen Kopf.
"Nein, Mädchen. Kein Alkohol!", meinte er schlicht und Veronika sah zu ihm auf und fragte sich, ob er sie schlicht für zu jung hielt. Er war ein netter Kerl. Netter als sie es von jemanden erwarten konnte, der ohne mit der Wimper zu zucken jemanden umlegen konnte.
Aber ihr fehlte die Kraft sich mit ihm, Lachan oder Elija anzulegen. Also nahm sie den Kaffee und starrte blicklos in die schwarze Brühe.
Erst als sie das unverkennbare, selbstsichere Klappern von hohen Schuhen auf dem Fliesenboden hörte, hob sie den Kopf wieder.
Melody stolzierte wie eine Göttin durch den Gang. Ihre lange, rote Mähne flog hinter ihr her, während sie ein so enges Kleid trug, das an ihr klebte wie eine zweite Haut. Sie mochte keine klassisch schöne Frau sein. Sie war weder so schlank noch so nett, wie es die Gesellschaft meist von den Frauen forderte. Aber ihre pure Anwesenheit brachte dennoch alle Männer zum Sabbern. Vorne mit dabei: Ihren Ehemann, der fast ergebend die Schultern hängen ließ, als er sie sah.
"Du solltest im Noir bleiben, Darling", schimpfte Elija, aber Melody warf ihm einen herausfordernden Blick zu.
"Sie ist meine Freundin, verlang nicht von mir, dem hier fernzubleiben. Luna bekommt das schon hin, schließlich wurde sie von der Besten angelernt.", meinte sie und winkte Lachan nur im Vorbeigehen zu, bevor sie direkt vor Veronika stehen blieb.
"Hey V. Du wirst keinen Blödsinn machen, oder?", fragte Melody ganz direkt, setzte sich neben sie und schlang einen Arm um Veronika.
Normalerweise war die Künstlerin nicht der Knuddel-Typ, aber im Moment war es genau, das, was sie brauchte und schlang beide Arme um ihre Freundin, die sie herzhaft an ihre üppige Brust zog.
"Alles wird gut, Schatz. Du kennst doch Hitch, der kommt immer wieder, wie Unkraut", meinte sie, doch Veronika schüttelte mit dem Kopf, bevor sie es einfach genoss im Arm gehalten zu werden.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie da saß, sich von Melody den Kopf tätscheln ließ und die Männer um sie herum diskutierten. Doch irgendwann kam Lachan zu ihr und hielt ihr ein Handy unter die Nase. Ein Video spiele darauf gerade ab. Die Aufnahmen der Sicherheitskameras.
"Willst du das sehen?", fragte er und als Veronika ihren Kopf hob, kurz schniefte und einen Blick auf den Bildschirm warf, entdeckte sie das vertraute und dennoch nicht vertraute Gesicht ihre Mutter.
Sie musste vor ihren Ableben eine Schönheitsoperation machen lassen, denn ihre Mund- und Augenwinkel waren unnatürlich verzogen, während sie die Treppe in ihrem Haus hochging.
Kurz verschwand sie aus dem Blickwinkel der Kamera, bevor Geschrei zu hören war und sie wieder auftauchte.
"Dass du deine Hure hier herbringst!", erboste sich ihre Mutter und ihr Vater verfolgte sie halbnackt. Wie es aussah, hatte ihre Mutter ihren Vater flagranti erwischt.
"Ich habe dir gesagt, ich will es nicht sehen! Nicht einmal das schaffst du! Was habe ich nur für einen Versager geheiratet!", schrie Veronikas Mutter weiter und V rechnete fest damit, dass ihr Vater darauf irgendetwas erwidern würde, doch das tat er nicht.
Ohne auch nur die geringste Regung in seinem Gesicht holte ihr Vater auf und stieß seine Frau die Stufen herunter, die sie noch nicht selbst überwunden hatte.
Die Kaltschnäuzigkeit und die fehlenden Emotionen im Gesicht ihres Vaters entsetzen sie, genauso wie der Moment, als ihr Vater nach dieser Tat einfach wieder nach oben ging. Das Video endete dort.
"Sie ist nur die halbe Treppe heruntergefallen, deswegen hat sie überhaupt so lange gelebt. Ich habe das Video bereits der Polizei geschickt und meine Quellen sagen, dass er gerade festgenommen wird. Du könntest dabei sein", meinte Lachan und glaubte damit wahrscheinlich tatsächlich, dass sie ihren Platz hier verlassen würde, um der Verhaftung meines Vaters beizuwohnen.
Doch das würde sie nicht. Veronika hatte sich einmal für ihre Rache und gegen ihr Glück mit Hitch entschieden und diesen Fehler würde sie nicht. Niemals wieder
"Ist das alles, was du auf dem Computer gefunden hast?" fragte sie stattdessen und Lachan zuckte mit den Schultern.
"Nein. Aber der Rest ist geschäftlich", sagte er und V betrachtete ihn durchdringend.
"Dann verpiss dich endlich und lass mich in Ruhe. Es kümmert mich einen scheiß, ob mein Vater jetzt im Knast versauert oder sonst etwas. Meine Familie ist Hitch und der braucht mich hier", entfuhr es ihr und Veronika bemerkte deutlich, dass Lachan nichts von dem nachvollziehen konnte, was sie da sagte.
Er sah sie einfach komplett verständnislos an und blinzelte nur einige Male. Er hatte keinen Familiensinn und es gab niemanden in seinem Leben mehr, für den er seine Rache oder seine Geschäfte zurückstecken würde. Bedauernswert.
"Du solltest gehen", schmiss Elija seinen Bruder quasi heraus und dieser zögerte kaum, nachdem er auch einen Blick in Melodys Richtung geworfen hatte.
Lachan und seine Welt aus Gewalt und Angst war nicht die Welt des Noirs. Sie streifte sie ab und an, aber Elija, Veronika und alle anderen lebten nicht in ihr und würden es niemals wirklich tun.
Seine Welt war eine andere Geschichte und so gerne Veronika auch daneben sitzen würde, wenn dieser Bastard endlich mit wirklich wichtigen Dingen konfrontiert werden würde und daran komplett verzweifelt, sie hatte anderes vor. Sie würde sich ihr Happy End schnappen!
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Let me Deep, Kitten - Seven Sins
RomanceSie war nie die Protagonisten in ihrer eigenen Geschichte gewesen. Nicht, als die Klischee Neue ihr, dem beliebtesten Mädchen der Schule, den Freund ausspannte und dann auch noch, sie selbst die Böse in dem Spiel sein sollte, und auch nicht als sie...