Zwietracht

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Kapitel 49

Hitch

Er hörte nur mit einem halben Ohr dabei zu, was dieser Mr. Glied -der Name brachte ihn zum Schmunzeln - vor sich hin quatschte und behielt seinerseits diesen Schläger im Blick, der ihnen den Fluchtweg versperrte.

Der Kerl war sicherlich um einiges schwerer als Hitch und im Notfall konnte er sich nur auf seine Schnelligkeit verlassen, aber er hatte nie wirklich kämpfen gelernt. Sich zu prügeln, hatte er nur selten nötig gehabt. Hitch hatte in der Regel mit seiner Intelligenz gepunktet und das würde er auch diesmal, die Frage war nur...wie?

Der Kerl starrte seinerseits zurück, während der kleine Mann hinter dem Schreibtisch, Mr Glied, offen zugab, dass Veronikas Vater ihre Mutter getötet hatte und Hitch war froh, irgendwann gelernt zu haben, sein Handy zu bedienen, ohne hinzusehen.

Also schob er seine Hand in die Jackentasche und wählte die Chatgruppe an, die er, Cole, Zed und Elija gemeinsam betrieben. 'Weiberfreie Zone'. Sicher nicht.

Hitch hatte schnell festgestellt, dass es kaum ein anderes Thema darin gab. Ihre Frauen. Und dass mindestens Melody aktiv mitlaß, weil Elija sich ihr gegenüber nur schwer durchsetzen konnte. Doch nun hatte sie noch einen anderen Nutzen als bei den Männern, die Illusion aufrecht zu halten, ihre Welt würde sich nicht nur um ihre Frauen drehen.

Er aktivierte, wie vorher abgesprochen, eine stumme Telefon-Konferenz und wusste, dass Elija sich nun in seinen Wagen setzen und zu ihnen fahren würde. Wahrscheinlich noch bevor er seinen Bruder Bescheid gab. Doch die Frage war, ob sie rechtzeitig da sein würden.

"Vielleicht? Ich finde er und auch sie sollten definitiv dafür im Knast versauern!", meinte Veronika und Hitch begegnete den Blick des großen Typen, der ganz genau gemerkt hatte, dass Hitch etwas in seiner Jackentasche verbarg. Wenn er ahnte, dass Hitch ein SOS Signal versendet hatte, wären sie alle am Arsch. Aber der Riese schrittwedert ein, noch sagte er etwas.

Warum sagte er nichts?

"Ich denke, das werden Sie lassen! Es sei denn, sie wollen neben ihrer Mutter beerdigt werden. Denken Sie nicht, dass Ihr Vater sie dann noch beschützen würde. Sie waren immer eher eine Last, als so etwas wie eine Erbin", erwiderte Mr Glied und Hitch sah dabei zu, wie der Riese vor der Tür selbst ein Handy herauszog und eine Nachricht las.

Dann legte sich sein Blick auf Mr Glied.

"Versuchen Sie es nur, Schwanzgesicht! Das haben schon wesentlich gefährlichere Typen mit mehr Rückgrat versucht und sind gescheitert!", verkündete Veronika, griff dann über den Tisch zu dem Laptop und schon noch in derselben Bewegung den Stick hinein, bevor sie den von dem Anwalt ihres Vaters heraus riss und das Handgemenge losging.

Der dickliche Mann wirkte entsetzt von Veronikas Übergriffigkeit, versuchte ihr den Laptop wieder abzunehmen, war aber zu klein, um über die Tischplatte heranzukommen. Besonders als Veronika in einer fließenden Bewegung einen Fuß gegen den Tisch stemmte und ihn gegen Mr Glied schob.

"Du Schlampe!"

Er gab noch ein 'Uff' von sich, als die Tischkante mit Wucht in seinen Bauch gedrückt wurde und Hitch stellte sich dem riesigen Typen in den Weg, der gerade Anstalten machte, zu ihr zu gehen.

"Vergiss es, Riesenbaby!" entgegnete Hitch und der Schläger starrte ihn regelrecht nieder. Der Riese verengte die Augen und legte die Hand an seiner Schulter, als wollte er ihn beiseiteschieben. Hitch wich dem aus, wirbelte herum und umschloss Veronikas Taille. Wie eine Puppe, wirbelte er mit ihr herum, bis er hinter dem Muskelprotz stand. Direkt vor der Tür.

Er mochte diesen Riesen zwar nicht bezwingen können, aber Veronika war definitiv leicht genug, um ihre zappelnde Erscheinung einfach mit sich zu ziehen und sich mit ihr zu verpissen. Und zu seinem Glück hatte er rechtzeitig gehandelt, denn Mr. Glied war wieder zu Atem gekommen. Er zog eine Waffe und richtete sie auf das Paar.

Scheiße.

Veronika handelte schnell. Sein Kitten zog die Tür zum Flur auf, packte Hitch Krawatte und zwang ihn, den Kopf zu senken, bevor der Knall ertönte. Er versteifte sich und versuchte nicht darüber nachzudenken, dass Veronika ihn gerade vor einem verdammten Kopfschuss bewahrt hatte, dann stand er auch schon außerhalb des Büros und es war Veronika, die ihn hinter sich herzog. Nicht umgekehrt.

Für einen Moment rannte er mit ihr einfach die Treppe herunter, wunderte sich dann aber, dass sie nicht verfolgt worden und hörten ein Ächzen und stöhnen aus dem oberen Büro. Doch sie hatten keine Zeit, sich damit aufzuhalten. Sie verließen das Haus schneller als sie es geschafft hatten, hereinzukommen und hinein in das Taxi, das sie hierher gebracht und auf sie gewartet hatte. Der Fahrer sah trotz seiner dunklen Hautfarbe ziemlich bleich aus.

"War das ein Schuss?" fragte er und endlich konnte Hitch das Adrenalin von sich abschütteln, Veronika weiter in den Wagen schieben und nickte.

"Ja. Haben sie einen Notruf abgesetzt?" fragte Hitch und blinzelte etwas im Auge weg. Doch es kam wieder und als er die Hand hob und plötzlich Blut an seinen Fingern sah, wusste er nicht, wo ihm der Kopf stand.

Veronika hatte ihn davor bewahrt erschossen zu werden, er hatte nichts bemerkt und dennoch...er war getroffen worden, begann ihm der Blick zu schwinden, alles taub zu werden und das Letzte, was er hörte, war Veronikas Stimme, die seinen Namen schrie.

Veronika. Sein Kätzchen.

 Sein Kätzchen

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Let me Deep, Kitten - Seven SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt