Kapitel 17

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»Ich danke dir«, bedankte sich Shiori etwas später, als sie hinter Akiyoshi auf dessen Pferd saß. »Wenn du mich nicht weg gebracht hättest dann...« Sie führte den Satz nicht zu Ende.
  »Schon gut.« Sie konnte sein Lächeln nicht sehen, aber durchaus hören. »Das ist nichts, weshalb du dich bei mir bedanken musst. Ich weiß selbst, wie schwierig es sein kann den Erwartungen anderer gerecht zu werden.«
  »Das kann ich mir kaum vorstellen«, murmelte sie und lehnte sich an seinen Rücken.
  »Du würdest dich wundern«, meinte Akiyoshi und seufzte. »Meine Eltern, besonders mein Vater, erwartet, dass ich dem Namen unserer Familie Ehre mache, meinen Bruder räche und den Fortbestand unseres Namens sicher stelle. Mein Meister verlässt sich indessen darauf, dass ich seine Aufträge zu seiner Zufriedenheit ausführe.«
  »Das hört sich auch nicht leicht an«, musste sie zugeben. »Aber immer noch besser, als sein Leben von anderen diktiert zu bekommen.« Nun war sie es, die seufzte.
  »Du wirst nicht glücklich sein, wenn du mich begleitest«, hörte sie Akiyoshi sagen. »Es ist viel zu gefährlich und nie weiß man, was passieren wird.«
  »Glaubst du denn, dass ich glücklich sein werde, wenn ich hier bleibe und Towa...« Ihre Stimme versagte.
  Akiyoshi brachte sein Pferd zum Stehen, stieg ab, nur um ihr dann seine Hand hinzuhalten, um ihr dabei zu helfen, es ihm gleich zu tun.
  Sie nahm sie, ohne zu zögern. »Ich weiß, dass Towa kein schlechter Mensch ist. Aber ich will mehr als das hier. Viel mehr. Ich will bei dir sein.« Sie schluckte hart.
  »Ich weiß.« Akiyoshi nickte und zog sie etwas näher zu sich heran. »Aber ich-«, den Rest des Satzes hörte sie nicht mehr, denn ein lauter Knall zerriss die bisherige Stille.

»Was war das?«, wollte Shiori wissen, nachdem sie sich von ihrem ersten Schreck erholte.
  »Ein Gewehr«, antwortete Akiyoshi finster. »Wir müssen von hier weg und zwar schnell. Ich bezweifel stark, dass das jemand aus dem Dorf war.«
  »Nein. Das glaube ich auch nicht«, stimmte sie ihm zu. »Das einzige, was jemand hier als Waffe besitzt ist ein Naginata. Ein Gewehr kann sich niemand leisten. Wenn mal einmal ganz davon absieht, dass es Leuten wie uns gar nicht erlaubt ist.«
  »Das ist ein Naginata aber auch nicht«, grummelte Akiyoshi. »Aber ich werde dir da jetzt keinen Vortrag darüber halten.«
  »Das ist nett. Danke.« Sie versuchte sich an einem Lächeln, welches ihr bloß halb gelang. Denn nur einen Moment später erklang schon ein weiterer Knall.
  »Steig auf.« Akiyoshi hob sie auf sein Pferd und klopfte ihm den Hals. »Du hilfst mir Shiori zu beschützen, nicht war Hoshi?«, redete er ihm zu, woraufhin dieser kurz schnaubte. »Sehr gut.« Er schwang sich vor Shiori in den Sattel.
  »Was hast du vor?«, erkundigte sie sich bei ihm.
  Das Akiyoshi kurz zögerte mit seiner Antwort, entging ihr nicht. »Wir müssen jetzt erstmal in Deckung gehen. Es bringt nichts, sich in Ärger zu stürzen, wenn wir in der Unterzahl sind. Außerdem habe ich nur mein Katana und Wakizashi. Die richten leider nichts gegen Gewehre aus.«
 Das war ihr auch klar. »Soll das heißen, dass wir uns jetzt nur verstecken?« Sie wusste nicht warum, doch es verärgerte sie zutiefst, nicht mehr tun zu können.
  Akiyoshi nickte. »Ich glaube, das ist vorerst das Beste.«
  Sie schlang ihre Arme um seine Taille. »Die Männer, die es auf dich abgesehen haben, hatten aber keine Gewehre, oder?«
  »Nein.« Er schüttelte den Kopf und trieb sein Pferd zu einem sanften Trab an. »Das heißt aber nicht, dass sie sich keine besorgt haben könnten. Solche zwielichtigen Gestalten finden leichter einen Weg an Waffen zu erhalten, als man meint.«
  In dem Moment, in dem sie etwas darauf entgegnen wollte, ertönte ein weiterer lauter Schuss, daraufhin folgte ein Schwall von Worten, die definitiv nicht japanisch waren. Zu welcher Sprache sie genau gehörten, wusste Shiori nicht.
  »Das kann doch nicht wahr sein«, hörte sie dann Akiyoshi murmeln, der anders als sie, etwas damit anzufangen schien.
  »Was ist?«, erkundigte sich Shiori bei ihm. »Kennst du diese Leute?«
  Akiyoshi überging ihre Frage. Statt ihr eine Antwort zu geben, lenkte er sein Pferd auf eine dichte Hecke zu. »Hey, Ludowiku-san. Ich weiß, dass du da drin bist. Komm also da raus. Oder soll ich das für dich tun?«

Der letzte Gruss des SamuraiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt