Avatar Rooku

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Ich blickte auf das klare Wasser vor mir, welches leichte Dampfspuren in die Luft schweben ließ. Mein Körper fühlte sich umhüllt von Wärme wohler, es vertrieb die Steifheit, welches das Gift in mir hinterlassen hatte.

Meine Knie hatte ich Unterwasser an meine Brust gezogen, während die anderen Mädchen noch vom Abendessen sprachen.

Die ‚Wild Wild Pussycats' hatten den Schülern mitgeteilt, dass sie heute noch essen bekommen, aber ab morgen kochen sollen. Bei dem harten Training, welches ihnen bevorstand, glaubte ich nicht, dass sie noch genug Kraft hatten, zu kochen.

Herr Aizawa hatte mit mir zudem das Gespräch gesucht und mir mitgeteilt, dass er sich morgen um meine psychische Verfassung kümmern möchte. Er glaubte, dass meine Psyche den Zugang zu meiner elementaren Fähigkeiten versperrte.

Um ehrlich zu sein, ich wollte nicht darüber sprechen. Ich wollte nicht erzählen, wie es zu diesem Vorfall gekommen war.

Diese Schwäche kann ich mir nicht eingestehen.

„Yuna! Guck mal, ich kann auch Wasser bändigen!" rief Mina und zog mich so abrupt aus meinen Gedanken. Mit schnellen Bewegungen unter der Wasseroberfläche konnte sie einen kleinen Hubbel oberhalb bilden, was mir ein kleines Lächeln ins Gesicht zeichnete.

Für einen kurzen Moment vergaß ich, was alles passiert war und spürte einfach die Wärme um mich herum.

Eine kleine Bewegung meines Fingers reichte aus, um Mina Wasser ins Gesicht zu spritzen und mich wieder an den Glatzkopf zu erinnern.

Meine Hände begannen zu zittern und mir wurde merkwürdig kalt.

Als würde in mir alles gefrieren.

Ein stumpfer Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus und ließ mich die Augen zusammenkneifen.

Langsam und immer wieder atmete ich tief durch und versuchte, die Bilder aus meinen Kopf zu jagen. Es würde reichen, wenn sie mich in meinen Träumen verfolgen.

„Kommst du mit, Yuna? Wir wollen das Bad verlassen, schließlich sind wir hier seit einer Stunde." sprach mich Momo an, als sie gerade an mir vorbei schwamm.

Ich nickte kurz und erhob mich, schnappte mein Handtuch und deckte meinen Körper ab, auf welchem sich die Narben vom Glatzkopfzwischenfall bereits rosa abzeichneten.

Sie waren überall verteilt auf meinem Körper, an das meiste konnte ich mich auch nicht mehr erinnern, als das ich sagen könnte, »diese Narbe ist von dem Angriff und die von da und da«.

Trotzdem spürte ich die Blicke.

Und ich verfluchte sie dafür. Ich brauche kein Mitleid.

Der Hass in mir brodelte, das rot in meinem Auge war bereits seit der Entlassung wieder zurückgekehrt und machte meinen Mitmenschen Angst.

Es interessierte mich nicht. Das, was andere Menschen von mir dachten war mir sowas von egal geworden.

Als ich mich hinlegte, dachte ich nochmal über mein bisheriges Leben nach. Hatte ich mich immer richtig entschieden? Oder habe ich Fehler gemacht? Und wie gravierend waren diese Fehler?

Ich drehte mich auf die Seite, mit Blick zur Wand und atmete tief durch.

Müde begannen meine Augen zuzufallen und schließlich ergab ich mich der Müdigkeit. Die Dunkelheit umhüllte mich und brachte meine Gedanken zum verstummen.

~

Der nächste Morgen begann recht früh. Die wild wild Pussycats meinten, sie müssten um halb fünf an der Zimmertür stehen und uns auf brutale Art und Weise wecken. Deshalb stand ich mit schlechter Laune mit den anderen aus der A in einer Reihe und stöhnte genervt, als man mich Aizawa zuteilte, der, wie er schon gesagt hatte, sich um meine Blockade kümmern wollte.

Keine Ahnung wie er das schaffen wollte.

Ich winkte Izuku zum Abeschied und wandte mich dem grauenhaft aussehenden Lehrer zu, der mich monoton musterte.

„Heute möchte ich mit dir dein Trauma überwinden." meinte er kurz und knackig, als wir uns mitten im Wald befanden und ich mich auf den Boden gesetzt hatte. „Allerdings glaube ich nicht, dass ich dir dabei helfen kann. Du musst Aang aufsuchen." meinte er und sah mir dabei direkt in die Augen.

Die Angst in mir wurde größer. Seitdem Vorfall hatte ich keinen Kontakt zur Geisterwelt mehr gehabt... und ich hatte auch die Befürchtung, dass ich keinen Zugang mehr hatte.

„Okay."

Einatmend zog ich meine Beine in den Lotussitz und legte meine Handrücken auf die Knie ab. Dann schloss ich die Augen.

Das Zwitschern der Vogel, das Rauschen des Wassers von dem kleinen Bach in der Nähe, sowie der leise Klang des Windes, welcher die Blätter der Bäume streifte, erinnerten mich daran, dass ich der Avatar war und so konnte ich schließlich hinabgleiten in die Meditation.

„Es ist eine Weile her, Yuna." erklang die Stimme von Rooku, den ich bisher nur einmal kennenlernen durfte.

Ich öffnete die Augen, während ein kleines Lächeln an meinem Mundwinkel zupfte. Rooku lächelte mich genauso sanft an, wie ich ihn. „Und ich sehe, dass dich die Dunkelheit zu überfallen droht. Möchtest du, dass ich dir helfe?" fragte mein gegenüber und legte dabei seine Hand auf meine Schulter.

Langsam nickte ich. „Ein kleines Wort der Warnung. Es wird nicht angenehm und wird dich mit deinem Schmerz konfrontieren."

Not Like The OthersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt