'Helden'

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Tief durchatmend saß ich nun an meinem Schreibtisch und schrieb wieder mit Shoto. In letzter Zeit hatten wir oft geschrieben, auch wenn wir uns persönlich nicht kannte. Dafür wusste ich aber nun, das er sich an der Yuuei bewerben möchte, um seinen Vater, Endeavour zu übertreffen. Das, was er mir erzählt hatte, hatte mich zutiefst schockiert.

Endeavour hatte doch tatsächlich eine Frau dazu gezwungen, ihn zu heiraten, nur um ein Kind mit zwei komplett unterschiedlichen Macken zu zeugen. Dadurch wurde die Mutter von Shoto verrückt und übergoss ihn mit kochend heißem Wasser.

Schon immer konnte ich die Helden nicht ausstehen, aber das hat meinen Hass nur gesteigert.

Shoto123:
Hey, wie gehts dir heute so?

Blinzelnd lächelte ich leicht, ehe mir auch schon die Tränen aus den Augen fließen. Dieser Tag war einfach nicht schön und wird es auch niemals sein. 

JustaRandomGirl:
Nunja, es geht. Heute ist einfach nicht so ein schöner Tag für mich...

Mein Blick schoss sofort zu dem Bild meiner Mutter. Heute, genau heute vor 12 Jahren... wurde sie hinterrücks ermordet. Und das alles war nur meine Schuld. Nur weil ich diesen Mann in die Wohnung gelassen habe...

JustaRandomGirl:
Aber egal... Wie geht es dir denn? Und deiner Mutter? Geht es bei dir zu Hause?

Shoto123:

Nun, mir geht es so wie immer. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut... Das mit meiner Mutter wird wohl noch lange Zeit dauern... Meine Schwester sorgt sich sehr um mich, Touya ist immer noch verschwunden und mein Alter ist immer noch das selbe Arschloch wie immer... Aber sag mal, was ist bei dir los? Irgendwie ahne ich, das es dir gar nicht gut geht? Möchtest du dich mit mir treffen und wir reden dann persönlich?

Dieser Junge bringt mich noch zum Heulen, haha.

JustaRandomGirl:
Klar, ich würde mich sogar freuen... Wo wohnst du eigentlich?

Verständlicher weise wartete ich nun auf seine Nachricht, immerhin musste er sich dafür entscheiden, ob er sich wirklich mit mir treffen möchte. Zwingen möchte ich ihn nämlich nicht.

Shoto123:
In Musutafu...

Irritiert blinzelte ich, ehe ein kleines Lächeln mein Gesicht schmückte.

JustaRandomGirl:

Was ein Zufall, ich wohne nämlich auch in Musutafu! :) Vielleicht kennst du ja das große Waisenhaus im Bezirkszentrum?

Wieder wartete ich, wurde jedoch von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Sofort stand ich auf, lief zur Tür und öffnete diese. 

Vor mir stand die Heimleiterin, welche ihr nettes Lächeln aufgelegt hatte. "Yuna, ich muss schon sagen, seitdem Vorfall mit dem Schurken hat sich das Interesse an dir enorm gesteigert. Es möchte schon wieder jemand mit dir sprechen." meinte sie dann, weshalb ich kurz an den Laptop ging und eine kleine Nachricht an Shoto schrieb, das er kurz warten müsse.

Und schon stand ich neben der Heimleiterin und ließ mich zuquatschen. Die Heimleiterin war wirklich eine wunderbare Person, konnte aber wie ein Wasserfall reden. Und glaubt mir, wenn ich euch eins sage: Nur wegen ihr kenne ich alle Helden.

Sie war auch so ein Heldenfanatiker wie Izuku, auch wenn ich diese Helden verabscheute.

Seufzend richtete ich meinen Blick gen Dachfenster, nur um in den Himmel zu sehen. Die Heimleiterin seufzte leise, als ihr klar wurde, was heute für ein Tag war. "Ich weiß, es ist schwer... Aber versuch einmal nicht daran zu denken, ja? Auch wenn heute ihr Todestag ist, musst du dennoch den Blick nach vorne richten." meinte sie traurig, während ich mir die Tränen verdrückte. Bilder von diesem Tag kamen mir wieder in den Sinn, weshalb ich kurz stehen blieb. 

"Es ist, verflucht noch eins, meine fucking Schuld, das sie tot ist! Hätte ich diesem Mann nicht die Tür geöffnet stattdessen gleich meine Mutter geholt, dann wäre es vielleicht nie soweit gekommen! Sie war mir doch das wichtigste auf der Welt... ich möchte diese... diese Missgestalt tot sehen!" flüsterte ich, jedoch noch so laut, das die Leiterin jedes einzelne Wort verstehen konnte.

Wieder einmal flossen mir heiße Tränen aus den Augen. Jedes Mal, wenn ich über dieses Thema sprach, reagierte mein Körper so. Die Betreuer, waren sich nicht sicher, ob sie das an die Polizei melden sollten, da ich schon seit mehreren Jahren sagte, das ich diese Menschen töten möchte. Und es ist ja auch nicht so, das ich dazu nicht in der Lage wäre. 

"Versuch mindestens jetzt nicht daran zu denken, immerhin hat der Mann ehrlich Interesse an dir gezeigt. Und nein, es ist nicht Herr Aizawa, der da wartet." meinte die Leiterin, weshalb ich sofort den Mund wieder schloss. Das Problem seit dem Angriff des Schurken auf mich: Man hatte eine genaue demonstration meiner Spezialität gesehen, auch wenn es die inoffizielle war. Die andere wollte ich aus dem gleichen Grund wie bei Shoto nicht nutzen. Immerhin könnte mein Erzeuger seine Ansprüche auf mich erheben, die er meiner Meinung nach nicht hatte.

Nochmal seufzend erreichten wir, wie beim letzten mal auch, das Büro der Leitung. Sie öffnete die Türe, trat ein und wies mich an, ihr zu folgen. Mein Herz verkrampfte sich, bei dem Gedanken, an einer neuen Familie. Ich wollte im Heim bleiben...

"Guten Tag, Herr Toshinori. Ich habe Yuna gleich mitgenommen, da wir immer erstmal die Kinder und die Eltern miteinander sprechen lassen. Bitte seien Sie etwas vorsichtiger mit ihr, heute ist der Todestag ihrer Mutter.

Ich würde mich dann jetzt verabschieden."

Wie erstarrt blieb ich stehen, als ich den Namen des Mannes hörte. Toshinori... So hieß meine Mutter... Meine Hände zitterten leicht, als ich mich zu dem Sessel, der mir am nächsten stand, quälte. Der Mann, welcher direkt gegenüber saß, sah ziemlich abgemagert aus. Sein blondes, schlaff herabhängendes Haar schrien schon nach 'Ich bin nicht mehr gesund!'. Aber seine Augen faszinierten mich dann doch ziemlich. Seine Iriden leuchteten hellblau, so wie meine, waren aber statt einem weißen Augapfel, schwarz. Im Gegensatz zu mir wirkte er viel ungesünder als ich, da meine Haut glatt und leicht gebräunt war, während seine, leicht kränklich weiß schien.

"Nun, was hat sie in dieses Heim gebracht? Sind Sie wie dieser Aizawa auch so ein Typ von der Regierung?" fragte ich dann heraus, nachdem wir uns ein Anstarrwettbewerb lieferten. Bei dem Namen zuckte er kurz zusammen, weshalb sich meine Vermutung schon bestätigte. "Shouta Aizawa, Undergroundhelden, eben genannt auch 'Ereaserhead'. Also entweder sind Sie sehr alte Freunde, was ich stark anzweifle nach ihrer Reaktion, oder, was wahrscheinlicher ist, das sie zusammen arbeiten. Um es genauer zu sagen, sind Sie ebenfalls ein 'Held'." fasste ich zusammen, musterte den Mann vor mir und lehnte mich im Sessel zurück. "Nun, du scheinst mir eine sehr schlaue junge Dame zu sein." konterte dieser, wobei ich bei der Stimmlage zusammen zuckte. Bisher hatte ich immer recht, wenn ich meinen Instinkten vertraute. "Nun, da sie jetzt gesprochen haben, kann ich auch zur 99%iger Wahrscheinlichkeit sagen, das Sie der Nummer eins 'Held' All Might sind. Ihre Stimmfarbe ist so unverwechselbar, das es eigentlich schon unmöglich ist, das ich falsch liege. Was wollen Sie von mir?"  

Not Like The OthersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt