Müde sah ich mich um. Ich fühlte mich ziemlich schlapp und ausgelaugt, dennoch war ich noch so motiviert, meinen Körper ins Sitzen zu erheben.
Weiße Wände, weißer Boden und grelles Licht. Ein Hauch von Alkohol lag in der Luft, ebenso der Gestank von kranken Menschen. Jap, definitiv Krankenhaus.
Erst jetzt bemerkte ich den Schlauch in meinem Hals, warum mir der nicht früher aufgefallen war, musste ich jetzt nicht in Frage stellen.
Die Tür wurde aufgerissen, ehe auch schon mein Erzeuger den Raum betrat. Kurz blinzelte er mich an, scheinbar nicht realisierend, dass ich wach war, ehe er schon in meine Richtung los rannte. Ohne mich auch nur ansatzweise dagegen wehren zu können, zog er mich in seine Arme, erdrückte mich sogar beinahe. Verwirrt sah ich auf das stumpfe, gelbe Haar, welches um sein hageres Gesicht hing und versuchte ihn irgendwie aufzumuntern, damit er mich los ließ.
Ich hasse es, wenn man mich umarmt.
"Du bist wach!" rief Yagi schließlich erfreut aus, ehe er (Gott sei Dank) seine Arme von mir löste und sich aufrichtete. Dem Blick allerdings konnte ich nicht mehr ausweichen.
Tiefe und dunkle Augenringe hatten sich unter den hellblauen Augen gebildet, diese schienen auch nur matt und erschöpft. Antworten konnte ich aufgrund des Schlauchs, ich glaube man nannte das auch 'Intubation', wenn ich mich richtig erinnerte, eben nicht. Das schien auch Yagi zu verstehen, weshalb er auch ziemlich schnell eine Krankenschwester alarmierte.
Müde lehnte ich mich ins Kissen zurück, es war einfach zu anstrengend gewesen, mich aufrecht zu halten.
Die Decke um mich herum war zwar nicht wirklich wärmend, aber gemütlich. Anscheinend hatte ich etwas länger hier gelegen. Zumindest konnte ich aus der Reaktion meines Erzeugers und des Materials der Decke so schließen. Mir hatte man immer gesagt, dass Krankenhausbettdecken nicht wirklich weich waren, sondern eher raus und kratzig.
"Hier, sie ist wach!" rief Yagi, die den Arm einer Schwester gepackt hatte und ins Zimmer zog. Sie wollte wohl gerade etwas erwiedern, ehe sie meine offenen Augen sah.
Nicht lange musste ich warten, da war ich auch dieses Teil los und konnte wieder sprechen. Auch wenn ich erst Startschwierigkeiten hatte, da ich ziemlich lange und ausgiebig husten musste. "Und jetzt sag mal, was war das für eine Aktion?! Das war viel zu riskant, du warst kurz vorm Sterben! Ich weiß, du hasst mich abgrundtief, was auch verständlich ist, aber sowas musste nicht sein!" schrie mich Yagi an, müde blickte ich ihm einfach in die Augen. Stumm wartete er auf eine Reaktion, nachdem er sich so ausgetobt hatte.
"Du hast recht: Ich hasse dich. Du willst mich einsperren, obwohl du nicht bei meiner Mutter warst, um sie zu beschützen. Dass diese Reaktion riskant war, werde ich nicht abstreiten. Und doch würde ich es wieder tun. In einer Gesellschaft, in der man nur anhand der eigenen Fähigkeiten bemessen wird, möchte ich nicht leben. Wo ist da denn bitte die Menschlichkeit? Heldentum bedeutet für mich, schwachen und wehrlosen Menschen zu helfen, sie zu beschützen und ihnen Hoffnung zu geben. Ihnen zu zeigen, dass man nicht alleine ist.
Das einzige, was die heutige Gesellschaft möchte, ist Geld zu scheffeln, ein gutes Leben zu führen und Ruhm zu erlangen. Und das ist widerlich."
Stille legte sich über uns.
Lange hatte ich diese Gedanken mit mir rumgetragen, wurde als Vertreter der Schurken angesehen wenn ich sie geäußert hatte oder wurde ignoriert. Welcher Mensch würde auch einem kleinen, minderjährigen Mädchen zuhören?
Etwas schweres legte sich auf meine Schulter, ehe ich auch schon die heißen Tränen spürte, die sich aus meinen Augen stahlen. "Weißt du wie es ist, mit ansehen zu müssen, wie der Mensch, den du über alles liebst, vor deinen Augen umgebracht wird? Und dies dann auch noch deine Schuld, da du dem Menschen, der dir alles nahm, die Tür öffnetest?"
Wie von selbst zogen sich meine Beine an meinen Körper, in meinen Erinnerungen gefangen, spürte ich nicht die warmen Arme, die sich um mich legten. Nein, stattdessen spürte ich, wie sich alles in mir zusammen zog, der Schmerz mit einem Schrei herausbrach und ich, zum hundersten Mal meinen Körper verließ.
Und dennoch wollte der Schmerz nicht verschwinden.
Dass sich Aang zu mir gesellt hatte, bekam ich nicht mir, außer diese warmen und tröstenden Arme, die mir mein vorheriges Leben anbot.
Ohne nachzudenken sprang ich schon beinahe in eben diese, um dem Schmerz zu entkommen, der in mir loderte. "Es tut so weh..." schluchzte ich leise, die Stiche in meinem Herzen spürend.
"Du musst endlich lernen, dir selbst zu verzeihen." meinte Aang, strich mir dabei jedoch noch über den Rücken. "Ich kann das nicht! Das war alles meine Schuld! Hätte ich diese verdammte Tür niemals aufgemacht, dann hätte sich meine Mutter auf einen Kampf vorbereiten können! UND ES IST MEINE SCHULD, DASS SIE NIEMALS MIT YAGI ZUSAMMEN SEIN KONNTE!!"
Die Arme um mich herum zogen sich fester zusammen, beinahe schon zu eng für meine Verhältnisse. Jedoch verstand ich schon nicht mehr, was Aang mir sagen wollte, da ich im nächsten Moment müde in seinen Armen einschlief, wohl bewusst, dass mir von außerhalb Beruhigungsmittel zugeführt wurden...
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Not Like The Others
FanfictionSchon immer war ich anders als sie. Meine Fähigkeit, mein Talent, meine Macken. All das brachte viele Menschen dazu, sich vor mir zu fürchten. Und das nur, weil ich alleine war. Ohne Eltern aufgewachsen, in einem Waisenheim abgegeben und von allen g...