"Nun, warum bist du hier?"
Perplex starrte ich die Frau vor mir an, welche sich in ihren weichen Stuhl zurück gelehnt hatte. Entnervt zwickte ich mir in den Nasenrücken, ehe ich die Heldin ansah.
Sie nannte sich Midnight und galt als 18+ Heldin, da sie sich ziemlich freizügig zeigte. Naja, jedem das seine, ich brauche das jetzt nicht wirklich.
"Ist das ihr Ernst? Sie wissen ganz genau, warum ich hier bin, immerhin waren sie es mitunter, die mich zu dem scheiß hier verdonnert haben. Mit der ziemlich beschissenen Drohung, mich in eine Anstalt stecken zu lassen, sollte ich mich wehren oder nicht erscheinen."
Stille herrschte zwischen mir und der Lehrerin, wobei ich anfing, mit meinem inneren Feuer rum zu spielen. Die Lehrerin beobachtete das kritisch. "Erzähl mir doch etwas von dir." begann Midnight von neuem, mit hochgezogener Augenbraue betrachtete ich sie stumm.
"Was ist denn Ihrer Meinung nach relevant für ein Gespräch wie dieses?" erwiderte ich schließlich belustigt, Midnight seufzte nur leise. "Naja, erzähl mir doch etwas von dir selbst. Was magst du gerne, hast du Freunde, mit denen du dich gerne triffst?" schlug sie schließlich vor, genervt ließ ich meinen Nacken knacken. Bis ich mich schließlich doch dazu erniedrigte über ihre Fragen nachzudenken. "Ich liebe es, dem Wind zuzuhören, die Erde unter meinen nackten Füße zu spüren, Wasser um mich herum zu haben und abends an einem warmen Kamin zu sitzen und zu meditieren. Wenn ich mit dem Wind zusammen musiziere fühle ich mich frei, freier als hier, in diesem Raum. Das Geräusch von zwitschernden Vögeln am frühen Morgen lässt mich grinsend aufwachen.
Freunde? Da könnte ich nur einen nennen, der keine Angst vor mir hat. Izuku Midoriya, aus der 1-A. Mit ihm habe ich allerdings noch nichts außerhalb des Unterrichts gemacht."
Nachdenklich beobachtete mich Midnight, als ich mir müde über die Augen strich. Ich war noch nicht lange zurück auf der Yuuei, allerdings hatte man sofort darauf bestanden, mich jeden Tag nach der letzten Stunde, zu Midnight zu schicken. Sie sollte dann als eine Art Therapeutin meine Probleme mit ihr zusammen aufarbeiten, damit ich nicht mehr so oft die Kontrolle verliere.
Ob das was bringen soll, wird sich wohl erst mit der Zeit zeigen.
"Wissen Sie, Midnight. Ich habe sie gemocht. Bis zu dem Moment, an dem ich gezwungen wurde, an diesen Gesprächen teilzunehmen. Warum kriegt Todoroki diese Stunden eigentlich nicht? Der hat doch bestimmt auch nen Knacks, so, wie sein Vater mit ihm umgeht." grinste ich, lehnte mich noch etwas mehr in den Stuhl zurück und legte meinen Arm auf diese hässliche Armlehne ab.
Midnight seufzte beinahe schon verzweifelt auf, was mich schon beinahe freudig stimmte, sah mich dann allerdings mit einem todernsten Blick an. Diesem hielt ich, meinen Namen in Ehre haltend, stand und brachte sie auch dazu, wütend ihre Fäuste zu ballen. "Bei mir sollten Sie nicht so viel Mühe verschwenden. Mir geht es gut, ich lebe. Das reicht doch."
Midnight hob erneut eine Augenbraue, lächelte allerdings noch dazu.
Verwirrt sah ich sie an. Hatte ich etwas verraten? Etwas, was sie als wichtig genug empfand, um mich so anzulächeln.
"Du hast mir gerade den Beweis dafür gegeben, dass du doch Hilfe brauchst, kleine. Ein normaler Mensch würde sich darüber freuen, wenn er lebt. Du nicht. Und es scheint dir selbst auch nicht wichtig zu sein. Was hat dich so zerstört, dass du dein Leben nicht mehr lebenswert findest?" fragte sie mich, wobei sich ihr Oberkörper immer weiter nach vorne lehnte. Mit einem beengten Gefühl in der Brust, wich ich etwas nach hinten.
Im selben Moment klingelte die Uhr für das Ende der Stunde. Und bevor sie noch etwas sagen konnte, war ich schon außerhalb dieses Raumes, die Tränen zurückhaltend. Solch eine Hexe war mir noch nie untergekommen!
Schnell die Schuhe wechselnd, verließ ich nun endgültig die Schule hinter mir und versank in Gedanken.
Es stimmte, was Midnight mir gesagt hatte. Was sie aus mir herauslesen konnte, entsprach der Wahrheit. Seitdem meine Mutter verstarb war da diese Leere in mir. Und die Vorstellung, zu sterben, war für mich nicht schlimm. Ich würde mich wahrscheinlich noch mit ausgebreiteten Armen hingeben.
Ich war nur ein Licht unter Milliarden anderen, ein neuer Avatar wird wiedergeboren. Und das wäre auch in Ordnung so. Und dennoch sammelten sich Tränen in meinen Augen.
Langsam wusste ich einfach nicht mehr, was ich wollte. Nur tief in mir drin, da spürte ich klar und deutlich, wie etwas mit jedem weiteren Tag zerbrach. Und ich konnte einfach niemanden sagen, was dieses etwas war.
Seufzend sah ich die Straße entlang, nun meine Kopfhörer tragend. Vor etwa einer Minute hatte ich sie unbewusst aus meiner Tasche geholt. Ein kleiner, aber erfrischender Wind kam auf, welcher mir das Haar nach vorne wehte und gleichzeitig meine Tränen verschwinden ließ.
Should've stayed. Were there signs I ignored?
Can I help you not to hurt anymore?
We saw brilliance when the world was asleep
There are things that we can have but can't keep
Die Melodie, die ich mir da anhörte, brach mir schon beinahe das Herz. Meine Mutter hatte mir immer erzählt, dass sie diese Band als Kind immer geliebt hatte. Ihre Großmutter hatte sie noch gekannt, ehe sich der Leadsänger umgebracht hatte.
If they say
Who cares if one more light goes out
In the sky of a million stars?
It flickers, flickers
Who cares when someone's time runs out
If a moment is all we are?
Or quicker, quicker
Who cares if one more light goes out?
Well, I do
Der Schmerz, den ich aus der Stimme heraushören konnte, berührte mich tief in mir.
The reminders pull the floor from your feet
In the kitchen one more chair than you need
Oh
And you're angry, and you should be, it's not fair
Just 'cause you can't see it, doesn't mean it isn't there
Nun doch am Ende meiner Kraft, liefen erneut die heißen Tränen über mein Gesicht. Ja, es war nicht fair, dass meine Mutter nicht mehr hier war. Und es ist auch nicht fair, dass so viele Menschen leiden mussten, aufgrund Taten anderer Menschen.
If they say
Who cares if one more light goes out
In the sky of a million stars?
It flickers, flickers
Who cares when someone's time runs out
If a moment is all we are?
Or quicker, quicker
Who cares if one more light goes out?
Well, I do
Vor dem Haus meines Erzeugers angekommen, griff ich mir die Schlüssel um meinen Hals und öffnete die Tür. Und noch bevor irgendjemand mitbekommen konnte, dass ich wieder Zuhause war, verschwand ich in meinem Zimmer, warf meine Tasche in irgendeine Ecke und schmiss mich in mein Bett, die Tränen laufen lassend.
Who cares if one more light goes out
In the sky of a million stars?
It flickers, flickers
Who cares when someone's time runs out
If a moment is all we are?
Or quicker, quicker
Who cares if one more light goes out?
Well, I do
Well, I do
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Not Like The Others
FanfictionSchon immer war ich anders als sie. Meine Fähigkeit, mein Talent, meine Macken. All das brachte viele Menschen dazu, sich vor mir zu fürchten. Und das nur, weil ich alleine war. Ohne Eltern aufgewachsen, in einem Waisenheim abgegeben und von allen g...
