Kapitel 7

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P.o.V. Rezo

Schnell hatten wir uns auf den Film Avatar geeinigt und saßen nun nebeneinander auf der Couch, die Popcornschale zwischen uns. Mittlerweile war es 20 Uhr, allerdings war es hell draußen, weshalb ich die Rollladen im Wohnzimmer und der angrenzenden Küche heruntergelassen hatte. Obwohl ich den Film bestimmt schon 10 Mal gesehen hatte, konnte ich ihn einfach immer wieder sehen und legte entspannt meine Arme auf die Couchlehne. Zwischendurch quatschten wir über ein paar Dinge, aber die meiste Zeit verfolgten wir gespannt das Geschehen auf dem Fernseher.

Da es noch recht früh war, entschieden wir uns danach ‚How I Met Your Mother' zu schauen und ein bisschen über alles Mögliche zu reden. Mexi erzählte von seinen Hunden, die nach Charakteren aus König der Löwen benannt waren und ich berichtete ein bisschen davon wie es war in einer Pfarrerfamilie aufzuwachsen.

Irgendwann musste ich müde geworden sein, denn als ich die Augen aufschlug, blickte ich in Richtung meines Fernsehers, der den typischen „Schauen Sie noch?"-Schriftzug anzeigte. Das Kissen unter mir, war angenehm war und weich, ich kuschelte mein Gesicht dagegen und legte einen Arm neben meinen Kopf, bis ich merkte, dass das Kissen atmete. Ich erstarrte. Unter mir lag kein Kissen, es war Mexis Rücken, an den ich mich gerade geschmiegt hatte. Er schlief noch und schien durch meine Aktion nicht gestört worden zu sein. Vorsichtig zog ich mich zurück und krabbelte unter der Decke heraus, die ich gestern über uns gelegt hatte. Etwas unentschlossen stand ich jetzt neben der Couch und blickte auf den Jüngeren herab. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es erst 8 Uhr morgens war und da ich erst in circa zwei Stunden im Büro auftauchen müsste, entschied ich Frühstück zu machen. Vorher zog ich mich allerdings um und bemerkte dabei einen seltsamen Duft an meinem Shirt, der sich als Mexis Parfüm herausstellte. In Gedanken schmiss ich es aufs Bett und kramte nach einem sauberen Poloshirt und einer Jeans, in der ich mich heute nicht totschwitzen würde.

Die Pfannkuchen brutzelten und ich kramte das volle Glas Nutella aus der letzten Ecke des Schrankes, da hörte ich Schritte hinter mir. „Na, hast du endlich ausgeschlafen," empfing ich ihn und drehte mich um, aber da stand nicht Mexi sondern Julia. Beinah wäre mir das Glas aus der Hand gefallen und wäre in tausende Scherben zerbrochen.

„Hast du mich vermisst?" am liebsten hätte ich ihr das süffisante Grinsen aus dem Gesicht gewischt.

„Was machst du hier," presste ich zwischen den Zähnen hervor und starrte sie an.

„Ich dachte ich schaue mal bei dir vorbei und vertreibe, die Schlampe, die in deinem Bett liegt, aber da liegt ja nur ein Typ auf deiner Couch."

„Verpiss dich und gib mir endlich meinen Schlüssel zurück."

„Schön, hier hast du ihn," sie warf den Schlüssel auf die Arbeitsfläche und musterte mich, „eigentlich bin ich auch wegen was ganz anderem hier."

„Und was soll das sein," meine Stimme klang bedrohlich aus meinem Mund. Sie sollte endlich aus meinem Leben verschwinden, und zwar ein für alle Mal. 

„Ich will meine Lampen wiederhaben, sie passen hervorragend zu den neuen Beistelltischen in meiner Wohnung."

„Schön, nimm deine beschissenen Lampen und geh endlich."

„Nana, lass uns doch noch ein bisschen quatschen, wer ist der süße Typ auf deiner Couch?"

„Verpiss dich Julia," meine Worte waren so leise, dass ich sie selbst kaum gehört hatte. Im Wohnzimmer nahm ich leise Geräusche wahr, aber das war mir jetzt egal.

„Wie bitte?"

„Verpiss dich endlich aus meinem verschissenen Leben und lass mich verdammt nochmal in Ruhe," ich schrie, aber das interessierte mich nicht ein bisschen, „du Schlampe hast mich behandelt wie Scheiße und mit jedem gevögelt, der mir nah stand, also glaub nicht, dass in mir auch nur noch ein Funken Respekt für dich übrig ist!"

„Komm mal runter Schätzchen, man könnte noch meinen, du magst mich nicht." Es schien sie überhaupt nicht zu interessieren.

„Dich nicht mögen?!" ich kochte vor Wort, „ich hasse dich, mit jeder verdammten Faser meines Körpers und jetzt mach und verschwinde aus meiner Wohnung oder du fliegst mitsamt deinen Lampen aus dem Fenster!"

„Schon gut, beruhig dich, ich..." weiter kam sie nicht, weil Mexi, noch furchtbar schläfrig und verwirrt, ebenfalls in die Küche trat und uns musterte.

„Was geht denn hier ab?" er blickte abwechselnd zwischen Julia und mir hin und her.

„Och, der ist ja niedlich, leihst du ihn mir aus?" kam es spöttisch von Julia, während sie ihn näher musterte.

„Mach. Das. Du. Rauskommst!" ich betonte jedes Wort besonders und starrte sie, mit so viel Hass in den Augen, wie ich aufbringen konnte, an.

Julia nahm ihre Hände in Verteidigung nach oben machte ein paar Schritte zurück: „Wenn du meinst, ich hol die Lampen und bin weg."

Sie verschwand und dann standen nur noch Mexi und ich in der Küche. Auf dem Herd roch es verbrannt und ich nahm eilig die Pfanne mit den verkohlten Pfannkuchen von der Fläche. Fluchend spülte ich Wasser in die Pfanne und kippte ein paar Schübe Spüli nach. Als ich wieder aufsah war Mexi neben mir, er legte eine Hand auf meine und merkte, dass sie ziemlich heftig zitterte. „Ist alles okay," fragte er leise und sah mich eindringlich an. „Denke schon," gab ich zurück und hörten dann endlich die Wohnungstür aufgehen und wieder ins Schloss fallen, „jetzt ist es jedenfalls besser." Ich atmete tief durch, einmal, zweimal und blickte ihn dann wieder an: „Das war meine Ex Julia." Mexis Mund formte ein „Oh" und er drückte meine Hand noch einmal, bevor er sie losließ. Hatte er sie wirklich bis eben festgehalten? In seinen Augen konnte ich sehen, dass er noch mehr Fragen stellen wollte, aber er sagte nichts mehr. Stattdessen ging er zum Herd, nahm eine neue Pfanne von der Aufhängung und begann neuen Teig darin zu verteilen. Vielleicht würde ich ihm irgendwann die ganze Geschichte erzählen, aber geradewar ich froh, dass er nur da war und Frühstück machte.

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt