Kapitel 38

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P.o.V. Mexi

Es dauerte ein paar Minuten, bis mein Kopf wieder funktionierte. Meine Augen fühlten sich so schwer an, dass ich sie erst aufschlug, als weiche Lippen meine Wange berührten. Es zauberte ein Lächeln auf meine Lippen.

„Aufwachen Dornrösschen, es gibt Arbeit zu tun."

„Du liegst immer noch auf mir, weißt du."

„Willst du denn, dass ich von dir runter gehe?"

„Eigentlich nicht, aber es wird uns wohl keine andere Wahl bleiben."

„Da könntest du recht haben, willst du ein Taschentuch?"

„Lieber eine neue Hose, aber man muss ja irgendwo anfangen."

Während ich versuchte die Spuren unserer Zweisamkeit zu beseitigen, stand Rezo etwas verloren im Raum und betrachtete mich.

„Betrachtest du mich gerne?"

„Ja- äh- ich meine- schon gut- ich wollte nicht- „

Er wurde rot und richtete seinen Blick zum Boden, fast so, als wäre es ihm peinlich.

„Hey, ist alles okay?"

Oh Gott, vielleicht bereute er es. Vielleicht war es ihm unangenehm und er wollte mich jetzt fragen, ob wir es einfach vergessen könnten? Meine Unsicherheiten, die ich über die letzten Monate nach und nach abgelegt hatte, schlichen sich allmählich zurück in meine Gedanken.

„Natürlich, nur- war das- war das richtig?"

Verdammt, wieso hatte die kleine pessimistische Stimme in meinem Kopf eigentlich immer Recht? Enttäuscht ließ ich den Kopf hängen und stoppte die verzweifelten Versuche die nassen Flecken aus meinem Shirt zu bekommen.

„Wenn du nicht willst, dass wir- ich meine- „

„Was? Nein, nein nein, das meinte ich nicht. Ich dachte- ich hab sowas noch nie gemacht und- war das richtig so? Ich wollte, dass du dich wohlfühlst und- hast du dich wohlgefühlt?"

Ein Stein in der Größe eines Lastwagens fiel mir vom Herzen und ich konnte nicht anders als laut zu lachen. Verwirrt starrte er mich an, wahrscheinlich dachte er, ich wäre verrückt geworden.

„Ich dachte- ich dachte du- bereust es und- wolltest es mir nicht sagen."

Jetzt stieg auch er in mein Gelächter mit ein und trat einen Schritt näher zu mir, um seine Hand auf meine Schulter zu legen.

„Oh man, wir müssen wirklich an unserer Kommunikation arbeiten."

„Da gebe ich dir Recht, aber um deine Frage zu beantworten, ich habe mich noch nie so wohl gefühlt wie in diesem Augenblick."

Rezo lächelte und legte seinen Zeigefinger an mein Kinn. „Es ist wirklich bemerkenswert, wie du mich in so kurzer Zeit so zum Besseren verwandelt hast. Bevor ich dich getroffen habe, war ich ein ziemliches Arschloch. Um fair zu sein, war ich danach auch noch ein ziemliches Arschloch."

„Allerdings."

„Hey," er begann mit den Händen zu sprechen und leider konnte ich nur einzelne Wörter in seinem Satz ausmachen, „ich ... vielleicht ... du ... Entschuldigung ..."

„Leider, habe ich keine Ahnung, was du sagen willst, aber für den Schock, den du mir eben eingejagt hast, schuldest du mir etwas."

„Natürlich, wir könnten am Wochenende gemeinsam wegfahren, wenn du willst."

„Das wäre schonmal ein Anfang, würde ich sagen und was machen wir heute?"

„Äh, wie wärs, wenn du später zu mir kommst und ich überleg mir was."

„Würde mir sehr gut gefallen. Allerdings würde ich sagen, dass wir jetzt wieder arbeiten sollten, sonst denken die anderen noch, dass ich eine Spezialbehandlung bekomme."

„Ich würde das eben zwar schon als Spezialbehandlung bezeichnen, aber wenn du meinst."

Nach der Arbeit war ich nach Hause gegangen, um mir etwas Frisches anzuziehen und vorher eine kalte Dusche zu nehmen. Der Sommer dauerte irgendwie schon viel zu lange, obwohl ich auch keine Lust auf die Kälte des Winters hatte. Kurz bevor ich die Dusche andrehen konnte, klingelte es an der Tür und ich verließ das Bad. Als ich die Person vor der Tür erblickte, kam Freude in mir auf. Es war Toni, der ein dickes Buch in der Hand hielt.

„Hei Toni, was verschafft mir die Ehre?"

„Eigentlich wollte ich dir nur das Buch zurückbringen, allerdings wollte ich auch fragen, wie dein erster Tag gelaufen ist und dann ist mir noch eingefallen, dass ich wissen wollte, ob du mich für ein paar Minuten hineinbitten willst."

„Natürlich, möchtest du nicht reinkommen? Ich hätte Kaffee oder Tee im Angebot, ansonsten noch Wasser und diverse Softgetränke."

„Danke für die nette Einladung, ich würde einen Kaffee nehmen."

In der Küche stellte ich zwei Tassen unter die Maschine und drückte die Tasten für cremigen Cappuccino.

„So und jetzt erzähl mal, wie lief der erste Tag."

„Rezo hat mir einen Arbeitsplatz mit komplett neuer Ausstattung zur Verfügung gestellt. Nur das Beste vom Besten."

„Wow, das hört sich doch schon mal vielversprechend an."

„Dann kam seine Ex-Freundin vorbei und hat eine riesige Show abgezogen, bis er sie gezwungen hat zu gehen."

„Uh, autsch. Hat sie ihn nicht betrogen oder hab ich da etwas falsch verstanden?"

„Ja und das nicht nur einmal, allerdings will sie ihn entweder zurück oder sein Leben zerstören, ich habe den Plan noch nicht ganz durchblickt."

„Na super, hat sie auch mit dir gesprochen?"

„Sie hat es ein paar Mal versucht, aber er hat sie sofort unterbrochen und die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, irgendwie hab ich ein bisschen Angst vor ihr."

„Und was ist passiert, als sie verschwunden war?"

„Äh naja, Rezo hat mich in sein Büro mitgenommen und- „

„Uuuuund?"

„Wir haben sehr intensiv auf seiner Couch- naja."

„Hattet ihr Sex?!"

„Nein, nicht ganz, aber- er hat sich ein bisschen um- naja um mich gekümmert."

„Awwww, das ist so süß und so heiß."

Ich warf das Küchenhandtuch in seine Richtung und er duckte sich darunter hinweg.

„Was denn?" 

„Das ist peinlich, red nicht so darüber."

„War es denn gut?"

Meine Wangen färbten sich rot und ich brauchte einige Anläufe, um einen sinnvollen Satz herauszubringen, beim Gedanken an die Ereignisse des heutigen Vormittags.

„Naja, also- es war- also eigentlich- es war- es war unbeschreiblich."

„Das ist so süß, du wirkst so glücklich und zufrieden. Wann seid ihr denn endlich offiziell zusammen?"

„Ich denke das wird noch ein wenig dauern, ich will ihm die Zeit lassen, die er braucht, um sich sicher zu sein."

„Das kann ich verstehen, aber ich schätze, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird."

„Wir werden sehen, allerdings müsstest du bald gehen, ich muss mich noch für heute Abend fertig machen."

„Uhhh, Date Night, da will ich dich natürlich nicht aufhalten, lass uns morgen Abend telefonieren, ja?"

„Geht klar, komm gut nach Hause."

„Versprochen," und damit verließ er die Küche.

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt