Kapitel 14

822 61 45
                                    

P.o.V. Mexi

Die Griffe meiner Einkaufstaschen schnitten mir in die Hände und stoppten die Blutzirkulation in meinen Fingern. Wieso hatte ich so viel Zeug gekauft? Mein Kühlschrank war zwar leer, aber eigentlich hätte ich mir auch Pizza bestellen können. Da bekam ich den ersten Tropfen ab, dann folgte der Zweite und der Dritte. 

Gerade noch rechtzeitig, erreichte ich das Überdach eines Kiosks und stellte meine Einkäufe gepresst an die Wand. Es waren noch drei Straßen zu meiner Wohnung und die würde ich nicht rennen können. Also nahm ich mein Schicksal hin und ließ mich seufzend neben meine Tüten gegen die Wand fallen. Normalerweise rauchte ich nur, wenn ich getrunken hatte, aber jetzt gerade brauchte ich dringend eine Zigarette. Also kramte ich in den Unweiten meiner Jeans nach dem Päckchen und beförderte es, gemeinsam mit einem Feuerzeug, zu Tage. 

Während ich kleine Rauchwölkchen in die Luft pustete, wurde der Regen immer stärker und dann vernahm ich platschende Schritte, die auf mich zu kamen. Die Person gesellte sich zu mir unter das kleine Dach. „Sorry für den Rauch, ich hoffe es machte ihnen nichts aus," entschuldigte ich mich. „Keine Sorge, ich bin es gewohnt," sagte die Stimme einer jungen Frau. Geschockt riss ich die Augen auf. Ich kannte sie. Aber woher? Langsam ließ ich meinen Kopf in ihre Richtung gleiten und dann viel es mir wie Schuppen von den Augen: Es war Julia.

„Sieh mal einer an," sie grinste recht süffisant, als sie mich erkannte, „du bist doch der Kleine aus Rezos Wohnung, oder?"

„Richtig."

„Ich bin Julia."

„Weiß ich," meine Lust, mich mit ihr zu unterhalten, ging gegen null.

„Und wie heißt du Süßer?"

„Nenn mich nicht so."

„Na komm schon, verrat mir deinen Namen," diese gespielte Nettigkeit kotzte mich ziemlich an.

„Hör zu, ich will nichts mit dir zu tun haben, würde es nicht aus Eimern schütten, wäre ich schon längst nicht mehr hier, also lass mich einfach in Ruhe.

„Du kennst mich doch gar nicht."

„Trotzdem weiß ich genug von dir."

„Was denn zum Beispiel?"

„Du bist Rezos Ex, mehr muss ich eigentlich gar nicht wissen."

„Eigentlich schon, vor allem über Rezo solltest du ein bisschen mehr wissen."

„Deine Geschichten interessieren mich nicht."

„Nur gut, dass du nicht hier weg kannst und mir mehr oder weniger zuhören musst," wieder dieses ekelerregende Grinsen.

„Ich muss überhaupt nichts tun."

„Schön, du musst mir nicht zuhören, aber ich werde trotzdem reden."

„Tu was du nicht lassen kannst," als die erste Zigarette leer geraucht war, nahm ich eine Zweite heraus und entzündete sie.

„Eigentlich müsste ich mir um dich ja keine Gedanken machen, du bist keine Frau, aber ich will dich vorwarnen."

„Oh wie freundlich von dir."

„Spar dir den Sarkasmus, ich meine es ernst. Er ist ein schlechter Mensch, niemand sollte etwas mit ihm zu tun haben und das nicht wissen."

„Ah ja, klingt sehr interessant."

„Er hat mich bedroht weißt du. Er hat gesagt, wenn ich nicht bei ihm bleibe, dann tut er mir was an. Also habe ich ihn betrogen, damit er mich verlässt, ich konnte nicht..."

Jedes weitere Wort machte mich wütender, also unterbrach ich sie: „Es gibt immer einen anderen Weg und selbst wenn diese hirnrissige Geschichte stimmen würde, hätte ich trotzdem kein bisschen Mitleid für dich übrig."

Julia wirkte unzufrieden, entspannte sich jedoch wenige Augenblicke später wieder und begann erneut mich zuzutexten: „Mädchen sind für ihn nur Spielsachen weißt du, er legt keinen Wert auf die Gefühle von anderen."

„Pass mal auf, Süße," letzteres spuckte ich aus wie eine Beleidigung, „vielleicht könnte ich dir auch nur einen Bruchteil glauben, wenn ich dich nicht bestens gelaunt in seiner Küche kennengelernt hätte, also tu mir einen Gefallen und sprich nicht mehr mit mir. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich gehe lieber durch den Regen nach Hause, als noch länger mit dir hier zu stehen."

Also packte ich meine Tüten und trat, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, wieder in den Regen. 

Auf dem Weg machte ich mir widerwillig noch einmal Gedanken über das, was sie gesagt hatte. Es ergab keinen Sinn. Warum sollte sie noch so aktiv Kontakt zu ihm suchen, wenn er sie doch angeblich erpresst hatte? Rezos Reaktion auf sie, hatte mir eigentlich schon alles gesagt, was ich wissen musste: Sie hatte ihn definitiv betrogen und verarscht, außerdem war er von ihr zutiefst verletzt worden. Mehr musste ich nicht wissen. Zwar bildete ich mir nicht ein ihn schon gut zu kennen, aber etwas sagte mir, dass ich ihm wesentlich mehr trauen konnte, als seiner Ex-Freundin, die scheinbar nicht vor hatte aus seinem Leben zu verschwinden. 

In meiner Wohnung angekommen, verräumte ich zuerst meinen Einkauf, da die Pizzen schon so gut wie aufgetaut waren. Dabei tropfte ich die gesamte Wohnung voll, aber das war mir ziemlich egal. Eine Pizza schmiss ich in den Ofen und stellte einen Timer auf 15 Minuten ein. Während sie im Ofen gebacken wurde, ging ich an meinen Schrank und suchte zuerst nach frischer Unterwäsche. Im Bad zog ich alles aus und betrachtete mich kurz im Spiegel. Das Training der letzten Monate hatte sich durchaus bezahlt gemacht, war ich vorher nicht wirklich zufrieden gewesen, konnte ich es jetzt auf jeden Fall sein. 

Nachdem ich mich abgetrocknet hatte und eine frische Unterhose meinen privaten Bereich bedeckte, rubbelte ich über meine Haare. Theoretisch könnte ich die auch mal wieder waschen. Kurzerhand hielt ich meinen Kopf unter den Wasserhahn und schäumte die Haare mit dem erstbesten Shampoo ein, dass ich greifen konnte.  

Während ich erneut mit dem Handtuch die Haare trocknete, hörte ich die Türklingel. Schnell schlüpfte ich in eine Jogginghose und stolperte halb angezogen in den Flur, um die Tür zu öffnen.

Davor stand ein ebenfalls tropfender junger Mann mit blauen Haaren.

„Hey, ich weiß das ist äh- etwas seltsam, dass ich einfach so- ja, hier bin, aber ich hab mir Sorgen gemacht, also bin ich jetzt hier und ja..."

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt