Kapitel 10

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P.o.V. Mexi

Mein Kopf drehte sich, aber ich genoss jede Sekunde dieser Nacht. Wir hatten nach dem ersten Tablett nochmal dasselbe geordert und danach noch eine ganze Menge Ficken-Shots. Mittlerweile bewegten wir uns zur Musik, die Sebastian auflegte, auf der Tanzfläche und da alle anderen mindestens so besoffen waren wie wir, hatte ich fast alle Hemmungen fallen lassen. Rezo stand neben mir und sang bei jedem Lied aus vollem Hals mit und ich gab mir größte Mühe mitzuhalten. Wir waren irgendwann durchgeschwitzt und beschlossen auf dem angrenzenden Balkon eine Pause einzulegen, also traten wir durch die Glastür in die lauwarme Nachtluft.

„Die Luft ist- mindestens- 100-mal besser als da."

„Absolut, ich brauch jetzt erstmal nh Zigarette," ich fummelte das volle Päckchen Camel aus meiner Tasche und zündete mir eine an.

„Kann ich auch eins haben?"

Wortlos reichte ich ihm das Päckchen und sah zu, wie er umständlich eine herausnahm und sich dann nach einem Feuerzeug umsah. Mehr oder weniger schnell griff ich nach meinem und versuchte sie ihm anzuzünden, allerdings blies der Wind die Flamme ständig aus. Also stellte ich mich näher zu ihm und hielt eine Hand als Schutz davor, bis sie endlich brannte. Allerdings machte ich keinen Schritt mehr zurück. Wir standen sehr nah voreinander und keiner wich zurück.

„Du bist jetzt meine Nutte," flüsterte ich und grinste ihn an.

„Ich kann alles sein, was du willst."

Okay er war besoffener als ich und das war sicher nicht ernst gemeint, allerdings sendete diese Aussage einen Elektroschock durch meinen Körper und meine Nackenhaare stellten sich auf.  Langsam entfernte ich mich ein paar Zentimeter und brachte ein bisschen Abstand zwischen uns.

Die Musik wurde ruhiger und man merkte, dass der Abend später wurde, aber ich wollte auf keinen Fall gehen. Am liebsten würde ich mich jetzt zurück in die Menge schmeißen, allerdings brauchte ich vorher noch ein paar Shots. Also drückte ich die Zigarette im Aschenbecher aus, griff nach Rezos Arm und zog ihn mit mir nach drinnen. An der Theke orderte ich 3 Shots für jeden von uns und kippte einen nach dem anderen runter. Ein wohlig warmes Gefühl floss durch meinen Körper und betäubte meine Sinne. Meine Begleitung hatte ebenfalls seine Gläser geleert und hing jetzt mit einem Arm über meiner Schulter. Bevor ich zu genau darüber nachdenken konnte, bestellte ich nochmal 2 Shots und exte. Dann schnappte ich mir Rezo und huschte auf die Tanzfläche. Wir hingen aneinander und feierten zu „Nemo" von Nightwish. Die Stimmung war bei allen auf dem Höhepunkt und die Party schien nicht zu enden. Bis Rezo mich noch näher zu sich zog und mir einen Kuss auf die Wange gab. 

Schlagartig fühlte ich mich wieder nüchtern. Diesmal stellten sich alle Haare an meinem Körper auf und mein Herzschlag stolperte ein bisschen. Fuck. So sollte ich mich nicht fühlen. Wir waren nur befreundet und da war nicht mehr als das. Mein Herz schien das allerdings anders zu sehen, denn es schlug mit doppelter Geschwindigkeit und mein Kopf drehte sich. Am liebsten hätte ich mich selbst geschlagen. Schnell murmelte ich etwas von „rauchen" und verschwand in Richtung Balkon. Dort angekommen atmete ich zuerst ein paar Mal tief durch. Vielleicht war das gar keine Reaktion auf den Kuss gewesen und hatte viel mehr am Alkohol gelegen. Wen wollte ich hier verarschen? Seit dem Tag, an dem er gegen mich gerannt war, hatte er in meinem Kopf herumgespukt. Tim hatte recht gehabt und das hasste ich. Hektisch kramte ich nach meinen Zigaretten und dem Feuerzeug, nahm einige Züge und atmete ein weiteres Mal tief durch. Mein Handy brummte und ich zog es aus der Tasche, um meine Nachrichten zu checken. Mich erwarteten vier verpasste Anrufe von Tim, zwei von Jasmin und mindestens 20 Nachrichten. Fluchend öffnete ich meinen Messenger und überflog die Chats, dann rief ich Tim zurück.

„Verdammte Scheiße Mexi wo bist du?"

„Nette Begrüßung, ich bin im Nightlife."

„Wir haben dich zuhause mehrfach angerufen und auf dem Handy und nirgendwo hast du geantwortet, ich dachte dir wäre was passiert!" Tim klang ziemlich angepisst.

„Komm runter, ich bin im Club. Außerdem bin ich kein kleines Kind, dass Tag und Nacht beaufsichtigt werden muss!"

„Was machst du überhaupt allein im Club?"

In diesem Moment stolperte Rezo nach draußen, erblickte mich und kam zu mir: „Hey, was machstn du hier draußen?"

„Wer ist da bei dir? Muss ich zu dir kommen?" das war Tim im Telefon.

„Geht's noch?!," mittlerweile war ich ganz schön sauer, „du behandelst mich, als wäre ich 16 Jahre alt. Ich bin erwachsen und kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen!"

„Ja genau, er ist nämlich schon 24 Jahre alt," lallte Rezo in Richtung Handy und lachte.

„Ich bin 26," wisperte ich und er schlug sich die Hände vor den Mund, als hätte er mir gerade ein ganz schlimmes Geheimnis erzählt.

„Ist das dieser Rezo da? Was macht der bei dir?"

„Tim, halt dich mal zurück," eigentlich war er mein bester Freund, aber diese Art von ihm brachte mich zur Weißglut, „ja das ist Rezo und wir sind zusammen hier und selbst wenn nicht, geht dich das nichts an, hast du mich verstanden?!"

„Yo chill mal, ich will nur sicher gehen, dass es dir gut geht."

„Mir geht es mehr als gut, ich habe den besten Abend seit langem und jetzt hör auf mich zu bemuttern!"

Damit beendete ich den Anruf, nahm mir eine neue Zigarette und packte das Handy zurück in meine Jeans. Rezo sagte erstmal nichts, griff dafür aber in meine Arschtasche und zog das Päckchen heraus.

„Rauchen- is ungesund weißt du," nuschelte er mit der Fluppe zwischen den Lippen.

„Weiß ich, aber meine Nerven sind grade ziemlich unten," antwortete ich und zündete unsere Zigaretten nacheinander an. Ein paar Minuten standen wir nur in Ruhe da und rauchten. Dann griff er nach meiner Hand und führte mich zur Tür zurück: „Komm Süßer, wir bringen dich heim." Er zog mich durch die VIP Lounge zur Treppe und ließ meine Hand erst los, als wir auf der Straße angekommen waren. Allerdings kribbelte meine Hand fünf Minuten später immer noch. Ich verdammter Idiot.

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt