Kapitel 24

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P.o.V. Mexi

In den darauffolgenden Tagen hörte ich nichts von ihm und ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass ich ihm genug bedeutete, um sich Mühe zu geben. Am Freitagabend jedoch klopfte es sanft an der Tür, so leise, dass ich es fast nicht gehört hätte. Als ich öffnete, stand niemand dort, aber auf der Fußmatte lag ein Häufchen mit Schokolade und anderem Süßkram, den ich am liebsten aß. Schmunzelnd hob ich alles auf und flüsterte ein fast unhörbares „Danke" in den Flur, bevor ich die Tür wieder schloss. Durch die Ereignisse der letzten Woche verbrachten wir das Wochenende nicht im Club, sondern zu Hause. Also öffnete ich am Samstag ein kühles Bier und nahm mir eines der Bücher aus dem Schrank, die ich mir gekauft hatte, mit dem festen Vorsatz sie sofort zu lesen. Es standen viele Bücher in dem Fach.

Gegen Nachmittag hatte ich circa die Hälfte gelesen und war relativ zufrieden mit dieser Leistung. Mein Magen meldete sich langsam und ich beschloss eine Pause zumachen, um etwas zu essen. In Windeseile bastelte ich aus Kartoffeln, Käse und Würstchen einen kleinen Auflauf und schob ihn dann in den Ofen. Den Timer stellte ich auf 30 Minuten und leerte dann meine Mülleimer aus. Auf der Fußmatte wäre ich um ein Haar auf einen kleinen Zettel getreten, den jemand dort abgelegt hatte. Also stellte ich die Tüten auf den Boden und hob ihn auf:

Hei Mexi,

auch wenn es noch dauern wird, bis du mir verzeihst, was ich verstehen kann, hoffe ich, dass wir bald wieder Freunde werden.

Autsch.

Im nächsten Abschnitt war einiges geschwärzt worden, sodass manche Sätze nicht viel Sinn ergaben:

------------------------- Vielleicht bist du verletzt, dass --------------------- ich ------------------------- deine Gefühle nicht erwidern kann. -------------------------- Eigentlich bin ich mir sicher, dass ------------------------------------, aber ich weiß nicht genau ----------------------- ich verstehe vieles nicht. Maya ist meine F+ und ---------------------------------------------------------------------------------- wir kennen uns schon lange. Das auf der Tanzfläche kann ich dir nicht erklären, ---------------------------------------------------------------- es war ------------------------- einfach eine besoffene Handlung von mir. Der Kuss tut mir leid. ---------------------------

Rezo

Der Müll war vergessen und ich ging mit dem Brief zum Fenster, um die gestrichene Schrift lesbar zu machen. Plötzlich fand ich ihn nicht mehr so nett wie am Anfang:

Eigentlich solltest du Vielleicht bist du verletzt, dass ich nicht schwul bin ich keine Gefühle für deine Gefühle nicht erwidern kann. Ich weiß nicht was ich Eigentlich bin ich mir sicher, dass ich nicht auf Männer stehe, aber ich weiß nicht genau was gerade abgeht ich verstehe vieles nicht. Maya ist meine F+ und theoretisch ist es meine Sache, mit wem ich was anfange wir kennen uns schon lange. Das auf der Tanzfläche kann ich dir nicht erklären, es hat sich in dem Moment richtig angefühlt es war ein seltsamer Moment einfach eine besoffene Handlung von mir. Der Kuss tut mir leid. Ich vermisse dich.

Ein paar der gestrichenen Abschnitte machten mich etwas wütend, bis auf den letzten Satz, jedoch hatte er diese Teile ja aus einem bestimmten Grund durchgestrichen. Da Jasmin mich gebeten hatte, alle Entschuldigungsversuche mit ihr zu teilen versuchte ich ein gutes Bild des Briefs zu machen und schickte es ihr, mit der Bildunterschrift: „Lag eben vor meiner Tür."

Ihre Antwort kam nur wenige Minuten später:

Jasmin: Also als Entschuldigung geht das ja auch nur so halbwegs durch

Mexi: Ja, denke ich auch

Jasmin: Am liebsten würde ich mit dir eine Antwort verfassen, aber theoretisch ist es die Mühe nicht wert

Mexi: Wie meinst du das?

Jasmin: Naja, er ist derjenige, der sich entschuldigt und nicht du. Deshalb solltest du nicht der sein, der Briefchen schreibt

Mexi: Hast recht, was denkst du, wann ich ihm vergeben kann?

Jasmin: Er muss was machen, dass dir zeigt, dass er es ernst meint

Mexi: Was zum Beispiel?

Jasmin: Spontan würde mir ein Kuss ohne Alkoholeinfluss einfallen, aber ein Schritt nach dem anderen

Mexi: Haha, ich glaub da kann ich lange drauf warten

Jasmin: Wir werden sehen

Mexi: Also du meinst, ich soll nicht reagieren und ihn machen lassen?

Jasmin: Lass ihn leiden haha

Mexi: Warst du schon immer so gemein?

Jasmin: Möglich, lass dich von ihm nicht einlullen klar?

Mexi: Versprochen!

Danach ging Jasmin offline und ich warf mein Handy auf die Couch, um den Brief erneut zu begutachten. Sie hatte recht. Eine wirkliche Entschuldigung war das nicht und er musste definitiv noch einiges dafür tun, dass ich ihm wieder vertrauen können würde. Zwischendurch hatte ich sporadisch Nachrichten von ihm erhalten, die ich, auf Anweisung meiner Freunde, größtenteils ignoriert hatte. Da klingelte der Timer in der Küche und ich holte meinen Auflauf aus dem Ofen. Während ich den zweiten Teller aß, nahm ich mein Buch wieder zur Hand und versank in der Geschichte.

Ein lautes Krachen ließ mich hochfahren. Draußen wurde es langsam dunkel, ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits kurz nach 10 war. Mein Arm war eingeschlafen, dass Buch lag auf meiner Brust und ich hatte Nackenschmerzen. Gähnend streckte ich mich und legte das Buch auf den Tisch, wobei ich mein Handy herunterfegte. Beim Aufheben zog mir ein stechender Schmerz in den Rücken und ich stöhnte kurz auf. Auf dem Sessel schlafe ich nie wieder. Zuerst räumte ich mein Essen von vorhin weg, stellte das Geschirr in die Spülmaschine und dann- fiel mir der Müll wieder ein, den ich im Flur stehen gelassen hatte.  

Zurück vor der Haustür und etwas außer Atem, erblickte ich einen neuen Zettel, der diesmal an der Tür klebte: „Lasertag?" Davon knipste ich ebenfalls ein Foto, nahm ihn ab und ging zurück in meine Wohnung.

Jasmin: Schreib nein

Mexi: Warum?

Jasmin: Das reicht nicht, lass ihn zappeln

Mexi: Wenn du meinst

Also tippte ich ein knappes „Nein" an Rezo, der die Nachricht las und kurz tippte, bevor er wieder offline ging, ohne eine Antwort abzuschicken. Dann vibrierte das Gerät und kündigte einen eingehenden Anruf an. Es war Rezo und ohne lange nachzudenken, nahm ich ihn an.

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt