Kapitel 49

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P.o.V. Rezo

Im Büro hatten alle unbedingt wissen wollen, wie es Mexi ging. Als ich zur Tür hereinkam, wurde ich bereits von allen belagert und ausgefragt. Da er mir die Erlaubnis gegeben hatte, den anderen Bescheid zu sagen, gab ich eine knappe Zusammenfassung und kämpfte mich dann zu Jus Büro, um ein paar Dinge zu besprechen.

Später bekam ich eine Nachricht von Mexi, in der er fragte, wann ich denn endlich wieder da sein würde. Lächelnd beantwortete ich die Nachricht mit einem „Mache mich gleich auf den Weg" und verabschiedete mich dann von meinem Team. Vor der Tür kam mir die Idee ihn mit einem Eis zu überraschen. Da er wieder laufen durfte und dabei keine Beschwerden hatte, könnten wir gemeinsam in die Eisdiele gehen. 

Wenn man den Weg nicht in Panik und mit Höchstgeschwindigkeit zurücklegte, entdeckte man ein paar schöne Ecken. Im Garten neben mir lärmten spielende Kinder und genossen die letzten wirklich warmen Tage im Jahr. Die Sonne gab heute nochmal alles, bevor die Temperatur nächste Woche unter 20°C fallen sollte.

Gerade als ich in die Straße zum Krankenhaus einbiegen wollte, erblickte ich ein Auto, dass gleich in mehreren Arealen meines Gehirns etwas auslöste. Ein schwarzer BMW SUV. So ein Auto hatte Mexi angefahren, aber da war noch etwas und als es mir endlich einfiel, rannte ich los. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, was ich die letzten zwei Wochen vergessen hatte: Ich kannte jemanden, der schon immer so ein Auto haben wollte. Eine gewisse Person, die mich monatelang angebettelt hatte, meine Meinung zu ändern und doch solch ein Fortbewegungsmittel anzuschaffen. Julia.

„Ich dummer Idiot," murmelte ich vor mich hin, während ich an der Ampel auf Grün wartete. Mexi hatte von einer Fahrerin mit blonden Haaren gesprochen und trotzdem hatte ich es nicht geschafft die Punkte zu verbinden. Schnell zog ich mein Handy aus der Hosentasche und suchte im Adressbuch nach Zara. Es tutete nur drei Mal, da wurde das Gespräch angenommen. Noch ehe sie etwas sagen konnte, unterbrach ich sie: „Ich weiß wer Mexi angefahren hat."

„Wow das ist mal eine Begrüßung, aber woher weißt du das?"

„Blonde Fahrerin in schwarzem BMW SUV, die nach Mexis Aussage gelächelt haben soll."

Kurz herrschte Stille, dann zog sie scharf die Luft ein: „Oh mein Gott, es war Julia."

„Schön, dass du auch zu dem Schluss kommst, denn ich bin gerade auf dem Weg zur Polizei."

„Okay, was soll ich vorbereiten?"

„Zuerst bespreche ich meinen Verdacht mit den Ermittlern, aber wir werden auch eine Anzeige wegen Stalking stellen, alle das könntest du schonmal in Angriff nehmen."

„Wird sofort erledigt, halt mich auf dem Laufenden."

„Mach ich, danke dir."

Als ich um die letzte Ecke gebogen war, konnte ich schon das große blau-weiße Schild sehen, dass am Gebäude hing. Mit leichtem Seitenstechen kam ich an der Tür an und klingelte. Eine junge Dame in Uniform stand am Schalter und öffnete mir: „Guten Tag, wie kann ich ihnen weiterhelfen." Hastig nannte ich meinen Namen und bat darum mit den beiden Beamten sprechen zu können, die Mexis Fall bearbeiteten. Sie nickte und steckte ihren Kopf in einen Raum hinter ihr. Es wurde etwas gemurmelt, dann öffnete sich die Tür ganz und die Männer, die uns im Krankenhaus aufgesucht hatten, standen vor mir.

„Ah schönen guten Tag, könne wir ihnen irgendwie helfen?"

„Ich denke ich weiß, wer für den Unfall verantwortlich ist."

Die Miene des linken Polizisten, er hieß Geiger, verfinsterte sich sofort und ich wurde in einen der anderen Räume gebracht. Beide Männer waren ernst und waren tatsächlich gewillt sich meine Theorie anzuhören.

„Dann erzählen sie mal, wer, denken sie, könnte es gewesen sein?"

„Meine Ex-Freundin Julia. In letzter Zeit hat sie sich viel zu sehr für mich und vor allem für Mexi interessiert. Sie tauchte mehrfach in und vor meiner Wohnung auf und bat mich ihr eine zweite Chance zu geben. Diese Bitten habe ich jedes Mal abgelehnt und ihr ein Hausverbot ausgesprochen, an das sie sich nicht gehalten hat. Vor kurzem suchte sie meinen Partner auf dem Heimweg auf und erzählte ihm wilde Geschichten über mich, zu diesem Zeitpunkt führten wir noch keine Beziehung. Vor über zwei Wochen tauchte sie dann in unserer Firma auf, ausgerechnet am ersten Arbeitstag, den mein Partner bei uns hatte. Zu dieser Zeit waren wir bereits in einer Beziehung, was ich ihr gegenüber jedoch abstritt und sie mehrfach bat zu gehen. Dies tat sie erst, nachdem sie uns beleidigt und eine Drohung gegen mich ausgesprochen hatte."

„Können sie sich an den Wortlaut der Drohung erinnern?"

„Allerdings, sie sagte: Du wirst schon sehen, was du davon hast. Ich bekomme immer alles, was ich will, sieh dich vor."

„Wäre es dann nicht plausibler, wenn sie planen würde ihnen etwas anzutun?"

„Theoretisch schon, aber bei ihr war noch nie etwas logisch oder plausibel. Sie war schon immer ein sehr impulsiver Mensch, hat auf alle Freundinnen, die ich nach ihr hatte, eine Hexenjagd auf Social Media veranstaltet und sie manchmal sogar gestalkt. Außerdem habe ich sie so verstanden, dass sie mich zurück wollte, in ihrem Kopf hätte der nächste logische Schritt sein können, Mexi aus dem Weg zu räumen, um mich wiederzubekommen."

„Wie kommen sie jetzt plötzlich zu dem Verdacht?"

„Eben wollte ich ins Krankenhaus, da ist genau so ein Auto an mir vorbeigefahren. In dem Moment ist mir eingefallen, dass meine Ex-Freundin mir monatelang in den Ohren lag, genau so ein Auto zu kaufen. Ihre Schwester hat mir mal erzählt, dass sie so eins haben wollte, seit sie klein war. Da ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe, ist mir ihr momentanes Auto nicht bekannt, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie sich mittlerweile genau das gekauft hat. Außerdem passt die Beschreibung, die Mexi gegeben hat zu ihr. Sie hat blonde Haare und dann würden die abgenommenen Kennzeichen ebenfalls Sinn machen."

„Hatte ihr Partner nicht auch erzählt, dass die Fahrerin gelächelt haben soll, als sie ihn erwischt hat?"

„Dieses Detail hat mich auch zu dem Schluss kommen lassen. Die Dinge passen zu gut zusammen, als das man es ignorieren könnte. Wenn sie wollen, könnte ich ihre Schwester anrufen und sie hierher bitten. Vielleicht hilft sie uns, wenn sie erfährt was passiert ist."

„Damit könnten wir anfangen und dann werden wir mal die junge Dame selbst hierher vorladen."

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt