Epilog

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P.o.V. Mexi

Drei Monate später

Die ersten warmen Sonnenstrahlen fielen mir ins Gesicht, als ich die Tür nach draußen öffnete. Der Frühling hatte den Winter so langsam vertrieben und ließ alle Pflanzen in der Stadt wieder aufblühen. Ungeduldig stand ich auf dem Bürgersteig und wartete auf den blauen Hyundai i30, den Rezo nur aus dem Grund gekauft hatte, weil er ihn an meine Augen erinnerte. Davon abgesehen, dass ich vor diesem Autoverkäufer beinah in Tränen ausgebrochen wäre, war das ein sehr schöner Tag gewesen.

Aus seinen Anweisungen für den heutigen Tag war ich nicht schlau geworden. Weder hatte er mir verraten, wo wir hinfuhren, noch warum ich etwas Schickes hatte anziehen müssen. Mir war bewusst, dass wir heute genau ein halbes Jahr zusammen waren, aber wieso sollte er aus einem Essen oder Ausflug solch ein Geheimnis machen? Während ich noch in meinen Gedanken schwelgte, hielt ein Auto vor mir und die Scheibe fuhr herunter.

„Hey mein Hübscher, spring rein." Rezo strahlte förmlich und wenn ich mich nicht irrte, war er sogar noch schicker gekleidet als ich. Gerade als ich die Tür geschlossen hatte, streckte er eine Hand zu meinem Gesicht und gab mir einen liebevollen Kuss.

„Wow, womit hab ich denn das verdient?"

„Weil du der schönste Mensch auf der Welt bist," antwortete er ohne Umschweife und schenkte mir ein wundervolles Lächeln, das mich irgendwie aus der Bahn warf.

Als ich mich angeschnallt und meine Tasche verstaut hatte, ordnete er sich wieder in den Verkehr ein und wir fuhren eine ganze Zeit durch die Stadt, bis mir auffiel, dass wir aus der Innenstadt herausfuhren.

„Erzählst du mir, wo wir hinfahren?"

„Tut mir leid, das ist eine Überraschung," erklärte er und nahm seine Augen nicht von der Straße. Jetzt wo ich ihn richtig musterte, fielen mir ein paar Dinge auf. Er wirkte nervös, allerdings schien das seine übermäßig gute Laune nicht zu trüben, denn es lag die ganze Zeit ein Lächeln auf seinen Lippen.

Die aneinander gereihten Häuser, die typisches Großstadtflair versprühten, wischen jetzt nach und nach größeren Einfamilienhäusern mit Gärten und Sandkästen davor. Früher wollte ich in genau so einem Haus wohnen, aber mit den momentanen Preisen und Kosten für einfach alles, hatte ich diesen Traum schon lange ausgegeben. All das erklärte jedoch nicht so ganz, wieso wir hier waren.

Kurz vor einer Einfahrt hielt er an und blickte zu mir: „Es hat wirklich lange gedauert bis diese Überraschung genau so geworden ist, wie ich sie haben wollte. Ein paar Mal musste ich Kundentermine vorschieben, um das hier zu organisieren, also hoffentlich bist du nicht allzu sauer, dass ich die letzten Wochen ein bisschen weniger Zeit für dich hatte."

Damit setzte er das Auto wieder in Bewegung und ich war jetzt noch aufgeregter als vorher. Was hatte so viele Wochen gedauert, um fertig zu werden? Ein paar Sekunden später konnte ich mir die Frage selbst beantworten: Ein Haus.

Die weiße Fassade strahlte uns in der Sonne entgegen und im Vorgarten blühten bereits die ersten Sträucher und Blumen. Irgendwie konnte ich nicht ganz fassen, was es bedeutete, dass er mir dieses Haus als Überraschung präsentierte.

„Warte kurz, willst du mir gerade ernsthaft erzählen, dass du ein Haus gekauft hast? Für uns?"

Meine Worte schienen ihn etwas zu verunsichern, aber nur einen Moment später, war das Gefühl verschwunden und er hatte wieder sein strahlendes Lächeln aufgesetzt: „Genau das, mein Schatz, will ich dir damit sagen."

Schneller, als ich gucken konnte, war er ausgestiegen und öffnete meine Tür damit ich ebenfalls das Auto verlassen konnte. Staunend blickte ich mich in der Einfahrt um, die nun scheinbar uns gehörte. Das große Tor, dass wir gerade passiert hatten, war die einzige Öffnung in einem großen Zaun, der offensichtlich das ganze Grundstück umrahmte. Während ich noch alles erkundete, war Rezo bereits zur Haustür gegangen und hielt nun einen Schlüssel in meine Richtung. Neugierig kam ich näher und erkannte, dass dort zwei Schlüssel befestigt waren, gemeinsam mit einem blauen Anhänger, in den mein Name gestickt worden war.

Mit Tränen in den Augen nahm ich ihn und schloss die Tür auf. Im Inneren roch es genau wie bei Rezo in der Wohnung, was mir sofort ein Gefühl von Zuhause gab. Helles Licht strahlte durch das untere Geschoss und ließ es freundlich wirken. Wie ein kleines Kind rannte ich durch jeden Raum und versuchte so viel wie möglich zu entdecken. Im oberen Geschoss öffnete ich ein Tür und das was dahinter war, rührte mich erneut zu Tränen. Der Raum erstreckte sich über zwei Etagen und war von oben bis unten mit Bücherregalen ausgestattet.

„Das war meine Lieblingsüberraschung, gefällt sie dir?"

„Das ist das Schönste, was ich je gesehen habe, abgesehen von dir natürlich," das brachte ihn zum Lachen und er gab mir einen zarten Kuss auf die Wange.

„Willst du dir den jetzt den Garten anschauen?"

Ich nickte und folgte ihm wieder nach unten. Zwar hatte ich schon ein paar kurze Blicke aus dem großen Fenster im Wohnzimmer geworfen, aber ich hatte mich noch nie getraut die Terrasse zu betreten.

Er griff nach meiner Hand und gemeinsam machten wir den ersten Schritt auf die Holzbretter. Nie hatte ich mir vorgestellt, dass noch etwas die Bibliothek toppen könnte, aber ich hatte mich getäuscht. Die Wiese war saftig grün und eingerahmt wurde alles von Flieder und anderen Sträuchern, die ihren wunderbaren Duft verströmten. Aber das Highlight war der große Apfelbaum, der in der Ecke stand und eine Schaukel an einem dicken Ast trug.

Voller Freude drehte ich mich zu Rezo um, doch der stand nicht mehr neben mir. Er kniete vor mir, mit einer kleinen schwarzen Box in der Hand. Jedes Wort, das ich bis eben hatte sagen wollen, blieb mir im Hals stecken. Ungläubig starrte ich auf den Mann vor mir, den ich erst zum zweiten Mal in meinem Leben schüchtern erlebte.

„Ich weiß, dass wir uns noch nicht mal ein Jahr kennen und über diese Zeit unsere Höhen und Tiefen hatten. Aber die letzten sechs Monate waren die schönste Zeit, die ich jemals in meinem Leben verbringen durfte und ich könnte mir keine Sekunde mehr ohne dich an meiner Seite vorstellen. Du hast mein Leben komplett umgekrempelt und nie aufgegeben, obwohl ich ein starrköpfiger Idiot war. Dafür kann ich dir nicht genug danken, denn das hat mir offenbart, was ich in meinem Leben wirklich will. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du- mich heiraten willst."

Er öffnete die Box und zum Vorschein kam der schönste Ring, den ich jemals gesehen hatte. Silbern mit kleinen Diamanten, die einen größeren tiefblauen Stein einfassten. Sollte ich jemals von einem Verlobungsring geträumt haben, so war dieser hundert Mal besser.

Es war ganz still, nur das Blut pumpte laut durch meine Adern, wie automatisch schlug ich meine Hände vor den Mund. Mein Gehirn konnte den Anblick vor meinen Augen gar nicht fassen. Gerade als er mich etwas besorgt anblickte, brach ich mein Schweigen und warf mich ihm um den Hals. Auf Knien saßen wir dort auf der Terrasse und nun liefen wirklich Tränen an meinem Gesicht herunter.

„Ist das ein Ja?"

„Ja verdammt, tausend Mal ja!"

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt