Kapitel 31

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P.o.V. Rezo

Lange hatte ich mich nicht mehr so fallen lassen. Sonst hatte ich immer anderes im Kopf, wo ich sie anfassen musste, was ich sagen musste, dass sie machen, was ich will. Mit Mexi passierte alles von selbst, wie in einem Traum. Obwohl ich offensichtlich die Führung hatte, wurde er immer mutiger. Er zog mich mit sich nach hinten und als ich dachte, dass wir umfallen würden, prallten wir sachte gegen die Wand des Clubs. An diesem Ort hatte ich schon viele gehabt, aber nichts hatte sich je so angefühlt. Meine Hände waren überall auf ihm, ich ließ sie nach unten gleiten und legte sie fest auf seinen Arsch. Besitzanspruch gestellt und stattgegeben, denn Mexi stöhnte leicht auf. Oh man, das war ziemlich heiß.

Da schoss mir ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf und ich löste mich vorsichtig von ihm. Verwirrt sah er mir in die Augen, mit den geschwollenen Lippen und glasigen Augen, sah er zauberhaft aus. Aber ich musste etwas aussprechen, dass mir eben so schmerzlich bewusst geworden war: „Mexi, ich will dich keinesfalls verletzen, das ist das Letzte, was ich gerade im Kopf habe. Ich fühle etwas, mehr als ich je für einen anderen Mann gefühlt habe, aber ich weiß nicht, was es ist. Diese Welt ist neu für mich und ich muss erstmal damit zurechtkommen. Du bedeutest mir etwas, ziemlich viel um ehrlich zu sein, aber ich will hier nichts vorschnell beginnen, nur um dich am Ende enttäuschen zu müssen. Das ist das allerletzte, was ich will, okay?"

Mexi sah mich einige Momente still an, dann antwortete er: „Damals wusste ich auch nicht was mit mir passierte, wieso ich plötzlich auch Jungs gut fand. Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. Eine Frage habe ich allerdings."

„Frag mich alles, was du willst."

„Müssen wir jetzt hiermit aufhören?"

Das brachte mich zum Lachen: „Nein, oh Gott nein!" Damit drückte ich ihn erneut gegen die Wand und vereinte unsere Lippen wieder miteinander. Verdammt, ich war keinesfalls hetero und das machte mir überhaupt nichts aus, wie ich jetzt feststellte.

Die Zeit war an uns vorbeigezogen und ich hatte mein Zeitgefühl verloren. Wie lange standen wir bereits hier draußen? Es konnten 20 Minuten oder auch zwei Stunden sein, aber das interessierte mich nicht. Irgendwo weit entfernt hörte ich eine Tür aufgehen, aber das ging mir gerade an Mexis süßem Arsch vorbei. Zwei der Stimmen kamen mir entfernt bekannt vor und eine stach besonders heraus: Jana. Normalerweise hatte ich kein Problem mit Julias kleiner Schwester, sie hatte keine Schuld am Verhalten ihrer Schwester. „Rezo? Bist du das?"

Langsam löste ich mich von Mexi und bedachte ihn mit einem entschuldigenden Blick, bevor ich mich in Richtung der Blondhaarigen drehte. „Wie du sehen kannst, bin ich es," gab ich zurück und schenkte ihr ein leichtes Lächeln.

„Seit wann stehst du auf Kerle? Bist du schwul geworden?" sie stand mit verschränkten Armen am Geländer und musterte uns.

„Das geht dich nicht wirklich etwas an und zu deiner Information, man wird nicht schwul, entweder man ist es oder eben nicht." Mexi griff zu meiner Hand und drückte sie leicht, worauf ich sie ergriff und festhielt. Sollte Jana doch denken, was sie wollte.

„Von mir aus. Hab gehört meine Schwester hat dich letztens besucht."

Die Hand in meiner versteifte sich, Mexi schien begriffen zu haben, mit wem wir gerade redeten. Ein Blick zu ihm verriet mir, dass er gar nicht begeistert davon war, also entschied ich das Gespräch schnellstmöglich zu beenden: „Über Besuch freut man sich normalerweise, als sie in meine Küche kam, hätte ich ihr am liebsten vor die Füße gekotzt, schlussfolgere was du willst. Wenn du uns jetzt entschuldigen würdest, wir sind beschäftigt." Meine Hand wanderte unter Mexis Kinn und forderte ihn auf unsere Zweisamkeit fortzusetzen.

„Sicher?" wisperte er leise und rollte seine Pupillen in Janas Richtung.

„Absolut," versicherte ich ihm und schloss die Augen, wartend auf das wunderbare Gefühl, das seine Lippen mit sich brachten und ich wurde nicht enttäuscht. Sie waren heiß, feucht und passten perfekt auf meine. Seine Küsse waren gierig und verlangend, aber ich hatte Angst die Kontrolle zu verlieren, mich nicht mehr beherrschen zu können. Denn das würde zwangsweise passieren und ich hatte nicht vor das auf dem Balkon eines Clubs zu tun. Trotzdem bewegte ich meinen rechten Oberschenkel zwischen seine Beine und genoss die kleinen Laute, die er mir als Antwort gab. Mein Kopf driftete immer weiter ab und ich musste mich mehrmals ermahnen, die Situation nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Wir waren schon lange wieder alleine und ich genoss jede Sekunde, auch wenn ich wusste, dass wir bald aufhören mussten. Es war spät und ich würde Mexi nicht hier vögeln. Irgendwie wirkte es geschmacklos, obwohl ich es schon unzählige Male getan hatte. Ju hatte Recht: Mexi war keine von meinen Schlampen und das musste er wissen.

Ein letztes Mal löste ich mich von ihm, klaute mir schnell noch einen kleinen Kuss und rückte ein Stück von ihm ab: „Hei Kleiner, es wird langsam Zeit wieder reinzugehen."

„Jetzt schon?" er wirkte etwas enttäuscht.

„Pass auf, wenn wir jetzt weiter machen, verlieren wir die Kontrolle und du bist keine x-beliebige Tussi, deren Gefühle mir egal sind. Ich will dich nicht ausnutzen, nicht riskieren dir zu schaden oder dir wehzutun. Meine Ansichten gelten immer noch und ich will das hier nicht aufs Spiel setzen für ein bisschen Spaß."

„Okay, lass uns reingehen," stimmte er zu und stieß sich von der Wand ab. Seine Haare und Kleidung sahen schrecklich aus, also fuhr ich ihm ein paar Mal hindurch und versuchte bestmöglich sein Shirt und seine Hose zu richten.

 „Geh schonmal vor, ich erledige schnell etwas und komme sofort nach." Er musterte mich skeptisch, bis ich ihm einen schnellen Kuss auf die Wange gab und mein bestes Lächeln.

Hoffentlich hatte ich keine Scheiße gebaut. Hoffentlich hatte ich mir hier ein bisschen mehr gedacht, statt nur meine Eifersucht zu befriedigen und zu beweisen, dass er mich jedem Typen vorzog. Es hatte sich richtig angefühlt und mit dieser Gewissheit musste ich mich vorerst zufriedengeben.

Ich gab in der Suchleiste einen Namen ein und tippte auf den Chat. Die Nummer war noch aktuell und ich verfasste eine kurze Nachricht: ‚Verrate etwas und du bist tot.'

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt