Kapitel 34

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P.o.V. Rezo

Mexi spielte hinter seinem Rücken mit seinen Fingern und wippte unruhig mit dem Fuß. Um ihn zu beruhigen, griff ich nach seiner Hand und nahm sie in Meine, worauf er mir ein warmes Lächeln schenkte. Wir standen vor dem Eingang seiner Firma und warteten darauf, dass Zara ebenfalls hier ankam. Kurz bevor ich mein Handy herausholen sie anrufen wollte, bog ein gelber Peugeot GT Line in die Straße ein und parkte auf dem Parkplatz neben uns. Mit einem gut gelaunten „Guten Morgen" wurden wir begrüßt während Zara ihre Tasche und eine Mappe vom Beifahrersitz holte.

Auf dem Weg in den zweiten Stock beruhigte Zara Mexi ebenfalls und erläuterte nochmal knapp um was es in dem Gespräch gehen würde. Die Tür des Büros öffnete sich und wir traten zu dritt in die sehr deprimierenden vier Wände von Mexis Firma. Wohingegen unser Office voller Farbe und Leben war, befanden sich hier Gruppen von grauen Schreibtischen und eine alte Ledercouch, die allen Anschein nach den Wartebereich darstellen sollte. An den Wänden war eine grässliche ockerfarbene Tapete, deren Muster ich als Schlangenhaut identifizieren konnte. Alles in allem war es deprimierend. Zara klopfte an die Tür eines einzelnen Büros, auf welcher ein glänzendes goldenes Namensschild prangte. Eine knarzige Stimme bat uns herein und schon standen wir in einem winzigen Raum, dessen Wände so aussahen, als hätte eine Blumenwiese Brechdurchfall gehabt.

„Guten Morgen Frau Schildknecht, mein Name ist Zara Yilmaz und ich bin heute hier, um ihren Angestellten zu vertreten. Wir hoffen natürlich, dass sie mit der Lösung, die ich ihnen gleich unterbreiten werde, zufrieden sind und wir uns schnell einig werden." Zara lächelte ihr gewinnendstes Lächeln und hielt Frau Schildknecht eine Hand entgegen.

Die schüttelte sie misstrauisch und ließ nun ihren Blick zu Mexi und mir schweifen: „Gut Frau Yilmaz dann erzählen sie mir mal um welche Lösung es sich hier handeln soll."

„Sie hatten ihrem Angestellten am gestrigen Tag eine Kündigung ausgestellt, aufgrund dessen, dass sie der Meinung sind er würde nicht mehr zu ihrer Firma passen, ist das richtig?"

„Ja, da wir in Marie-Sophie eine würdige Bewerberin gefunden haben, war ich der Meinung es wäre Zeit für ihn sich etwas Neues zu suchen. Ist das etwa ein Problem?"

„Nein, darin besteht kein Fehler. Allerdings würde er gerne das Arbeitsverhältnis früher beenden und die bestehende Kündigungsfrist von zwei Monaten aussetzen. Unser Angebot besteht darin einen Aufhebungsvertrag zu unterzeichnen, somit müssten sie ihren Mitarbeiter nicht noch weitere Zeit beschäftigen und er könnte die Stelle in einer neuen Firma antreten. Wir bieten an diese Frist auf eine Woche festzulegen sodass noch genügend Zeit bleibt ihre neue Mitarbeiterin einzuarbeiten und alles Restliche zu klären."

Skeptisch musterte Mexis Chefin Zara, die jetzt die Mappe hervorzog und vor ihr ablegte. „Wo genau liegen dann meine Verpflichtungen, wo ist der Haken?"

„Hier gibt es keine Haken. Der Vertrag liegt vor ihnen, sie können ihn gerne aufmerksam lesen. Dieses Vertragsprinzip ermöglicht es beiden Parteien das Arbeitsverhältnis früher zu beenden und birgt keine Risiken. Ihre einzige Verpflichtung besteht darin das Gehalt bis Monatsende zu zahlen."

Während des gesamten Gesprächs hatte ich Mexis Hand gehalten und nicht losgelassen. Er war furchtbar aufgeregt und nervös, weshalb ich seine Hand kurz drückte, um ihm ein bisschen Mut zu machen. Frau Schildknecht nahm jetzt eine furchtbar hässliche Brille aus ihrem Etui und klemmte sie sich auf die Nase. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte sie den Vertrag vor sich und begann zu lesen. Dabei erinnerte sie mich an meine Mutter, wenn ich versuchte ihr etwas auf meinem Handy zu zeigen. 

Die Zeit schlich quälend langsam voran, während sie scheinbar jedes Wort einzeln analysierte. Als sie endlich fertig war, taten mir bereits die Beine weh. „Soweit ich das sehe, sollte diese in der Tat eine zufriedenstellende Lösung sein. Ich bin einverstanden." Sie zückte einen Stift, um zu unterschreiben und Mexi atmete merklich auf. Zara forderte ihn nun auf ebenfalls seine Unterschrift auf das Formular zu bringen. „Vielen Dank für ihre Zeit Frau Schildknecht, ich werde in meiner Kanzlei eine Kopie des Dokuments anfertigen und ihnen unverzüglich zukommen lassen. Sollten sie dennoch Fragen haben, bin ich gerne bereit diese zu beantworten, hier ist meine Karte."

Damit verließen wir endlich das furchtbare Büro und standen wieder im großen Raum mit den Schreibtischen. Ich beugte mich zu Mexi und flüsterte: „Falls du heute Abend vorbeikommen willst, ich bin ab fünf Uhr zuhause."

Als Antwort klaute Mexi sich einen schnellen Kuss, ehe er sich auf den Weg zu seinem Schreibtisch machte. Oh man, das sollte besser nicht zur Gewohnheit werden, er brachte mich damit jedes Mal aus dem Konzept. Zara winkte ihm und verließ gemeinsam mit mir den Raum. Im Treppenhaus warf sie mir mehrfach einen undeutbaren Blick zu. „Spuck es schon aus, bevor du vor Neugier explodierst," forderte ich sie auf.

„Von dir bin ich ja merkwürdige Aktionen gewohnt, aber möchtest du mir erklären, warum dich der süße junge Mann gerade geküsst hat? Davon abgesehen, dass du nicht wolltest, dass ich ihm verrate, dass du die Aufwandskosten trägst."

„Wir sind nicht zusammen, aber seitdem er da ist, hinterfrage ich massiv, ob ich so hetero bin, wie ich immer behauptet habe."

„Wow welch großer Schritt, wenn ich mich erinnere wie viele Partnerinnen," sie setzte das Wort in Anführungszeichen, „du in den letzten Jahren hattest."

„Jaja schon gut, ich war die männliche Hure von Babylon, aber mir liegt ehrlich etwas an ihm, ich weiß nur noch nicht sicher was da zwischen uns ist."

„Dann wünsche ich dir mal viel Glück dabei, wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich habe in einer Stunde ein wichtiges Meeting mit meinem Freund in meinem Büro."

„Ach seit neustem nennen wir das „wichtiges Meeting" und nicht mehr Sex auf dem Schreibtisch?"

„Halt die Klappe," meinte sie und stieg grinsend in ihr Auto, „du solltest es mal ausprobieren, es ist sehr entspannend." Sie schloss die Tür, startete den Motor und setzte zurück, hielt aber noch einmal an und fuhr das Fenster herunter. „Soll ich dich grade beim Office rauswerfen, dann musst du nicht laufen."

„Das wäre super, natürlich nur, wenn ich deinen Tagesplan damit nicht völlig durcheinanderbringe."

„Es wird geradeso passen," witzelte und entriegelte die Beifahrertür, um mich einsteigen zu lassen. 

Blue •rezofyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt