Kapitel 1

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„Ich lasse sie nicht leiden. Avada Kedavra!"

Ein grüner Blitz blendete mich und ich schreckte aus meinem Albtraum hoch. Verwirrt blickte ich mich um. Ich lag auf einer Bank im Hogwarts-Express auf dem Weg nach Hogsmeade, bereit in mein nächstes Schuljahr zu starten.

Y/N, ist alles in Ordnung? Du scheinst einen ziemlich üblen Traum gehabt zu haben. Du hast immer wieder Nein gesagt und angefangen zu weinen. Wir haben versucht dich zu wecken, aber das hat gedauert." Poppy hockte vor mir. Eine Hand auf meine Schulter gelegt und ein besorgter Blick zierte ihr sanftes Gesicht.

„Ja, es geht mir gut." Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Nur einer dieser Albträume vom Kampf gegen Ranrok", log ich. „Die habe ich öfter." Diese und besagte Albträume von Sebastian, wie er die Kontrolle verliert und seinen Onkel tötet. Niemand wusste von dem Zwischenfall in der Katakombe und es sollte bei Merlin auch niemand davon erfahren. Ominis und ich waren uns einig, Sebastian nicht auszuliefern und der blonde Slytherin hatte auch Anne überreden können, dass wir ihren Zwillingsbruder nicht in Askaban verrotten ließen. Anne ist danach aus Feldcroft verschwunden und hinterließ nur eine Notiz, dass Sebastian sie nicht suchen soll.

„Du musstest letztes Jahr so einiges durchmachen. Ich hoffe sehr, dass dieses Jahr ruhiger wird. Für uns alle." Natty saß mir gegenüber. Ich setzte mich wieder auf, Poppy nahm wieder neben mir Platz. Wir hatten zweifelsohne genug Aufregung für ein ganzes Jahrzehnt. Schwarze Magier bekämpfen, Intrigen und Verschwörungen aufdecken und dann der Kampf gegen Harlow, in dem Nattys Beschützerinstinkt eingesetzt und sie den Cruciatus-Fluch, der für mich gedacht war, abgefangen hatte.

„Und spaßiger", meldete Cressida sich zu Wort. „Vielleicht hat mal endlich jemand Black den Stock aus dem Arsch gezogen und wir bekommen wieder ein normales Hogwarts-Jahr präsentiert."

„CRESSIDA!" Poppy schien entsetzt über die Wortwahl unserer Freundin. Wir brachen gemeinsam in schallendes Gelächter aus.

„Dieses Bild werde ich im Leben nicht mehr los", kicherte Natty.

„Wer ihm wohl den Stock überhaupt in den Arsch geschoben hat?", wunderte ich mich scherzhaft. „Igitt! Y/N Stopp! Ich möchte nichts über Blacks merkwürdige Fetische hören", quietschte Poppy. Ich lachte nur noch mehr.

Mit Bauchschmerzen und erneuten Tränen in den Augen, diesmal vom Lachen, spürte ich einen Blick auf mir. Ich drehte mich zur Tür unseres kleinen Abteils und als ich sah, wer mich dort so anstarrte, machte mein Herz einen gewaltigen Hops. Da stand er, größer und kräftiger als vor den Sommerferien, tiefe Schatten unter den haselnussbraunen Augen, die Haare noch unordentlicher als gewohnt.

„Sebastian!" Ich stand auf und ging zu ihm auf den Gang, die Abteiltür hinter mir schließend.

„Hey Y/N." Merlin, wie gern ich ihn jetzt umarmen und nie wieder loslassen würde. „Es ist schön dich zu sehen." Ein sanftes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und ließ seine Sommersprossen tanzen. Wie ich dieses Lächeln, dieses Gesicht, diesen Jungen - inzwischen Mann - vermisst habe.

Wir haben über den Sommer nur spärlichen Kontakt über Eulenpost gehalten. Er war weiterhin auf der Suche nach einer Heilung für Anne und nach seiner Schwester selbst und ich habe den Sommer mit meinen Freundinnen verbracht, um mich vom vergangenen Schuljahr abzulenken. So besuchte ich Poppy bei ihrer Großmutter und wir zwei nahmen dann und wann ein paar Wildererlager hoch. Außerdem habe ich meinen Freundinnen ein wenig die Muggelwelt gezeigt, was amüsanter war, als erwartet. Cressida war von allem so fasziniert und unterlag einer kompletten Reizüberflutung. Poppy muss sich um Zoo wie im Himmel auf Erden gefühlt haben. Sie hätte am liebsten jedes Tier mitgenommen. Bei den Tigern mussten wir sie davon abhalten in das Gehege zu klettern und die „großen, gestreiften Katzen" zu streicheln. Natty wiederum war von den Köstlichkeiten angetan und hat sich gleich einen Jahresvorrat an Süßkram zugelegt.

„Auch schön dich zu sehen. Aber was machst du hier im Zug? Feldcroft ist doch ganz in der Nähe von Hogwarts!?" Ich genoss jede Sekunde, in der ich ihn anschauen konnte. Er war im letzten Jahr schon ein Augenschmaus gewesen, aber jetzt?! Verdammt Y/N! Lass' diese Gedanken. Ihr zwei seid schließlich nur Freunde. Leider. Wie oft habe ich mich dabei erwischt, wie ich mir vorstellte ihn zu küssen. Wie oft habe ich den Drang verspürt dies auch wirklich zu tun, wenn er vor mir stand. Wie oft wollte ich ihn einfach nur berühren. Wie oft habe ich heimlich seinen Duft inhaliert, als wäre er eine Droge, ohne die ich nicht leben konnte. Zu oft.

„Ich habe die letzte Woche jede Bibliothek, die ich in London finden konnte, auf den Kopf gestellt. Und ich glaube, ich bin da etwas auf der Spur. Ich konnte mir ein paar Bücher leihen."

Ungläubig hob ich eine Augenbraue. „Du konntest Bücher über schwarze Magie leihen? Einfach so? Dazu noch als Schüler? Habe ich etwas verpasst?"

Sebastians Augen wurden eine Nuance dunkler und ein schelmisches Grinsen schlich auf sein Gesicht. „Sagen wir es so: Die Bibliothek weiß nicht, dass ich mir die Bücher ausgeliehen habe."

„SEBASTIAN", schrie ich im Flüsterton. „Das ist nicht dein Ernst!"

„Warum bist du denn so überrascht? Du weißt, dass ich gern die Regeln beuge."

Ich seufzte und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Ja, und erinnere mich bitte nochmal, warum ich dennoch zu dir halte."

„Weil du so viel Spaß mit mir hast. Oder vielleicht liegt es auch meinem unwiderstehlichen Charme oder an meinem guten Aussehen", scherzte er mit einem Zwinkern.

Ich verdrehte die Augen „Hör auf, ich kotz gleich." Er mochte Recht haben, ich war mir nicht sicher, aber sein Aussehen war definitiv ein fetter Bonuspunkt für ihn.

„Wenn das mal nicht meine Lieblingsheldin ist!" Sebastians Miene verdunkelte sich beim Anblick von Garreth Weasley. Der Rothaarige kam auf uns zu stolziert und legte seinen Arm um meine Schulter. „Wie geht's dir? Spinne ich, oder bist du über den Sommer noch hübscher geworden?" Jetzt war der Brechreiz real. Nicht, dass ich Garreth nicht ausstehen konnte, im Gegenteil: wir waren gute Freunde. Aber seine ständigen Flirtversuche waren mir peinlich. Und er flirtete mit jedem Mädchen unseres Jahrgangs, das nicht bei drei auf den Bäumen war.

„Hi Garreth. Schön zu sehen, dass du dich über den Sommer mit deinen Experimenten nicht ins Grab befördert hast", neckte ich.

„Entschuldigt mich bitte. Ich war eigentlich auf dem Weg um Ominis und mir ein paar Schokofrösche holen. Wir sehen uns in der großen Halle", verabschiedete sich Sebastian von uns. Garreth quatschte irgendwas über seine letzten Zaubertrankexperimenten, doch ich hörte nicht zu. Ich sah lieber dem Slytherin hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war.



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Meine letzten FF-Versuche sind schon eine ganze Weile her. Entschuldigt bitte, dass ich ein wenig eingerostet bin. Ich hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass ich noch einmal schreiben werde, aber die Sebastian Questreihe hat mich unheimlich inspiriert.

Lasst mich gern Eure Meinung wissen.

Ich habe übrigens auch eine Spotify-Playlist erstellt, die zu ein paar meiner Ideen, die noch kommen werden, passen:

https://open.spotify.com/playlist/5lhCWRct5xF2JQx2Z1Osfa?si=438669d8633c4822


Bis demnächst dann :)

In the Shadows - Sebastian Sallow x Reader (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt