Kapitel 21

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Seit dem Quidditchspiel war inzwischen ein Monat vergangen. Ein Monat, in dem ausnahmsweise einmal Ruhe in Hogwarts herrschte, soweit man Hogwarts einen ruhigen Ort nennen konnte. Nun stand Weihnachten vor der Tür und die ganze Schule ware in kuschelig romantischer Stimmung unterwegs.

Wir fünf Freundinnen saßen am Sonntagnachmittag zusammen in der Teeecke und spielten ein paar Runden Arschloch, ein beliebtes Kartenspiel unter Muggeln. „Nein! Das ist nicht dein scheiß Ernst, Nellie!", kreischte Cressida, die gerade durch Nellie zum vierten Mal zum Arschloch der Runde gekürt wurde. Frustriert schmiss sie ihre übrigen Karten auf den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich spiel nicht mehr mit! Ihr schummelt doch alle!" „Jetzt hör schon auf zu schmollen." Nellie rollte mit den Augen. „Du bist einfach schlecht in dem Spiel und eine miese Verliererin noch dazu." „Bin ich gar nicht!" Cressida pustete bockig eine Strähne aus ihrem Gesicht. „Wir könnten doch ein anderes Spiel spielen", schlug Poppy vor. „Y/N, was kannst du uns noch zeigen?" Ich überlegte kurz. „Mit Kartenspielen kenne ich mich nicht so gut aus. Arschloch ist tatsächlich das Einzige, dessen Regeln ich kann. Wir könnten aber Ich hab' noch nie spielen. Eine erzählt, was sie noch nie gemacht hat und alle, die das schon einmal gemacht haben, trinken. Normalerweise wird das mit Alkohol gespielt, aber wir nehmen einfach einen Schluck Tee." „Klingt lustig", lächelte Natty und die Anderen nickten zustimmend. „Also gut, dann fang' ich an." Ich lehnte mich ein Stück nach vorn. „Ich hab' noch nie bei einem Kartenspiel geschummelt." Cressida und Nellie hoben mit schuldigem Blick die Tassen und nahmen einen Schluck. „Ihr beide habt geschummelt und trotzdem verloren?", fing Natty an zu lachen und Poppy und ich stiegen ein. „Okay, ich bin dran!" Nellie rutschte aufgeregt in ihrem Sessel hin und her. „Ich war noch nie verliebt." Wir anderen vier nahmen einen Schluck. „Okay, bei Y/N und Cressida ist das nichts Neues, aber Natty und Poppy? In wen?" Natty fummelte nervös an ihrem grauen Ärmel rum. „Na ja, da war dieser eine Junge in Uagadou. Er war so schlau und unheimlich nett. Es gab kaum ein Mädchen, das nicht in ihn verliebt war." Nattys Augen glitzerten, als sie in Erinnerungen schwelgte. „Und was ist mit dir, Poppy?", fragte ich neugierig. Die Hufflepuff lief knallrot an und strich sich eine Strähne hinter ein Ohr. „Ich... ähm... also...Ich mein, ich war in ihn verliebt. Ich bin es nicht mehr. Das war in der ersten Klasse und er war so... anders als alle anderen. So aufgeweckt, clever und frech und ich kann total verstehen, warum Y/N in ihn..." „HEILIGE SCHEIßE!", unterbrach Cressida die Schwarzhaarige. „Poppy, redest du etwa von Sebastian?" Poppys Gesicht wurde nur noch roter und meine Wangen begannen ebenfalls zu glühen. „Nun... ja. Aber wie gesagt: Es ist Vergangenheit. Ich will nichts mehr von ihm, außer, dass er Y/N nicht das Herz bricht." Poppys Worte sorgten für ein warmes Gefühl in meiner Brust. Wie kann ein Mensch nur so herzensgut sein? „Danke, Poppy", lächelte ich meine Freundin an. „Ich wollte euch auch noch etwas sagen. Ich... ähm... habe vor Sebastian meine Gefühle zu gestehen." Die Ereignisse der letzten Monate ließen in mir die Hoffnung aufflammen, dass er meine Gefühle möglicherweise erwiderte. „WAS?", platzten alle vier im Chor heraus. „Das ist großartig!", jubelte Natty. „Na endlich!", seufzte Nellie. Poppy nickte wild zustimmend und Cressida schien eher weniger begeistert zu sein. „Pass bloß auf, dass er dich nicht verletzt. Nicht so wie Garreth mich verletzt hat, als ich ihn um ein Date zum Fest gebeten habe." „Wenn er Y/N das Herz bricht, breche ich ihm sein Genick." Ungläubig starrten wir Poppy an. Solche Worte aus Poppys Mund zu hören war ungewöhnlich. „Was denn? Du bist meine beste Freundin. Wer es wagt dich zu verletzen, bekommt es mit mir zu tun." Dann ist es besser, dass ich ihr nichts von Leanders Aktion beim Fest erzählt habe. Ich konnte meinen Freundinnen einfach nicht davon erzählen. Es reichte mir schon, dass Sebastian und Ominis davon wussten.

Natty legte mir ermutigend eine Hand auf mein Bein. „Ich wünsche dir viel Erfolg, Y/N. Hast du denn schon eine Idee, wie du das anstellen möchtest?" „Ja", nickte ich. „Ich wollte ihn am Samstag auf ein Butterbier einladen. Das schulde ich ihm sowieso noch. Dann beim Spaziergang zurück zum Schloss dachte ich, dass wir vielleicht einen Abstecher zum See machen könnten. Es wird kalt, ich kuschle mich an ihn und dann..." „Küsst ihr euch endlich!", quietschte Poppy und brachte mich zum Lachen. „So ist der Plan. Und wehe, eine von euch stört uns wieder." Mit einem bedeutsamen Blick funkelte ich Nellie an, welche sofort entschuldigend die Hände hob. „Hey, das war keine Absicht! Ich hab' euch doch gesagt, dass ihr weitermachen sollt, wo ihr aufgehört habt. Dass du ihn dann nicht abschleckst, ist nicht meine Schuld." Die drei Anderen brachen in schallendes Gelächter aus. „Nellie, deine Wortwahl ist eine Vollkatastrophe! Wer schleckt denn bitte jemanden ab?" Poppy hielt sich den Bauch vor Lachen. „Hast du die beiden etwa in dem Moment, in dem sie sich küssen wollten, gestört?", fragte Natty. „Ihre Lippen lagen schon praktisch aufeinander. Und es sah echt heiß aus, wenn ich das mal sagen darf." Ich lief rot an und Cressida konnte sich nicht mehr halten. „Nellie, du Cockblock!" Meine Freundinnen kamen aus dem Gelächter gar nicht mehr heraus. Poppy wischte sich inzwischen die Tränen aus den Augen, die sich vor lauter Lachen angesammelt hatten und ich wäre am liebsten im Boden versunken. „Ein Kuss bedeutet doch nicht gleich, dass wir miteinander schlafen." „Aber du wärst nicht abgeneigt", piekte Nellie mich in die Seite. „Nein, definitiv nicht." Jetzt musste auch ich laut loslachen. „Ich wette, er ist richtig wild, wenn es zur Sache geht." Nellie zwinkerte mir zu. „Darüber möchte ich gar nicht nachdenken!", rief Natty. „Jetzt habe ich Bilder im Kopf. Danke dafür." Mit einem Gesicht, als hätte sie in etwas Saures gebissen, schüttelte sie den Kopf. „Machen wir mit dem Spiel weiter, bevor Natty noch auf den Tisch kotzt", gackerte ich. „Ich habe noch nie einer der hier Anwesenden auf den Hintern gestarrt", platzte es aus Cressida heraus als ob sie diesen Satz schon ewig zurückgehalten hätte. Wir alle nahmen einen Schluck und ich verschluckte mich an meinem Tee. „Cressida, so funktioniert das nicht", hustete ich. Die Blonde zuckte mit den Schultern. „Ich wollte nur wissen, ob ich hier die Einzige bin, die gern auf Hintern starrt. Und das bin ich anscheinend nicht. Wem habt ihr schon auf das Hinterteil geglotzt? Ich habe es bei euch allen getan." „Ich auch", platzten Nellie und ich im Chor hervor und fingen direkt wieder an zu glucksen. „Also, wenn ich ehrlich sein soll, ich auch." Poppy kratzte sich verlegen hinter ihrem Ohr und Natty presste ihre Lippen zusammen. „Na gut, ich geb's zu! Ich auch." Erneut schallte unser Gelächter durch die Hallen des Turms für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Wir spielten und quatschten noch den ganzen Nachmittag, bis es Zeit fürs Abendessen wurde.

In the Shadows - Sebastian Sallow x Reader (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt