„Y/N, würdest du mich zum Fest begleiten?" Mein Herz machte einen Hops und die Schmetterlinge in meinem Bauch begannen zu tanzen. „Ja", hauchte ich gerade laut genug, dass Sebastian meine Antwort hören konnte. Ein breites Lächeln sorgte dafür, dass seine Sommersprossen enger aneinandergeschoben wurden. Überschwänglich zog er mich in eine enge Umarmung, welche ich nur zu gern erwiderte. Ich würde diesen Moment gern in ein Einmachglas füllen. Der Duft von Zedernholz umhüllte mich wie eine kuschelige Decke und ich fühlte mich direkt Zuhause. Wir lösten uns ein Bisschen voneinander, aber nur soweit, dass wir uns in die Augen sehen konnten und uns dennoch in den Armen hielten. Sebastians haselnussbraune Augen funkelten, sodass ich jede noch so kleine Nuance in ihnen erkennen konnte. Es war ein perfekter Moment, um ihn endlich zu küssen. Wir waren allein, glücklich und das Streichquartett spielte eine traumhafte Melodie. Sebastian löste seine rechte Hand von meinem Körper und strich mir sanft eine Strähne hinter mein Ohr. Liebevoll streichelte sein Daumen meine Wange, woraufhin meine Knie weich wurden. Sebastian kam mir langsam näher. Mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen, mein Bauch wollte explodieren vor Aufregung. Unsere Lippen waren nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt. Sebastians Atem kitzelte auf meiner Haut. Voller Vorfreude schloss ich meine Augen. Es fehlte nicht mehr viel. Ich spürte seine Lippen über meinen schweben. Nur noch ein kleines Bisschen und dann... „Da bist du ja, Y/N!" Nellies Stimme ließ uns zusammenzucken und wir wichen auseinander. Die Gryffindor auf der Treppe zum Innenhof schien bemerkt zu haben, dass sie uns zum unpassendsten Zeitpunkt gestört hatte, denn ihre Augen wurden groß und ihr Mund formte ein Oh Scheiße. Entschuldigend hob sie die Hände. „Tut mir leid. Ich bin schon weg. Macht ruhig weiter, wo ihr aufgehört habt. Y/N, ich warte in der Bibliothek auf dich. Viel Spaß. Ich meine nicht viel Spaß. Ich meine... Ach egal! Tut nichts, was ich nicht auch tun würde." Mit einem Zwinkern in meine Richtung drehte Nellie sich um und lief die Treppen wieder runter. Zwischen Sebastian und mir herrschte betretendes Schweigen. Nervös spielte ich mit meinen Fingern und schaute den Slytherin vor mir von unten schüchtern an. Er erwiderte meinen Blick mindestens genauso schüchtern und rieb sich den Nacken. Nach einer Weile brach ich das Schweigen: „Ich, ähm... ich denke, ich sollte..." Nervös deutete ich auf die Treppe, auf der vor Kurzem noch Nellie gestanden hatte. Sebastian nickte nur. Langsam und unsicher drehte ich mich zu besagter Treppe und wollte gerade losgehen als Sebastian nach meinem Unterarm griff und mich noch einmal an sich heranzog. „Ich freue mich auf nächste Woche." „Ja, ich mich a..." Ich unterbrach meinen Satz als ich Sebastians Lippen auf meiner Wange spürte. Mit einem schüchternen aber stolzen Grinsen löste er sich von mir. Ich war sprachlos. Mein Herz klopfte wie wild, mein Bauch kribbelte ohne Ende, mein Gesicht brannte wie Feuer und meine Knie waren Wackelpudding. Wenn das meine Reaktion auf einen Kuss auf die Wange war, würde ich bestimmt ohnmächtig werden, wenn wir uns richtig küssen sollten. „Jetzt lasse ich dich gehen, wenn du willst." Jetzt will ich erst recht nicht gehen! Ich nickte. „Ja." NEIN! Mit einem letzten Lächeln an Sebastian drehte ich mich wieder um. Wieso tue ich das? Warum habe ich ja gesagt? Warum gehe ich jetzt? Ich will Sebastian am liebsten in die Krypta schleifen und ihn von morgens bis abends küssen.Trotzdem setzte ich meinen Weg zur Bibliothek fort.
„Da ist ja die Herzensbrecherin von Hogwarts!", begrüßte mich Nellie im zweiten Stock der Bibliothek. Ich verdrehte meine Augen und setzte mich ihr gegenüber an den großen Tisch. „Und?" Die Brünette grinste mich breit an und wackelte mit den Augenbrauen. „Wie küsst Sebastian Sallow?" Entnervt schoss ich einen Todesblick in ihre Richtung. „Keine Ahnung. Ich wüsste es vielleicht, wenn du uns nicht gestört hättest." „WAS?", schrie Nellie entsetzt. „Schnauze da drüben, das hier ist 'ne verdammte Bibliothek!", kam es aus einem Gang weiter hinten. Nellie senkte ihren Kopf und damit auch ihre Stimme. „Er hat dich danach nicht doch noch geküsst?" „Nein, verdammt! Zumindest nicht so, wie ich es am liebsten gehabt hätte." „Also gab es doch 'nen Kuss? Spuck's schon aus!" Neugierig stütze sie ihren Kopf auf ihren Händen ab und schaute mich mit großen, leuchtenden Augen an. „Na ja, er hat mich dann zumindest auf die Wange geküsst." Ich spürte Sebastians Kuss noch immer auf meiner Wange kribbeln und allein der Gedanke daran ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen. „Halleluja! Das ist doch schonmal etwas. Und was hast du dann gemacht?" Ich ärgerte mich über mich selbst und hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt, weil ich so ein verdammter Schisser war. „Ich bin hierhergekommen." Nellie klappte die Kinnlade runter. „Oh nein! Du sagst mir gerade wirklich, dass du ihn einfach hast stehen lassen?" Als Antwort blies ich meine Wangen auf und zuckte mit den Schultern. „Y/N! Das wäre die Chance gewesen deinen heiß ersehnten ersten Kuss von Sebastian zu bekommen und du läufst weg?" Gereizt schlug ich mit der Faust auf den Tisch. „Mann, Nellie! Ich weiß doch auch nicht warum. Ich habe kalte Füße bekommen, okay?" Mit einem tiefen Seufzer fuhr ich mir durchs Haar. „Zumindest gehen wir nächste Woche zusammen zum Fest." Die Gryffindor lachte kurz auf. „Wie oft hat er dich gefragt, bis du endlich Ja gesagt hast?" „Oft", lachte ich. „Und glaubst du immer noch, dass er nicht in dich verliebt ist? Ein Freund wäre niemals so hartnäckig." Bei Nellies Worten lief mein Gesicht knallrot an und ich spielte nervös mit meinen Fingern. „Inzwischen denke ich schon, dass da etwas sein könnte", gab ich zu. Nellie lehnte sich mit dem Oberkörper auf den Tisch und grinste mich schelmisch an. „Na also. Und warum sitzt du dann hier mit mir anstatt in irgendeiner Besenkammer mit ihm rumzuknutschen?" „Weil wir Hausaufgaben zu erledigen haben, die morgen eingesammelt werden", gab ich keck zurück. Abwertend stieß die Brünette Luft aus. „Scheiß doch mal auf die Hausaufgaben! Du verpasst gerade eine heiße Knutscherei mit einem ebenso heißen Slytherin. Du musst echt deine Prioritäten neu arrangieren." Ungläubig starrte ich sie an. „Hast du Sebastian gerade als heiß bezeichnet?" Nellie zuckte mit den Schultern. „Ja, habe ich. Na und? Nur, weil ich nicht auf ihn stehe, darf ich ihn nicht attraktiv finden?" Ich blinzelte die Gryffindor perplex an. „D-doch. Es ist nur merkwürdig, das aus deinem Mund zu hören." „Jetzt mal ehrlich, Y/N." Nellie griff über den Tisch nach meiner Hand. „Du und ich sind nicht die Einzigen, die wissen, dass Sebastian Sallow ein wahrer Hingucker ist. Eine Menge Mädchen hier fahren auf ihn ab. Du solltest dich also ranhalten und ihm endlich deine Gefühle gestehen." Mit einem versichernden Lächeln drückte sie meine Hand einmal fest und lehnte sich dann wieder in ihrem Stuhl zurück. Ich seufzte einmal auf. „Wenn das doch nur so einfach wäre, wie es klingt." „Es ist ganz einfach! Du bist in ihn verliebt, er in dich. Du gehst zu ihm und sagst" Nellie verstellte ihre Stimme eine Terz höher „Oh, Sebastian, ich bin übrigens total in dich verknallt." „So klinge ich doch gar nicht!", kicherte ich. „Und dann sagt er" Jetzt setzte sie ihre Stimmlage eine Quinte tiefer an „Oh, Y/N, ich bin auch voll in dich verknallt. Wollen wir rummachen? Und dann wird wild rumgeknutscht und Merlin weiß, was ihr sonst noch anstellt. Und dann heiratet ihr und bekommt mindestens fünf Kinder." „FÜNF? Bist du verrückt geworden? Stell dir mal vor, die würden alle wie er werden. Die arme Mrs Scribner." Ich konnte ein lautes Lachen nicht zurückhalten und Nellie stieg in das Gelächter mit ein. „Verdammt nochmal! Ruhe da drüben! Es gibt hier auch Leute, die sich konzentrieren wollen!", erklang erneut die Stimme aus dem Gang hinten in der Bibliothek. „Also, Zaubertränke", grinste ich Nellie an und wir machten uns an unsere Aufsätze über Felix Felicis.
Sebastians POV
„Und warum hast du sie nicht richtig geküsst, du Vollidiot?" Ominis verzog ungläubig das Gesicht. Nachdem Y/N in Richtung Bibliothek verschwunden war, hatte ich meinem besten Freund im Slytherin Gemeinschaftsraum alles erzählt. Ich war aufgeregt wie ein kleines Schulmädchen. „Ich bin froh, dass ich mich überhaupt getraut habe sie nochmal an mich ran zuziehen und sie auf die Wange zu küssen." Ich lehnte mich auf dem schwarzen Ledersofa vor dem Kamin vor und stützte meine Ellenbogen auf meinen Knien ab. Verzweifelt seufzte ich auf und fuhr mir mit meiner Hand durch die Haare. „Ich hätte sie küssen sollen. Verdammt, ich hätte es einfach tun sollen. Aber was, wenn sie es nicht will? Dann zerstöre ich unsere Freundschaft. Ich will sie nicht verlieren, Ominis." „Verdammt nochmal, Sebastian!" Ominis schüttelte den Kopf. „Du verlierst sie eher dadurch, dass du dir so viel Zeit lässt ihr deine Gefühle zu gestehen und dich ständig aufführst wie der größte Arsch, den die Welt je gesehen hat." Autsch. Der saß. „Was soll ich denn tun, wenn dieses Sackgesicht Prewett sie einfach nach einem Date fragt?" Ominis' Stimme wurde lauter. „Vielleicht dich nicht einmischen! Du hattest genug Gelegenheiten, sie um ein Date zu bitten. Und wenn sie Leanders Einladung angenommen hätte, hättest du schlicht und ergreifend Pech gehabt. Dein Glück, dass sie dir zugesagt hat. Ich hätte es an ihrer Stelle nicht getan. Aber ich bin schließlich auch nicht in dich verliebt." Der letzte Satz sorgte für Kribbeln in meinem Bauch. Ist sie wirklich in mich verliebt? Spielerisch lachte ich kurz auf. „Das liegt nur daran, dass du mich nicht sehen kannst, mein Lieber." Der Blonde schnaubte verächtlich. „Nein, das liegt eher daran, dass ich erstens nicht auf Männer stehe und du zweitens ein Arschloch bist." Grinsend lehnte ich mich zurück und legte Ominis einen Arm um die Schultern. „Und trotz allem bin ich dein bester Freund." „Und manchmal weiß ich nicht warum", konterte Ominis und kniff mir in den Oberschenkel. „Hör auf, nachher macht mich das noch an", flüsterte ich ihm in einem gespielt erregten Ton ins Ohr, was meinen Freund abrupt aufspringen ließ. „Bah, Sebastian! Das kannst du mit Y/N machen aber nicht mit mir!" Ich lachte laut auf. „Ekelhaft! Widerlich!" Ominis floh fluchend aus dem Gemeinschaftsraum. Ich dachte noch lange über meine verpasste Gelegenheit und das Gefühl von Y/Ns Haut auf meinen Lippen nach. Wie die Röte ihre Wangen geziert hatte, nachdem sie realisiert hatte, was geschehen war, war ein Bild für die Götter gewesen. Ich träumte noch ein wenig auf dem Sofa vor mich hin. Das Fest konnte ich kaum noch erwarten.
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So, wer hat denn hier die Wette gewonnen? :D
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In the Shadows - Sebastian Sallow x Reader (German)
RomanceBereits im fünften Jahr war die Spannung zwischen Sebastian Sallow und der neuen Fünftklässlerin deutlich zu spüren. Doch sie gestanden sich ihre Gefühle füreinander nicht ein. Diese FF spielt nach den Ereignissen von Hogwarts Legacy. Slow burn Aufg...