Kapitel 12

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Am nächsten Morgen wachte ich gut erholt auf. Die ersten Sonnenstrahlen lugten durch ein Fenster zwischen den Betten. Es musste also etwa acht Uhr sein. So ruhig hatte ich schon ewig nicht mehr geschlafen. Als ich langsam zur Besinnung kam, merkte ich, dass Sebastian noch immer neben mir lag. Genauer genommen, lag ich halb auf ihm. Sebastian lag auf dem Rücken und ich hatte meinen Kopf auf seine Brust gelegt. Sein Herz schlug langsam aber kräftig und sein Atem ging regelmäßig. Er schlief also noch. Mein linkes Bein lag quer über seinem Becken und er hatte seine Hand auf meinen Schenkel gelegt, was mir die Hitze ins Gesicht steigen ließ. Mein rechtes Bein war mit seinen verflochten. Als ich mich etwas bewegte, spürte ich seinen anderen Arm, der um mich geschlungen war und mich wieder näher zu sich heranzog. „Noch zehn Minuten", nuschelte Sebastian. Merlin, wie konnte er nur so süß sein? Ich kicherte und schaute ihn von unten an. „Zehn? Heißt es nicht noch fünf Minuten?" Sebastian öffnete ein Auge und blinzelte mich an. „Hast Recht, machen wir zwanzig draus. Es ist gerade so gemütlich und friedlich." Damit schloss er wieder das Auge und zog mich noch einmal an sich heran. Ich wollte am liebsten auch nicht aufstehen, aber wir hatten noch eine Mission vor uns. Doch die paar Minuten gönnte ich uns.

Zum Frühstück briet Sebastian uns Spiegeleier. Er hatte wirklich an alles gedacht. Während er die Eier in die Pfanne schmiss, zog ich mich um und wusch mich. Sebastian hatte sich vorher umgezogen, ohne neugierige Blicke von mir. Auch wenn ich zu gern einen Blick auf seinen nackten Hintern geschmissen hätte. Oder alles andere an ihm. Aber auch wenn es schwer zu glauben war: Ich konnte mich auch benehmen.

Die Eier und ich wurden zeitgleich fertig und ich setzte mich mit knurrendem Magen an den kleinen Tisch. Sebastian tat uns beiden ein paar Eier auf den Teller und nahm mir gegenüber Platz. „Hast du gut geschlafen, Dornröschen?" Sebastian grinste mich schelmisch an. Scheiße, was habe ich jetzt wieder gemacht? Er schien meine Frage von meinem Gesicht ablesen zu können, denn er erklärte: „Du redest im Schlaf, weißt du das?" Beschämt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. „Was habe ich diesmal gesagt?" Der Brünette lachte in sich hinein. „Nicht viel. Nur..." Er hielt inne. Knallrot blinzelte ich ihn durch meine Finger an. „Nur was?" Jetzt war auch er puterrot angelaufen. „Nur... meinam", nuschelte er. Ich nahm die Hände von meinem Gesicht und sah ihn nun direkt an. „Wie bitte? Du hast genuschelt." Sebastian wich meinem Blick aus. „Meinen... meinen Namen. Du hast Sebastian gesagt." Fuck. Wie rede ich mich da jetzt raus? „Hm... Wäre auch merkwürdig gewesen, wenn ich einen anderen Namen genannt hätte, wenn ich schon neben dir liege, oder?" Der Slytherin lachte auf. „Stimmt schon. Das hätte ich als Beleidigung angesehen." Ich nickte zustimmend und verputzte mein Spiegelei als mir mein Teufel auf der Schulter etwas ins Ohr flüsterte, was mich zum Grinsen brachte. „Und um auf deine Frage von vorher zu antworten, Christian: Ich habe gut geschlafen. Und du?" Sebastian schaute mich an als hätte ich den letzten Funken Verstand verloren. „Jetzt legst du es aber drauf an, was?" Übermütig wollte ich Sebastien noch ein bisschen mehr verarschen. „Oh, entschuldige, ich meinte Michael. Oder war es doch Leander?" „LEANDER? Okay, der tat weh. Der war persönlich!" Ein bösartiges Lachen entwich meinen Lippen und Sebastian saß mir schmollend gegenüber. Ihn zu ärgern machte mir einfach zu sehr Spaß. „Das bekommst du alles doppelt zurück." „Ist das eine Drohung, Sallow?", lachte ich noch fieser. „Eher ein Versprechen, Y/LN." Jetzt breitete sich auf seinem Gesicht ein fieses Grinsen aus, was jedem kleinen Kind Angst eingejagt hätte und seine haselnussbraunen Augen wurden dunkel. Grinsend und uns weiter piesackend frühstückten wir fröhlich weiter bis wir uns auf den weiteren Weg zum Rookwoodanwesen machten und unser Ziel am frühen Nachmittag erreichten.

Das Anwesen lag inmitten der nördlichen Highlands. Es war eine eindrucksvolle Villa aus anthrazitfarbenem Gestein. Ein großzügiger Garten mit symmetrisch drapierten Buchsbäumen, die vermutlich einst in perfekte Formen geschnitten waren, umschlang die Villa wie ein grüner, saftiger Umhang. Ein beeindruckender Springbrunnen in der Mitte des Kiesweges rundete das Bild vor uns ab. Wenn dies nicht das Anwesen von Victor Rookwood gewesen wäre, würde ich glatt einziehen wollen.

In the Shadows - Sebastian Sallow x Reader (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt