Kapitel 16

128 9 2
                                    

Hey, zwischendurch mal kurz danke für euer Feedback zur Story und euren Sternchen, es freut mich, dass die Geschichte gut anzukommen scheint :)
Viel Spaß mit diesem Kapitel!

***

Magnus

Nervös stand ich vorm Restaurant und wartete, immer wieder auf mein Handy blickend. Doch jedes Mal musste ich feststellen, dass keine neue Nachricht von ihm eingegangen war. Er war bereits 5 Minuten zu spät, das war Alec früher nie passiert. Zugegeben, damals waren wir Kinder, hatten nicht in New York gelebt und waren nicht dabei, gerade in der Karriereleiter ganz nach oben zu klettern. Dennoch, Alec war normalerweise überpünktlich.

Gerade als ich mein Handy ein weiteres Mal enttäuscht zurück in meine Tasche steckte, hörte ich eine Autotür zuschlagen und sah auf. Mein Blick traf genau auf zwei wunderschöne blaue Augen, die mir sehr bekannt waren. Sofort fing ich an zu lächeln. Wir brachen den Blickkontakt keine Sekunde ab, bis er genau vor mir stand.

Vorsichtig legte er seine Arme um sich, wie er es auch schon letzte Nacht getan hatte. Sofort kuschelte ich mich in die Umarmung und zog tief seinen Geruch ein. So lange hatte ich darauf verzichten müssen und jetzt konnte ich kaum genug davon bekommen. Alecs Nähe machte mich einfach total verrückt.

"Komm mit", meinte er mit einem Lächeln, kaum dass wir uns wieder voneinander gelöst hatten. Gemeinsam liefen wir auf den Eingang des Restaurants zu, wo er mir wie ein Gentleman mit einem Grinsen die Tür aufhielt. Ich erwiderte seinen Gesichtsausdruck und betrat das Gebäude. Mit einem Fahrstuhl fuhren wir ganz nach oben. Angekommen wurden wir direkt von einer Kellnerin empfangen.

"Mr Lightwood, schön dass sie wieder hier sind. Der gleiche Tisch wie immer?"

Alec nickte zur Bestätigung und die junge Dame führte uns zu einem Tisch gleich am Fenster, von wo aus man einen fantastischen Ausblick hatte. Mein bester Freund zog mir den Stuhl zurück, bevor er gegenüber von mir selbst Platz nahm. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch keinen Pieps gesagt hatte.

"Danke für die Einladung", startete ich etwas unbeholfen das Gespräch.

Er nickte nur lächelnd.

"Sehr gerne, Magnus."

Im nächsten Moment wurden wir allerdings schon wieder unterbrochen von der Kellnerin, die zwei Gläser vor uns platzierte und Wein eingoss, bevor sie wieder verschwand. Verwirrt sah ich das Glas vor mir an.

"Wir haben doch noch gar nicht bestellt...?"

Alec lachte.

"Ich bin hier Stammgast und sie kennen meinen Geschmack bereits", erklärte er, bevor er sein Glas erhob.

Ich tat es ihm gleich und gemeinsam stießen wir an. Und ich musste zugeben, sie hatten nicht nur Alecs, sondern auch meinen Geschmack ziemlich gut getroffen. Nachdem ich zwei Schlucke genommen hatte, setzte ich mein Glas ab und sah mich um. Wir hatten perfekte Sicht über New York. Nicht weit entfernt lag der Central Park und das World Trade Center.

Als ich meinen Blick wieder nach vorne richtete, sah Alec mich mit genau dem gleichen Lächeln an, das ich damals schon so sehr an ihm gemocht hatte. Mich überkam auf einmal ein Gefühl, dass ich schon ewig nicht mehr gespürt hatte. Natürlich war da die riesige Freude, ihn wiederzuhaben, aber auch irgendetwas anderes. Etwas, dass ich nicht genau zuordnen konnte.

Alec holte mich zurück ins Hier uns Jetzt.

"Also, uhm... Wie ist es dir so ergangen, die Jahre? Ich meine, wir haben uns ja ziemlich lange nicht gesehen und..."

Ich konnte nur lachen, wie er da saß, verlegen eine Hand in den Haaren und die richtigen Worte suchend.

"Naja, wie dir sicher aufgefallen ist, hab ich das Tanzen zu meinem Beruf gemacht und das auch ziemlich erfolgreich!", antwortete ich ihm lächelnd.

Allerdings wurde mein Gesicht gleich wieder etwas ernster.

"Hör zu, Alec... Bevor wir wieder so richtig gemeinsam starten können, schulde ich dir wohl erst noch eine Entschuldigung. Wegen damals."

Alec sah mich nur an und nickte stumm. Ich holte tief Luft, ehe ich zu erzählen begann.

"Der Umzug kam auch für mich recht überraschend. Mein Vater hatte den Job schon längere Zeit angenommen und eine Wohnung hatten wir auch schon. Ich wollte es dir erzählen, aber ich hatte Angst. Am Tag der Abreise war es eigentlich geplant, dass ich noch zur Schule komme und dir alles erkläre, jedoch mussten wir dann doch schon früh morgens los und ich hatte nicht mehr dir Zeit, mich irgendwie zu verabschieden. Ich hätte ja, wenn ich gekonnt hätte, aber..."

Ich spürte, wie Alecs Hand sich beruhigend auf meine legte. Dankbar sah ich ihn an.

"Ich verstehe es, Magnus und ich war nie sauer auf dich. Natürlich hat es mich ziemlich erschüttert, als du plötzlich weg warst, aber wichtiger ist, dass wir uns jetzt wieder haben."

Ich konnte ihn nur anlächeln. Dieser Mann war wirklich ein Geschenk des Himmels.

"Und wie geht es deinen Eltern?"

Damit hatte ich nicht gerechnet. Mein Lächeln bröckelte und ich ersetzte es sofort durch ein Falsches. Diese Maske hatte ich die ganzen letzten Jahre geübt und perfektioniert. Die Frage war nur, ob mir das auch Alec abkaufen würde, der mich schon damals wie ein offenes Buch lesen konnte. Aber scheinbar hatte ich Glück und es funktionierte.

"Ja, ähm... gut. Mein Vater ist sehr... beschäftigt und meine Mum...", kurz überlegte ich, "Sie ist zurück nach Indonesien gezogen und durch meine Arbeit komme ich nicht oft dazu sie zu sehen, aber... wir stehen in Kontakt."

Ich wusste nicht einmal, ob ich meinen Worten selbst glauben schenken würde, aber Alec schien die Lüge zu schlucken, denn er erwiderte: "Ich bin froh, dass sich euer Verhältnis trotz der großen Entfernung nicht geändert hat. Ihr hattet schon immer eine enge Verbindung."

Das war wirklich wie Salz in die Wunde und mein Herz zog sich krampfhaft zusammen, während ich die Tränen runterschluckte. Nicht nur, weil ich meine Mum so schrecklich vermisste. Ich belog auch meinen allerbesten Freund und denjenigen, der mir nach ihr immer am nächsten gestanden hatte. Früher oder später würde ich aber nicht drum herum kommen, ihm die Wahrheit zu erzählen. Nur jetzt gerade wollte ich weiterhin den Moment mit ihm auskosten.

Das Essen war tatsächlich fantastisch und ich wusste nun genau, weshalb Alec hier Stammgast war. Wir hatten viel über unsere Berufswege gesprochen und erfahren, was den jeweils anderen letztendlich dazu gebracht hatte, diesen Karriereweg einzuschlagen.

Was mich jedoch etwas beunruhigt hatte, war, dass Alec nebenbei etwas von einem Stalker berichtet hatte, der ihm wohl schon mehrmals aufgelauert hatte, es war aber noch nie etwas passiert. Alec meinte, er wäre aber wohl einfach nur ein durchgeknallter, verliebter Fan, der seinem Idol nahe sein wollte. Wer konnte es ihm auch verübeln. Dennoch, mir gefiel der Gedanke daran ganz und gar nicht.

Im Großen und Ganzen hatten wir aber wirklich eine tolle Zeit und ich genoss es in vollen Zügen, nach all den Jahren endlich wieder etwas mit meinem besten Freund zu unternehmen. Tatsächlich standen wir uns immer noch genau so nahe wie damals. Zum Abschied hatte mich Alec wieder in eine feste Umarmung gezogen, die ich nur allzu gern erwidert hatte.

Dancefloor - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt