Kapitel 8

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Alec

Ich hatte es mir mit einer Kaffeetasse und meinem Laptop auf meiner Couch gemütlich gemacht und überlegte. Mir fehlte nur noch die Bridge für einen Song, dann war ich endlich fertig. Ich hatte die ganzen letzten Tage nichts anderes getan, als an meinen Texten zu werkeln. Zugegeben, ich war ein ziemlicher Perfektionist.

Nur weil ich ein Lied zu Ende geschrieben hatte, bedeutete es nicht, dass es damit fertig war. Immer wieder ging ich die Zeilen durch, spielte dazu ein paar Akkorde auf meiner Gitarre und tippte mit dem Fuß im Takt auf den Boden. Ich ergänzte weitere Zeilen, schrieb sie um, oder verwarf manche komplett. Bevor mir ein Song nicht zu 1000% gefiel, war ich nicht dazu bereit, ihn mit der Welt zu teilen.

Meine Musik bedeutete mir unglaublich viel. Die Texte, die ich schrieb, hatten alle eine große Bedeutung und waren oft auch sehr persönlich. Ich hatte damals mit dem Schreiben begonnen, nachdem Magnus fortgegangen war. Es hatte mir in dieser Zeit sehr viel Kraft gegeben und mich abgelenkt. Statt in einem Tagebuch, hatte ich meine Gefühle in Songs verfasst.

Viele dieser Lieder hatte ich allerdings nie veröffentlicht und würde es auch nie tun. Sie waren nicht für die Welt da draußen bestimmt. Izzy hatte zwar schon ein paar von ihnen lesen dürfen, ich hatte ihr aber noch nie die Melodie vorgespielt. Bis heute war sie meine engste Vertraute. Nichtmal Jace hatte bisher diese Ehre gehabt und wir standen uns ziemlich nahe.

Meine Schwester war auch diejenige gewesen, die mich immer wieder ermutigt und aufgebaut hatte. Nicht nur, was meine Karriere betraf, sondern auch bei der Sache mit Magnus war sie immer für mich da gewesen. Ich hatte mit ihr schon immer über alles sprechen können und musste mich nicht verstellen. Auch von meiner Sexualität wusste sie schon, bevor ich ihr überhaupt davon erzählt hatte. Ich lächelte. Ja, ich hatte wirklich eine tolle Schwester...

Und genau diese klingelte jetzt Sturm. Seufzend erhob ich mich und ging zur Tür. Jace war erst gestern hier gewesen und sonst bekam ich nicht sonderlich viel Besuch, also konnte es ja nur sie sein. Als ich die Tür öffnete, sah mich eine lächelnde Izzy an, bevor ihr Blick tadelnd wurde und sie mich von oben bis unten abscannte.

"Alec, wir wollten doch in einer halben Stunde los!"

Fragend sah ich sie an. Sie seufzte und schob sich an mir vorbei in die Wohnung, bevor sie schnurstracks in mein Schlafzimmer marschierte. Verwirrt folgte ich ihr.

"Was ist denn los, wo gehen wir hin?", erkundigte ich mich während meine Schwester ein paar Klamotten aus meinem Schrank zog.

"Du hast nachher ein Interview wegen deinem neuen Album und dafür müssen wir dich jetzt schick herrichten! Denn so können wir dich wohl kaum vor die Kamera setzen", meinte sie mit einem Blick auf meine Jogginghose und warf mir eine schwarze Jeans und ein graues Hemd zu.

Geschickt fing ich die Sachen und tapste ergeben ins Bad. Mit Izzy zu diskutieren war zwecklos, das hatte ich bereits vor langer Zeit aufgegeben. Schnell entledigte ich mich meiner Kleidung und stieg unter die Dusche. Nachdem ich fertig war, stand ich mit einem Handtuch um die Hüfte vorm Spiegel und versuchte das dunkle Durcheinander auf meinem Kopf in den Griff zu bekommen. Zwecklos. Von außen klopfte meine Schwester ungeduldig gegen die Tür.

"Alec, wo bleibst du?"

Ich beschloss, den Kampf mit meinen Haaren aufzugeben und zog mir schnell das Outfit über, was Izzy für mich herausgesucht hatte. Das Hemd betonte meine kräftigen Oberarme und auch die Hose war relativ eng. Ich wusste, dass ich mich für meinen Körper nicht schämen musste. Trotzdem war ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich so wirklich wohl fühlte. Aber wie gesagt, gegen Izzy kam ich nicht an.

Bevor sie womöglich noch die Tür zu meinem Badezimmer aufbrach - was ich ihr durchaus zutrauen würde, da sie wirklich nicht die Geduldigste war - ging ich an ihr vorbei nach draußen, um im Flur meine Schuhe anzuziehen. Handy, Schlüssel und Portemonnaie verstaute ich in meinen Hosentaschen, bevor ich mit meiner Schwester nach unten lief, wo bereits ein Taxi auf uns wartete.

Während der Fahrt zog ich mein Handy aus der Tasche und überprüfte mein Social Media. Ich hatte darauf bestanden, mich selbst darum zu kümmern, zumal ich es liebte, mit meinen Fans zu kommunizieren. Ich verteilte Likes, repostete ein paar besonders tolle Beiträge von Fanseiten und beantwortete ein paar meiner DMs.

Izzy hatte mir noch ein paar Bilder von meinem letzten Konzert geschickt, die ein Fotograf gemacht hatte. Ich suchte die drei besten heraus und postete sie auf meinem Instagram Account, wobei ich natürlich auch meine Bandmitglieder markierte. Es dauerte nicht lange und ich hatte schon mehrere hundert Likes und Kommentare.

Nach etwa einer halben Stunde Fahrt waren wir bei einem großen Gebäude angekommen und ich stieg mit Izzy aus. Es war wohl irgendein Fernsehsender. Am Empfang wurden wir von einer netten Dame begrüßt und ins neunte Stockwerk gelotst. Im Fahrstuhl erinnerte mich Izzy wieder einmal daran, wie wichtig es war, keine Details zu erzählen und nur das Nötigste zu antworten.

Oben angekommen wurde ich direkt in die Garderobe geschickt, wo ich gepudert und meine Haare etwas gestylt wurden. Zumindest durfte ich das Outfit anbehalten. Nachdem ich auch hier fertig war, wurde ich in einen großen Raum geschickt, wo überall Kameras waren und in der Mitte zwei große Sofas und ein Tisch standen. Wie bei einem typischen Fernsehinterview eben.

Ich nahm gerade auf einem der Sofas Platz, als auch schon eine blonde Moderatorin lächelnd auf mich zukam und mir die Hand hinstreckte.

"Hallo, ich bin Lydia! Wir freuen uns sehr, einen Star wie dich heute hier begrüßen zu dürfen!", verkündete sie fröhlich. Ich zwang mir ein Lächeln ins Gesicht.

"Danke, ich freue mich auch sehr!", erwiderte ich.

Glücklicherweise quasselte sie mich sonst aber nicht mehr weiter voll, sondern sortierte ihre Moderationskarten. Als das Kamerateam alles eingestellt hatte und das Licht auch optimal ausgerichtet war, fingen wir an zu drehen. Brav antwortete ich nur das Nötigste und gab nicht allzu viele Infos, wie Izzy es mir eingetrichert hatte. Dennoch war ich mehr als froh, als das Interview endlich ein Ende hatte.

Dancefloor - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt