Kapitel 11

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Magnus

Gedankenverloren saß ich auf einer Bank in der Umkleide des Tanzstudios. Alle unterhielten sich munter miteinander, nur ich redete nicht. Die Sache mit Alec ließ mich einfach nicht los. Wie sollte ich ihm jemals wieder unter die Augen treten nach dem, was damals passiert war. Sicher würde er wütend auf mich sein und enttäuscht, dass ich ihn einfach verlassen hatte.

Vielleicht war es ihm aber auch egal? Nein, unmöglich. Wir waren die besten Freunde und unzertrennlich gewesen. Zumindest hatte ich das immer gedacht. Erinnerte er sich überhaupt noch an mich? Möglicherweise ging er so in seiner Rolle als Sänger auf, dass er seine Vergangenheit einfach hinter sich gelassen hatte und überhaupt nicht mehr darüber nachdachte. Um ehrlich zu sein, war das ein durchaus schmerzhafter Gedanke.

Jemand legte mir eine Hand auf die Schulter und leicht fuhr ich zusammen, ehe ich aufsah. Cat musterte mich besorgt. In den letzten Tagen hatte sie mich immer wieder darauf angesprochen, dass ich mich anders verhielt und was los sei, ich hatte jedoch jedes Mal abgeblockt. Ich hatte Alecs Nachnamen nie erwähnt und so konnte sie nicht wissen, dass der Musiker, mit dem wir auftreten würden, mein ehemaliger bester Freund war.

Ich schüttelte meinen Kopf, um mein Gedankenkarusell zu stoppen und sah mich um. Ich musste mich jetzt auf das Training konzentrieren, zumal es bis zum Auftritt nur noch eine Woche war. Erst jetzt stellte ich fest, dass Cat und ich die letzten in der Umkleide waren und sich alle anderen wohl schon im Tanzraum versammelt haben mussten.

"Magnus, ist alles okay mit dir? Du wirkst so geistesabwesend", erkundigte sich meine beste Freundin und strich leicht über meine Schulter.

"Ähm ja, alles super", nuschelte ich und stand schnell auf, um mich auf den Weg zu den anderen zu machen. Hodge wartete sicher schon. Cat hielt mich jedoch am Arm fest und mir blieb nichts anderes übrig, als mich wieder zu ihr umzudrehen.

"Hör zu. Ich weiß, du redest nicht gerne über deine Probleme und das musst du auch nicht, ich respektiere das. Allerdings mache ich mir langsam ernsthafte Sorgen, du bist die letzten Tage wie weggetreten. Ich möchte dir helfen und oft werden Dinge leichter, wenn man darüber spricht. Wenn du jemanden brauchst, bin ich immer für dich da."

Dankbar lächelte ich das Mädchen vor mir an, bevor ich meine Arme um sie schloss. Sofort erwiderte sie die Umarmung.

"Danke Cat", nuschelte ich in ihr dunkles Haar, dass heute zu einem hohen Pferdeschwanz nach oben gebunden war.

"Ich hab dich lieb."

"Ich dich auch", seufzte sie, ehe sie mich wieder losließ. Gemeinsam liefen wir in den großen Raum, in dem wir heute das letztes Mal trainieren würden, bevor wir die Generalproben auf die richtige Bühne von Dancefloor verlegen würden. Wie erwartet, saß die Gruppe bereits in einem Kreis auf dem hellen Parkettboden und machte Dehnübungen zum Aufwärmen. Rasch schlossen wir uns an.

Nach dem Training wischte ich mir ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn. Zwar saß die Choreografie mittlerweile bei uns allen recht sicher und wir arbeiteten nur noch an der Perfektion einiger Schritte, das bedeutete allerdings nicht, dass es weniger anstrengend war. Auch die Anderen sahen geschafft aus und liefen in Richtung Umkleiden, um zu duschen. Ich wollte gerade aus der Tür gehen, als mich Hodge am Arm zurückhielt.

Fragend blickte ich meinen Trainer an.

"Magnus, du hast heute wirklich mal wieder gezeigt, was du drauf hast und ich bin mir sicher, dass ich mit dir den richtigen Lead Dancer ausgewählt habe", lächelte er mich an.

"Danke Hodge."

Doch irgendetwas sagte mir, dass da noch mehr war.

"Allerdings merke ich, dass dich irgendetwas beschäftigt. Beim Auftritt brauchen wir von allen die volle Konzentration, auch von dir. Deshalb bitte ich dich bis dahin, aus dem Weg zu räumen, was auch immer es ist."

Tja, leichter gesagt, als getan.

"Sprich mit Cat oder jemand anderem, dem du vertraust. Schaff es aus der Welt." Ernst sah mir mein Trainer in die Augen.

"Okay?"

Ich nickte langsam. Ich wusste, das er Recht hat.

"Okay, danke Hodge", lächelte ich ihn an, bevor ich mich umdrehte und aus dem Raum ging, um endlich zu duschen und frische Sachen anzuziehen. Währenddessen kam ich zum Entschluss, dass es jetzt wirklich an der Zeit war, mich Cat anzuvertrauen. Sie hatte mir schon in so vielen Situationen geholfen und immer ein offenes Ohr gehabt.

***

Eine halbe Stunde später saß ich also mit meiner besten Freundin zusammen in Maias Café, in dem ich neulich auch Izzy getroffen hatte. Vor uns zwei Becher Kaffee. Cat schwieg und wartete darauf, dass ich anfing zu sprechen. Ich hatte ihr nicht gesagt, wieso genau wir hier waren, da ich sicher war, dass sie das auch so wusste.

"Du weißt doch von meiner Vergangenheit mit Alexander", fing ich schließlich an. Cat nickte, sagte aber nichts. Zitternd holte ich Luft.

"Er ist Alec Lightwood. Der Musiker, mit dem wir in einer Woche zusammen auftreten und zu wessen Songs tanzen. Vor kurzem habe ich hier in diesem Café auch schon seine kleine Schwester Isabelle getroffen und von ihr weiß ich, dass er auch hier in New York ist. Seitdem kann ich an nichts anderes mehr denken."

"Das hatte ich bereits geahnt", seufzte Cat. Überrascht sah ich zu ihr.

"So wie du reagiert hast, als Hodge es uns verkündet hat, habe ich einfach eins und eins zusammen gezählt", erklärte sie sich und griff nach meiner Hand, die auf dem Tisch lag.

"Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum du dich nicht darüber freust."

Ich seufzte.

"Ich bin damals ohne ein weiteres Wort einfach abgehauen. Ich habe Angst, dass er mich hasst und gar nichts mehr von mir wissen will. Oder noch schlimmer, dass er mich inzwischen schon vergessen hat", gab ich zu und starrte auf unsere Hände.

"Hey", flüsterte meine beste Freundin und zwang mich dadurch, sie anzusehen.

"Von dem, was ich über ihn gehört habe, bin ich überzeugt, dass er dich nicht hasst. Ich denke eher, dass er genauso unsicher ist wie du. Warte ab bis ihr euch wiederseht, bevor du dir den Kopf über das alles zerbrichst."

Ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln, welches sie erwiderte. Cat wusste immer ganz genau was sie sagen musste. Ich würde den Auftritt abwarten und dann sehen, wie Alec reagiert. Irgendwie freute ich mich auch, ihn endlich wiederzusehen. Und die Stimme in meinem Kopf flüsterte mir zu, dass es ihm da ähnlich ging.

Dancefloor - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt