Kapitel 22

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Magnus

Wir waren weiter! Ich hoffte sehr, dass wir es ins Finale schaffen würden, im besten Fall natürlich sogar gewinnen. Aber mit einer so tollen Gruppe und diesem talentierten Sänger an unserer Seite sollte das doch wohl möglich sein. Wir alle umarmten uns und schnell wurde der Plan verkündet, noch eine Runde in einen Club zu gehen. Clary meinte, Alecs Band würde auch mitkommen.

Als ich auf mein Handy sah, schlug mein Herz etwas höher, ich hatte eine neue Nachricht von ihm. Wieso reagierte ich jedes Mal so auf ihn? Okay, eigentlich gab es darauf nur eine Antwort, aber ich war noch nicht so ganz bereit, es mir selbst einzugestehen. Ich öffnete die Nachricht meines Lieblingskontaktes und bekam große Augen.

Hey Mags :)
Die anderen wollen mit deiner Gruppe noch feiern gehen, doch ich wollte dich fragen, ob du stattdessen mit mir eine Runde spazieren gehen möchtest? Wenn dir eher nach feiern ist, wäre das auch okay. Gib mir einfach Bescheid!
LG Alec

Schnell tippte ich eine Antwort, dass ich liebend gerne mit ihm spazieren gehen wollte. Ich fragte mich nur, wieso jetzt? Warum wollte er lieber etwas mit mir alleine machen, als mit den anderen zusammen? Aber ich würde mich nicht beschweren. Schließlich könnte ich wieder etwas Zeit mit ihm verbringen und dabei wären wir ganz ungestört.

Kurz darauf trafen wir uns mit der Band vorm Eigang des Dancefloor-Gebäudes. Noch einmal wurden Glückwünsche ausgetauscht, bevor sich die Truppe Richtung Club aufmachte. Dabei sah ich, wie Jace, der Schlagzeuger, einen Arm um Clary legte und musste grinsen. Meine Aufmerksamkeit fiel aber schnell wieder auf etwas, beziehungsweise jemand anderen. Alec und ich waren die Einzigen, die noch hier standen.

Mit einem sanften Lächelnd kam er auf mich zu, nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.

"Komm mit", hauchte er und lief los, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als ihm einfach zu folgen. Wir schwiegen auf dem Weg, doch es war keine unangenehme Stille. Jeder hing seinen Gedanken nach und ich sah immer wieder in den dunklen Nachthimmel, an dem man sogar ein paar Sterne funkeln sah, da wir hier ein wenig außerhalb von New York waren.

Zehn Minuten später waren wir an einem Park angelangt, der seelenruhig vor uns lag. Keine Menschenseele war um diese Uhrzeit noch hier, bis auf uns beide. Langsam gingen wir einen Weg entlang, der uns auf eine kleine Brücke über einem See führte. Dort blieb Alec stehen und lehnte sich gegen das Holzgeländer, ich tat es ihm gleich.

Wieder standen wir nur nebeneinander, bis ich schließlich die Stille durchbrach.

"Also, warum sind wir hier?"

"Weißt du noch, unser Baumhaus damals?", fragte er, während er in den dunklen Nachthimmel aufsah. Ich nickte, war allerdings verwirrt, dass er nicht auf meine Frage eingegangen war.

"Wir konnten so unbeschwert über alles sprechen und ich wünsche mir diese Zeit zurück", fuhr er langsam fort.

"Das wünsche ich mir auch", wisperte ich. Kurz war es still, bevor er wieder anfing zu sprechen.

"Du hast mich neulich singen gehört", lächelte er.

Es war keine Frage, eher eine Feststellung. Dennoch war ich überrascht.

"Woher weißt du das?"

Er lachte nur.

"Das beweist, dass du wirklich da warst", bemerkte er und sah wieder zu mir.

Scheinbar schien er meinen fragenden Blick zu bemerken, denn er meinte: "Ich weiß, es klingt komisch, aber ich habe das irgendwie gespürt. Deine Präsenz, meine ich."

Ich konnte ihn nur sprachlos ansehen. Er war also nicht sauer, dass ich gelauscht hatte? Nein, im Gegenteil. Er wirkte sogar fast erleichtert darüber. Aber wieso?

"Für wen ist der Song?", rutschte es mir heraus, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte. Doch es war die Frage, die mich nun schon seit einer Weile beschäftigte und einfach nicht losließ. Fragend blickte ich ihn an. Bildete ich es mir nur ein, oder huschte da kurz ein trauriger Ausdruck über sein Gesicht?

"Für dich", wisperte er.

Mein Herz schlug einen Purzelbaum. Mein Wunsch war tatsächlich erfüllt worden, aber...

"Warum?", stellte ich die Frage, deren Antwort mir immer noch nicht klar war. Erschrocken sah ich, dass eine kleine Träne über seine Wange rollte und er tief Luft holte, bevor er mir genau in die Augen sah.

Man sagt, die Augen seien der Spiegel deiner Seele und in Seinen hatte ich schon früher immer lesen können, was gerade in ihm vorging. Genauso war es andersherum. Alec konnte auch bei mir immer das sehen, was ich vor allen Anderen verbarg.

"Weil ich dich jeden Tag mehr vermisst habe, seit du verschwunden bist. Erst dann wurde mir klar, was ich wirklich fühle. Izzy und Jace waren immer für mich da, aber niemand kann dich ersetzen. Ich habe angefangen Lieder zu schreiben und ich würde lügen, würde ich behaupten, die meisten von ihnen wären nicht von dir inspiriert. Ich habe mit der Musik einen Weg gefunden, meine Gefühle auszudrücken und es hat mir geholfen, damit besser klarzukommen. Dennoch habe ich mir immer gewünscht, dich eines Tages wiederzufinden, um dir zu sagen, was ich wirklich fühle."

Ich war völlig überfordert und sah ihn nur an. Mein Herz pochte so laut, dass ich fürchtete, Alec könnte es hören. War es möglich, dass er dasselbe empfand, wie ich? War das jetzt ein Scherz oder Realität? Träumte ich gerade? Wenn ja, wollte ich nie wieder aufwachen.

"Was fühlst du?", meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber ich war überrascht, dass ich überhaupt Worte hervorbringen konnte. Sah er wirklich mehr in mir, als nur einen besten Freund?

Anstatt etwas zu sagen, nahm Alec meine Hand und legte sie auf seine Brust, gleich über sein Herz. Meine Augen weiteten sich, als ich spürte, dass es genau so schnell wie meins schlug.

"Ich vergesse zu atmen, wenn du den Raum betrittst. Mein Herz schlägt schneller, wenn du an mir vorbei gehst. Ich bekomme Gänsehaut, wenn du so nah stehst, dass ich deinen Atem spüren kann."

Ich war mir sicher, dass das hier entweder ein super realistischer Prank sein musste oder ich gerade wirklich träumte. Mein bester Freund seit der Grundschule stand nach all den Jahren vor mir und erwiderte, was ich für ihn empfand? Konnten wir nach all dieser Zeit nun wirklich mehr sein?

Ich denke, ich überraschte uns beide, als ich meine Hände in seinen Nacken legte und ihn zu mir herunter zog. Unsere Lippen trafen sich zu einem sanften Kuss und erst versteifte sich Alec, doch dann legte er seine Hände an meine Hüfte und zog mich näher, um den Kuss zu vertiefen. Tausend Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch und ich konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken.

Auf einmal war alles ganz klar. Alles, was ich je wollte, stand genau vor mir und hatte dieselben Gefühle für mich, wie ich für ihn. Er küsste mich und ich wünschte mir, dass dieser Moment für immer anhielt. Seine Lippen auf meinen.

Alec war immer schon mein bester Freund gewesen und das würde er auch immer sein. Allerdings war er nun noch so viel mehr als das.

Dancefloor - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt