Kapitel 14

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Magnus

Atemlos folgte ich meiner Gruppe durch den Vorhang zurück in den Backstage Bereich. Hodge wartete dort bereits mit einem strahlenden Lächeln und klatschte uns alle der Reihe nach ab. Mir klopfte er stolz auf die Schulter und sah mich wissend an. Doch all das registrierte ich nur nebenbei, zu viele Gedanken rasten mir gerade durch den Kopf.

Ich hatte Alec nach all der Zeit endlich wiedergesehen. Er war immer noch genauso wunderschön wie früher schon. Mit seinen schwarzen Wuschelhaaren und diesem schicken Outfit sah er aber auch echt zum anbeißen aus. Aber das Tollste war, dass er mein Lächeln erwidert hatte. Seine Augen hatten dabei so viel Ehrlichkeit ausgestrahlt. Als ob die Vergangenheit einfach vergessen wäre und es nur noch das hier und jetzt für uns beide gab.

Mir war klar, dass wir uns früher oder später noch richtig aussprechen müssten, aber ich wusste nun auch, dass er nicht sauer war. Nein, im Gegenteil. Ich würde sogar behaupten, er hatte sich genauso sehr über das Wiedersehen gefreut, wie ich.

Mit einem breiten Grinsen trabte ich meiner Gruppe hinterher in unseren Raum. Dort ließ ich mich neben Cat auf ein Sofa plumpsen. Hodge verteilte Gläser mit Champagner und gemeinsam stießen wir alle auf unseren gelungenen Auftritt an. Hin und wieder hörte ich auch, wie einige meiner Gruppenmitglieder sich über Alec unterhielten und dass er sich live noch besser anhörte, als in seinen aufgenommenen Songs. Dem konnte ich allerdings nur zustimmen, Alec hatte wirklich eine unfassbar tolle Stimme. Außerdem hatte ich mitbekommen, dass Clary wohl ein Auge auf Alecs Schlagzeuger geworfen hatte und Cat den Gitarristen wohl ganz süß fand.

Gemeinsam saßen wir noch auf den Sofas und sahen uns gemeinsam die weiteren Gruppen über den Fernseher an. Ich wusste, dass die Konkurrenz nicht schlief, doch einige von ihnen waren wirklich SEHR gut. Andererseits freute ich mich auch, denn ich liebte Herausforderungen. Aber besonders die 'Magicians' hatten es mir angetan. Ihre Moves saßen perfekt und auch der Song gefiel mir gut, ich kannte die Band sogar. Aline und Helen aka 'Clave' waren ein lesbisches Pärchen und nicht gerade unbekannt in der Musikbranche.

Aber ohne anzugeben wusste ich insgeheim, dass sie gegen mich und Alec als Team niemals eine Chance haben würden. Obwohl so viel Zeit vergangen war, hatte ich auf der Bühne dieses unsichtbare Band zwischen uns gespürt, wie es auch früher immer da gewesen war. Das Schicksal hatte uns wieder zusammen geführt und diese Verbindung konnte uns keiner nehmen. Lächelnd dachte ich an unser Versprechen im Baumhaus zurück. Wir würden für immer Freunde bleiben und nichts und niemand würde uns jemals trennen können.

So vergingen Stunden, in denen wir alle gespannt die Show verfolgten und diskutierten, wer unserer Meinung nach die Besten waren, abgesehen von uns natürlich. Schon als Kind hatte ich es geliebt, diesen Wettbewerb anzusehen. Aber jetzt nur Meter von der tatsächlichen Bühne entfernt zu sitzen und selbst ein Teil davon zu sein, war einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Ich hatte alles erreicht, was ich mir gewünscht hatte: Ich machte bei Dancefloor mit und hatte Alec wiedergetroffen.

Nachdem auch die letzte Gruppe durch war und der Moderator wieder die Bühne betrat um die Zuschauer verabschieden und die nächste Show in einigen Wochen anzukündigen, packten wir langsam alles zusammen. Umgezogen hatten wir uns gleich nach unserem Auftritt. Wie immer war ich der Letzte und nur noch Cat und unser Trainer warteten im Raum. Als ich endlich meine Tasche schulterte und meiner besten Freundin nach draußen folgte, schloss Hodge hinter uns ab und lief in eine andere Richtung davon. Ich schätze, er als unser Manager hatte noch ein Meeting oder ähnliches bezüglich dem weiteren Verlauf der Show.

Draußen zog Cat ihr Handy aus der Tasche und ging etwas abseits um uns ein Taxi zu rufen. Lächelnd blickte ich in den Nachthimmel, an dem die Sterne um die Wette strahlten. Ein seltener Anblick in New York, doch das Dancefloor-Gebäude lag etwas abseits der Stadt. Genussvoll atmete ich die frische Luft ein und schlang die Arme um meinen Körper, es war kühl geworden und an eine Jacke hatte ich nicht mehr gedacht.

"Ist dir kalt?", holte mich eine tiefe, aber doch so bekannte Stimme aus meinen Gedanken. Für einen Augenblick stockte mein Atem, bevor ich mich langsam umdrehte. Vor mir stand der schönste Mann der Welt, den ich so sehr vermisst hatte. Zaghaft kam er auf mich zu, bevor er seine Arme um mich schlang und mich nah an ihn zog. Ich erwiderte die Umarmung und atmete tief seinen Geruch ein. Gott, wie sehr ich ihn vermisst hatte.

Einige Sekunden standen wir einfach so da und genossen die Nähe des Anderen, nachdem wir so lange Zeit getrennt waren.

"Es tut mir Leid...", fing ich leise an und löste mit allmählich aus der Umarmung. Alec unterbrach mich durch ein Kopfschütteln.

"Es ist okay, Magnus. Wir sind endlich wieder vereint und nur das zählt. Wir haben noch genug Zeit, um über alles zu sprechen. Doch jetzt will ich einfach nur diesen Moment mit dir genießen."

Sprachlos ließ ich mich wieder in seine Arme ziehen. Wieso war er noch viel wundervoller, als ich ihn in Erinnerung hatte? Wie hatte ich es all diese Jahre ohne ihn ausgehalten? Mir war klar, dass ich nie wieder so lange von ihm getrennt sein wollte. Ich wollte für immer hier stehen bleiben und ihn nie wieder loslassen.

Als wir uns schließlich doch voneinander lösten, sah ich ihm tief in seine blauen Augen, die trotz der Dunkelheit wunderschön funkelten. Es fühlte sich so vertraut an. Wie sehr ich diesen Blick vermisst hatte. Wie sehr ich ihn vermisst hatte.

"Hast du morgen schon was vor?", fragte mich mein Gegenüber nun und wirkte fast schüchtern.

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, wieso?"

"Darf ich dich dann in ein Restaurant einladen?"

Ich musste mich kurz sammeln bevor ich antwortete: "Klar", da ich mehr gerade nicht hervorbrachte, zu sehr überforderte mich diese Situation.

Lächelnd drückte mir Alec einen Zettel in die Hand, bevor er mir zuzwinkerte uns sich anschließend umdrehte, bevor er langsam in Richtung Parkplatz verschwand. Blinzelnd starrte ich ihm hinterher.

In diesem Moment kam Cat wieder und sah überrascht den Zettel an.

"Was ist das?"

Ich sah auf das kleine Stück Papier, auf dem in einer ordentlichen und mir sehr bekannten Schrift eine Telefonnummer geschrieben stand.

"Alecs Nummer", flüsterte ich, ohne meinen Blick von den Ziffern zu nehmen.

Dancefloor - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt