Kapitel 28

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Magnus

Warme Sonnenstrahlen ließen mich am nächsten Morgen langsam erwachen. Träge räkelte ich mich in dem Bett, was ungewohnt groß war. Irritiert sah ich mich um, bevor ich erkannte, dass dies gar nicht mein Schlafzimmer war. Wenig Einrichtung, kaum Dekorationen, schlichte Farben. Definitiv Alecs Handschrift. Auch wenn es mich um ehrlich zu sein schon ein wenig wunderte, dass Izzy hier noch nicht durchgegriffen hatte.

Müde streckte ich meine Hand aus, doch ich griff ins Leere. Verwirrt blinzelte ich gegen das helle Licht und musste feststellen, dass mein Freund nicht mehr neben mir lag. Die Bettwäsche war allerdings verwüstet und die Matratze noch leicht warm, sodass er vor nicht allzu langer Zeit aufgestanden sein konnte. Genüsslich atmete ich noch einmal seinen himmlischen Geruch ein, der hier überall in der Luft lag und schloss meine Augen.

Nach ein paar Minuten entschied ich dann aber doch, dass es nun wirklich Zeit war, aufzustehen. Langsam richtete ich mich auf und ging dann zum Schrank, um mir eine von Alecs Jogginghosen zu nehmen. Zwar war sie mir ein wenig zu groß, doch mich störte das nicht im Geringsten.

Gähnend schlurfte ich aus dem Schlafzimmer und durch den Flur Richtung Bad, wobei ich an der Küche vorbeikam. Mein Freund, der mit seiner verwuschelten Morgenfrisur und ohne Oberteil wirklich unwiderstehlich heiß aussah, saß mit seinem Laptop am Küchentisch. Vor ihm eine dampfende Tasse Kaffee.

"Guten Morgen", lächelte ich und ging zu ihm, um ihm einen Kuss zu geben. Während sich unsere Lippen berührten, konnte ich hören, wie er eilig seinen Laptop zuklappte. Verwirrt löste ich mich von ihm und setzte mich auf seinen Schoß.

"Was machst du da?", hakte ich nach und legte den Kopf schief.

"Oh, ähm... nichts", antwortete Alec ein wenig unbeholfen und kratzte sich am Hinterkopf. Ich sah ihn noch einmal eindringlich an, beschloss dann allerdings, es zu lassen. Ich vertraute Alec und respektierte seine Privatsphäre. Dennoch machte es mich doch neugierig und misstrauisch.

Ich erhob mich wieder und verkündete: "Ich bin dann mal duschen", bevor ich mich umdrehte und aus der Tür ging.

Als das warme Wasser auf meinen Körper prasselte, rasten meine Gedanken immer noch. Ich fand es ja in Ordnung, wenn Alec nicht alles sofort mit mir teilen wollte. Schließlich hatten wir uns noch nicht so lange wieder und unsere Beziehung war noch ganz frisch. Trotzdem war seine Reaktion ein wenig seltsam gewesen, seinen Laptop so schnell zuzuschlagen. Aber gut.

Mit einem Seufzen griff ich nach einer Shampooflasche und seifte meine Haare ein, bevor ich sie sorgfältig wieder ausspülte. Nachdem ich noch ein wenig weiter gegrübelt hatte, verließ ich schließlich die Dusche. Mein Gedankenkarusell brachte mir letztendlich ja doch nichts.

Zurück ich der Küche lächelte mich Alec unschuldig an, der Laptop war nicht mehr zu sehen. Er stellte seine leere Kaffeetasse auf die Spüle und kam zu mir, um seine Arme um mich zu schlingen und mir einen Kuss in meine noch feuchten Haare zu drücken.

„Hast du Lust, frühstücken zu gehen?", flüsterte er gegen meine Schläfe. Seine Stimme verursachte Gänsehaut an meinem ganzen Körper und hastig nickte ich.

Wenig später waren meine Sorgen schon fast wieder vergessen. Gemeinsam saßen wir in einem Frühstückslokal und erzählten uns die lustigsten Geschichten, lachten zusammen. Vor uns auf dem Tisch eine große Auswahl mit dem wohl besten, aber auch teuersten Frühstück, das diese Stadt zu bieten hatte. Natürlich liebte ich Alec für seine Persönlichkeit, dennoch konnte es wohl nie schaden, einen Freund mit Geld zu haben.

Gerade als ich dabei war, ihm ein weiteres peinliches Erlebnis aus seiner Kindheit unter die Nase zu reiben, klingelte sein Handy. Als er einen Blick darauf warf, veränderte sich irgendetwas in seinem Ausdruck. Ich konnte nicht genau sagen was, es war schwer zu definieren. Es war einfach irgendwie... anders. Außerdem wirkte seine Körperhaltung auf einmal ein wenig angespannt und verkrampft.

"Sorry, da muss ich mal eben rangehen", entschuldigte er sich schon halb im Aufstehen und schon war er aus der Tür verschwunden. Verwundert sah ich ihm nach. Ich verstand, dass er wegen des Wettbewerbs aktuell viel um die Ohren hatte. Ich wollte ihm auch bei keinem seiner Termine im Weg stehen. Allerdings war dieses Verhalten von ihm heute schon komisch und unpassend für ihn.

Erst das hastige Zuklappen des Laptops, jetzt dieses Telefonat. Es war fast so, als würde er mir etwas verheimlichen. Schockiert musste ich feststellen, dass dies aber tatsächlich der Fall war. Ich beschloss allerdings, es fürs erste herunterzuschlucken und nichts zu sagen. Er würde schon seine Gründe haben. Also setzte ich eine unbesorgte Maske auf und lächelte meinen Freund an, der gerade zurück an den Tisch kam.

"Tut mir wirklich Leid, Magnus", murmelte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange, ehe er nach seiner Lederjacke griff.

"Du gehst?", fragte ich verwirrt.

"Ja, Izzy hat eben angerufen. Es ist wichtig, ich muss nochmal ins Studio wegen einer Aufnahme fürs Album. Ich muss jetzt los, ist das in Ordnung für dich?"

"Natürlich. Kein Problem, ich hab später sowieso auch noch Probe", erwiderte ich schnell mit einem falschen Lächeln, das Alec in seiner Eile aber gar nicht wahrzunehmen schien.

Nach einem Kuss auf die Lippen lächelte er mich noch einmal liebevoll an, bevor er aus dem Lokal verschwand. Nachdenklich sah ich ihm hinterher. Was war heute nur los? Vielleicht war es auch einfach nur der Stress wegen dem Finale, das immer näher rückte und ich bildete mir selbst schon Dinge ein. Möglicherweise würde da auch ein Gespräch mit Cat helfen.

Seufzend nahm ich meine Jacke vom Stuhl und ging dann ebenfalls nach draußen. Zum Glück hatte Alec schon gezahlt. In Gedanken versunken ging ich schließlich den Gehsteig entlang in Richtung von Cats bzw meinem Zuhause. Ich wollte mir vor dem Training nochmal frische Sachen anziehen und müsste sowieso noch meine Tasche holen.

Als ich am Nachmittag schließlich Backstage ging, um mich für das heutige Training umzuziehen, schwirrte mir die Sache mit Alec immer noch im Kopf herum. Während ich durch die Gänge lief, zurück zu unserer Umkleide, bildete ich mir schon ein, seine Stimme zu hören. Verwirrt blieb ich stehen, als ich realisierte, dass es eben keine Einbildung war. Sie dran gedämpft durch die Tür von einem der Technikräume zu mir durch.

Ich wusste, es war falsch, zu lauschen. Doch die wenigen Gesprächsfetzen ließen mich stutzig werden. Diese Stimmlage... So redete er normalerweise nur, wenn er mit mir sprach. Außerdem hätte ich schwören können, er sagte Dinge wie 'Schatz', 'Ich vermisse dich schrecklich' und das Schlimmste: 'Ich liebe dich auch'.

Was zur Hölle ging hier vor sich?!

Dancefloor - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt