Kapitel 27
Zendayas pov:
Es fühlt sich für einen ganz kurzen Augenblick an, als ob ich fliege, bis mein Körper gegen etwas Hartes kracht und unfassbar zu schmerzen beginnt.
„Oh mein Gott! Tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen. Ist alles in Ordnung bei dir? Brauchst du Hilfe? Hast du dich verletzt?“, höre ich eine tiefe Männerstimme voller Besorgnis.
Ich öffne meine Augen wieder, die ich reflexartig zugekniffen hatte und schaue einem Mann mittleren Alters in die grauen Augen.
„Alles in Ordnung“, versichere ich ihm, als ich mich ein wenig bewegt habe und merke, dass nichts weh tut.
„Zum Glück. Es tut mir wirklich sehr leid, ich hab dich einfach nicht gesehen“, wiederholt er sich.
„Schon okay, wirklich. Ich habe auch nicht hingeschaut“, beruhige ich ihn, während ich aufstehe.
Doch als ich mein rechtes Bein aufstellen möchte, durchfährt mich ein starker Schmerz.
Ich muss beim Sturz umgeknickt sein, anders kann ich es mir nicht erklären.
„Sicher, dass alles gut ist?“, hakt der Mann nach, als er mein schmerzverzerrtes Gesicht sieht.
„Mein Fuß tut bisschen weh“, erkläre ich.
„Soll ich dich zu einem Arzt bringen?“, fragt er weiter und fährt sich nervös durch sein schwarzes Haar.
Ich halte mich am Rand fest und versuche erneut vorsichtig den Fuß aufzustellen. Es funktioniert, aber der Schmerz ist unfassbar stark.
„Nein, passt schon. Danke“, winke ich ab.
Der Mann tut mir sowieso schon leid, da möchte ich nicht noch daran Schuld sein, dass er umsonst Geld für das Schlittschuhfahren ausgegeben hat.
„Ich fahr' dich wirklich, schließlich ist es meine Schuld.“
„Das müssen Sie echt nicht. Ich habe auch nicht hingeschaut. Und ich wollte sowieso gerade nach Hause.“
Der Mann nickt und wirft mir noch einen letzten prüfenden Blick zu, bevor er sich bei mir bedankt und mit einer weiteren Entschuldigung davon fährt.
Ehrlich gesagt bin ich froh, dass er weg ist, ich möchte nämlich nicht mehr Aufsehen erregen als sowieso schon.
Außerdem will ich nicht ins Krankenhaus. Ich hasse Krankenhäuser, sie sind der schlimmste Ort, den es gibt.
Mein Plan war es eigentlich, einfach nach Hause zu fahren. Selbst mit meinem verletzten Fuß. Ich lege ihn ein wenig hoch, kühle ihn und bewege ihn nicht zu viel. Für so was brauche ich keinen Arzt, der mir sagt, was los ist, obwohl ich es mir schon selbst denken kann, oder einen Gips, der mich nur stört, weil er so sehr juckt und drückt und in dem ich mich nicht mal richtig anziehen könnte.
Mühsam ziehe ich mich ein Stück am Rand entlang, doch der Schmerz in meinem Fuß wird einfach immer stärker.
„Daya?“, höre ich auf einmal eine bekannte Stimme neben mir.
Ich blicke auf und schaue in Lucas braune Augen, die mich aufmerksam mustern. Doch bei meinem wahrscheinlich schmerzerfüllten Blick runzelt er besorgt die Stirn.
„Hi“, presse ich hervor und bemühe mich ein wenigstens halbwegs überzeugtes Lächeln aufzusetzen.
„Ist alles okay bei dir?“, hakt er nach und lässt seine Augen über meinen Körper wandern.
Ich nicke nur und habe weiterhin ein falsches Lächeln aufgesetzt.
„Sieht nicht so aus. Komm' ich bringe dich raus.“
Ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten, legt er sich meinen Arm um die Schulter und hilft mir bis zum Ausgang zu kommen.
„Warum bist du hier?“, frage ich, als wir uns erschöpft auf eine Bank niederlassen.
„Ich wollte mich eigentlich mit den Jungs treffen“, erklärt er und öffnet dabei die schwarze Winterjacke.
„Dann solltest du zu ihnen gehen. Sie sind schon da und haben gleich einen neuen Freund gefunden“, teile ich dem achtzehnjährigen neben mir mit.
„Einen neuen Freund?“, fragt Luca mich irritiert.
Ich zucke nur mit den Schultern und will aufstehen, um meine Schuhe zu holen, doch sobald ich meinen Fuß aufstelle, durchzuckt ein unfassbarer Schmerz meinen gesamten Körper, sodass ich mich sofort wieder setze und meine Lippen aufeinander presse, um keinen lauten Schmerzensschrei rauszulassen.
Luca blickt mich besorgt an: „Was ist passiert? Bist du beim Schlittschuhfahren umgeknickt?“
„Ein Mann ist in mich gefahren“, halte ich mich kurz.
„Und er hat nicht darüber nachgedacht, dass du verletzt sein könntest?“, fragt er verständnislos.
„Doch, aber ich meinte, alles ist in Ordnung und er soll einfach weiter fahren.“
Der Lockenkopf neben mir nickt nachdenklich und steht dann auf.
„Wo sind deine Schuhe?“, fragt er mich.
„In dem Regal da vorne. Die schwarzen Boots ganz unten“, erkläre ich verwirrt.
Luca dreht sich um und stiefelt in den Schlittschuhen auf das riesige orange Regal zu. Er nimmt meine Schuhe und holt noch ein weißes Paar etwas weiter oben raus, die wohl ihm gehören.
Er kommt wieder zurück und setzt sich neben mich, bevor er anfängt seine Schlittschuhe auszuziehen.
„Was machst du?“, frage ich irritiert und binde die Schnürsenkel meiner Schuhe auf.
„Ich bringe dich jetzt ins Krankenhaus“, teilt er mir voller Überzeugung mit und schlüpft aus seinen Schuhen.
Er soll mich nicht ins Krankenhaus bringen.
„Aber du bist gerade erst gekommen“, protestiere ich.
Ich ziehe den linken Schlittschuh aus und mache mich an den verletzten rechten.
„Und? Soll ich dich jetzt hier sitzen lassen und meine Runden fahren, obwohl es dir ganz klar schlecht geht?“, stellt er die Frage, als wäre es ganz natürlich.
Ich zucke unsicher mit den Schultern.
„Du musst mich nicht fahren, ich schaffe das schon selbst.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, meint Luca, den Blick auf mich gerichtet.
Ich schaffe es einfach nicht, aus dem rechten Schlittschuh rauszukommen.
Luca scheint es zu merken und kniet sich vor mich, um den Schuh so weit es geht aufzumachen und ihn mir dann vorsichtig auszuziehen.
„Danke“, murmel ich und ziehe meine Boots an.
Auch hier komme ich nur in den linken, denn der rechte Fuß ist mittlerweile so angeschwollen, dass er einfach zu dick für den engen Stiefel ist.
„Nimm ihn in die Hand“, schlägt Luca vor und steht dann auf, um unsere Schlittschuhe zurückzubringen.
„Du musst mich wirklich nicht-“, versuche ich es erneut, doch er lässt mich nicht mal zu Ende sprechen.
„Keine Widerrede, ich fahre dich.“
Seufzend gebe ich mich geschlagen.
Es wird schon alles gut gehen.
Ich schreibe Tobi eine kurze Nachricht, dass ich gehe und versuche dann aufzustehen, doch es funktioniert einfach nicht.
Zum Glück kommt Luca in dem Moment zurück und greift mir unter die Arme.
Mit einer Hand an meinem Rücken und der anderen um meine Taille bringt er mich fast schmerzlos zu seinem Auto, mit dem wir zum Krankenhaus fahren.
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Shit happens
RomanceDie Tränen laufen mir über die Wangen und ehe ich mich versehe, breche ich auch schon in seinen Armen zusammen. „Ich hasse mein Leben! Ich will einfach nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Warum muss ich noch leben? Warum kann ich nicht sterben? Warum...