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Kapitel 32

Lucas pov:

„Halt an!“, kommt von hinten.

Ich will mich umdrehen, doch ich kann ihr nicht in die Augen sehen. Nicht nachdem, was ich getan habe.

Auch wenn ich nicht freiwillig in diesem Auto sitze, ich hätte mich wehren können. Ich hätte die Jungs anzeigen oder abhalten können, aber ich hatte Angst.

Angst vor dem, was passiert, wenn ich mich gegen sie stelle.

Und so bin ich jetzt hier - mehr oder weniger freiwillig - in Timos Auto.

„Bitte, halt an!“, reißt mich Zendayas verzweifelte Stimme aus meinen Gedanken. „Bitte, Timo", fügt sie etwas leiser hinzu.

Ich höre ein Schluchzen von hinten.

Sie weint.

Ein Schrei.

Ich zucke zusammen, drehe mich zu ihr um.

Sie liegt halb auf Davids Schoß, zittert am ganzen Körper, sieht sonst allerdings leblos aus.

„Mein Gott, bist du nervig“, regt sich Timo auf.

Immer noch sprachlos starre ich sie an.

„Halt an, Alter!“, ruft Jeffrey von hinten.

„Jetzt fängst du auch noch an oder was?“

„Sie ist umgekippt!“, kopfschüttelnd drehe ich mich wieder nach vorne, bis mir klar wird, was eigentlich passiert ist.

„Sie ist bewusstlos“, stelle ich erneut fest.

„Stopp den Wagen!“, wende ich mich an Timo neben mir.

Er ignoriert mich und fährt die Straße einfach weiter entlang.

„Halt das scheiß Auto an!“, schreie ich.

„Fresse!“, knurrt der braunhaarige Typ.

Wut brodelt in mir auf.

Ihm kann das doch nicht völlig egal sein.

Ich schnalle mich ab und will nach dem Lenkrad greifen, doch Timo schlägt meine Hand weg.

„Verpiss dich. Du weißt, was dir passiert, wenn du uns dazwischen funkst.“

„Timo, wir sollten wirklich mal kurz Pause machen“, meint Jeffrey.

„Was ist mit euch?“, fragt Timo genervt, verlangsamt aber das Auto.

„Was ist mit dir los?“, stelle ich die Gegenfrage.

„Lass uns kurz anhalten und warten, bis es ihr besser geht“, mischt sich nun auch David ein.

„Gott seid ihr nervig!“

Timo fährt an den Fahrbahnrand und stoppt somit den Wagen.

Sobald wir stehen, springe ich aus dem Auto in den Regen und reiße die hintere Tür auf. Ich helfe David, Zendaya aus dem Auto zu ziehen und setze mich dann mit ihr auf den Boden.

Meine Mom hat mir mal gezeigt, wie man mit bewusstlosen Personen umgeht. Sie brauchen frische Luft, also ist es am besten, wenn sie draußen sind. Außerdem sollte man die Füße hochlegen und wenn sie wieder zu Bewusstsein kommen, gibt man ihnen genug zu Trinken und am besten auch noch etwas Traubenzucker.

Ich weiß gar nicht mehr, wieso sie mir das erklärt hat, aber meine Mom hat mir früher nur solches Zeug beigebracht. Wie man am besten schwere Einkaufstaschen trägt, wenn man alleine ist. Welche Gerichte am einfachsten zu kochen sind, von denen man aber trotzdem satt wird. Wie man die Wohnung am schnellsten sauber macht und dabei noch Spaß hat. Was man bei Bauchschmerzen macht. Wie man am besten eine Wunde verbindet.

Shit happensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt