another day of life

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Kapitel 44

Zendayas pov:

„Na, wie geht es meiner Lieblingspatientin?“ Mit diesen Worten betritt Matthew das Zimmer.

Ich kenne den Arzt schon von meinem letzten Krankenhausaufenthalt. Nach dem Unfall damals lag ich in diesem Krankenhaus und wurde von ihm versorgt. Er war auch bei ein paar meiner Therapiestunden dabei und nun ist er wieder für mich verantwortlich.

„Ganz gut“, beantworte ich seine Frage ehrlich.

Seit fast zwei Tagen bin ich jetzt schon hier und es geht mir wirklich viel besser.

Freitag hat Luca mich auf dem Friedhof gefunden und hier hergebracht, ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ich weiß nur noch, dass ich dort saß und zu meinem Dad geredet habe.

Gestern war ich noch sehr schwach. Anfangs konnte ich kaum aufstehen, wollte nur wenig essen und trinken und habe die meiste Zeit über geschlafen.

Heute bin ich wieder fit. Laut den Ärzten sind meine Werte wieder normal und abgesehen davon fühle ich mich auch wieder gut. Ich habe gegessen wie immer, bin mit Leon und Eve durch das Krankenhaus gelaufen und war sogar duschen.

„Das freut mich. Ich denke, du kannst heute Abend dann nach Hause. Vorausgesetzt, dir geht es dann immer noch gut“, meint der ältere Herr nun.

Lächelnd nicke ich und setzte mich im Bett auf. Während Matthew an den Geräten etwas umstellt, greife ich nach meinem Handy und scrolle ein wenig durch Instagram.

Der Arzt verschwindet wieder aus meinem Zimmer, dafür kommt wenig später Luca rein.

„Und?“, will er wissen, als er sich auf die Bettkante fallen lässt.

„Ist besser“, erwidere ich.

„Sehr gut. Darfst du morgen wieder raus?“

„Wenn alles gut läuft, darf ich sogar schon heute gehen“, erzähle ich grinsend.

„Wirklich? Das ist toll!“

Eine Weile hängen wir beide unseren eigenen Gedanken nach, bis mir plötzlich einfällt, dass ich mich noch nicht bei ihm bedankt habe.

Wäre Luca nicht gewesen, wäre ich jetzt vermutlich tot.

„Danke“, flüstere ich also in den Raum.

Erstaunt blickt er mich an, bevor er antwortet: „Nicht dafür.“

„Trotzdem. Ohne dich würde ich immer noch dort liegen.“

„Wie gut, dass ich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin“, meint er grinsend.

Ich denke, für ihn war es ein Spaß, aber mich regen seine Worte zum Nachdenken an.

Er war die letzten Male tatsächlich immer im richtigen Moment bei mir. Auf der Party, als Tobi mich alleine gelassen hat, als ich einkaufen war und mit ihm und Ruby eine Schneeballschlacht gemacht habe, an Silvester, beim Schlittschuhlaufen und kurz darauf im Krankenhaus, als Timo und die anderen mich in ihr Auto gezerrt haben, beim Gitarre spielen, als ich weinend im Wald saß und jetzt, wo ich fast gestorben wäre.

Natürlich waren es nicht immer Zufälle. Bei der Sache mit Timo, Jeffrey und David zum Beispiel. Er wusste, was sie vorhatten, er hat sogar mitgemacht und trotzdem hat er mir geholfen.

Deswegen bin ich ihm auch nicht mehr böse. Er konnte nichts dafür. Die Jungs haben ihn gezwungen, mitzumachen. Hätte er es nicht getan, würde es Ruby vielleicht schlecht gehen, schließlich haben sie ihm damit gedroht, der Kleinen was anzutun.

„Was ist? Hast du Schmerzen?“, fragt Luca alarmiert und reißt mich somit aus meinen Gedanken.

Er ist schon aufgesprungen und bereit dazu, alles zu tun, damit es mir gut geht, aber ich beruhige ihn.

„Nein, keine Sorge. Ich habe nur nachgedacht.“

Erleichtert lässt er sich wieder auf mein Bett fallen.

„Jag mir nicht so einen Schrecken ein, Daya“, murmelt er dann vor sich hin.

„Tut mir leid.“

Verärgert stützt er sich nun über mir ab.

„Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du dich nicht immer für alles entschuldigen musst.“

Ertappt beiße ich mir auf die Unterlippe.

Sein Blick wandert runter und ich kann sehen, wie sich seine Pupillen mit einem Mal vergrößern.

„Man sollte dir für jede Entschuldigung den Mund stopfen“, überlegt er leise.

„Dann tu's doch“, erwidere ich provozierend.

„Aber gerne doch.“

Damit schließt er die Lücke zwischen uns und presst seine Lippen auf meine.

Meine Hände fahren über seine Brust,krallen sich schließlich in dem Oberteil fest. Ich lasse mich nach hinten in die Kissen fallen und ziehe ihn mit mir.

Wir lösen uns kurz voneinander, nur um Luft zu holen, führen den Kuss aber kurze Zeit später fort.

Ich spüre, wie seine Hände unter mein Shirt fahren und die nackte Haut darunter erkunden.

Meine Finger vergraben sich in seinen lockigen Haaren und bringen diese nur noch mehr durcheinander.

„Was hab ich gesagt!“, ertönt plötzlich die Stimme meines Bruders.

Augenblicklich fahren Luca und ich auseinander. Wir blicken uns kurz atemlos an, bevor wir beide zur Tür schauen.

Leon steht bereits im Zimmer, hinter ihm betritt Eve den Raum, dicht gefolgt von meiner Mutter.

Räuspernd setzt Luca sich aufrecht hin und richtet sich die Haare. Zur gleichen Zeit streiche ich mein Oberteil glatt.

„Könnt ihr nicht anklopfen?“, frage ich genervt.

Ich bin froh, sie zu sehen, aber der magische Moment zwischen Luca und mir ist nun völlig zerstört.

„Haben wir, aber ihr wart ja so vertieft in euer Rumgemache, dass ihr es nicht gehört habt. Kann man auch nichts machen.“ Grinsend zuckt mein Bruder mit den Schultern.

Dieser Idiot.

„Wir wollen euch gar nicht lange stören, nur kurz nachsehen, wie es dir geht“, erklärt Evelyn mit Blick zu mir.

„Mir geht's gut. Wahrscheinlich darf ich heute Abend wieder gehen.“

„Oh, das ist schön, dann brauche ich gar nicht zu gehen. Ich setzte mich gleich mit Matthew in die Cafeteria und trinke einen Tee. Wenn ihr hier fertig seid, sagst du mir Bescheid. Wir reden dann später, okay?“

Damit verschwindet meine Mom wieder.

Irritiert blicke ich meinen Bruder an.

„Sie hat mit Steve Schluss gemacht. Ich denke, sie versucht, ihre Gefühle zu verdrängen“, erklärt er mir die Situation.

Ohne, dass ich es wirklich will, schleicht sich ein Lächeln in mein Gesicht. Auch wenn meine Mom mir leidtut, bin ich dennoch froh, dass der Mann weg ist und ein weiteres Problem aus meinem Leben verschwindet.

Shit happensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt