secrets

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Kapitel 38

Zendayas pov:

Ich schultere meinen Rucksack und dränge mich an den Menschen vorbei und aus dem Klassenzimmer hinaus.

Tobi hat soeben versucht, mich anzusprechen, aber ich bin noch nicht bereit dazu.

„Komm schon, Zendaya!“, ruft er mir nach, doch ich bin schon weg.

Ich lege meine Bücher in meinen Spind und laufe dann schnellen Schrittes in Richtung Cafeteria.

Luca ist bereits da und unterhält sich mit einem Jungen aus seinem Mathekurs.

Als er mich entdeckt, lächelt er mir zu und deutet auf den Platz neben sich.

Ich geselle mich zu den beiden und höre bei ihrem Gespräch zu, während ich mein Brot esse.

Nach einer Weile muss der blonde Junge gehen und Luca und ich sind alleine.

„Wie geht's dir?“, fragt er nach.

„Ganz gut. Und dir?“, erwidere ich.

„Auch gut.“

Er schiebt sich ein paar Pommes in den Mund und lächelt mich dabei an.

„Ich mag dein Oberteil“, meint er dann und zeigt auf den dunkelblauen Hoodie.

Auf meiner Brust ist das Logo meines Lieblingsbasketballvereins zu sehen.

Ich bedanke mich bei ihm und klaue eine Pommes von seinem Teller.

„Hey!“, beschwert er sich, doch schiebt das Tablett im nächsten Moment in die Mitte, sodass wir beide was davon haben.

Ein paar Mal bediene ich mich, doch das meiste lasse ich ihm übrig, schließlich hat er dafür Geld bezahlt.

„Was hast du da?“, fragt er plötzlich und greift nach meiner Hand.

Verwundert beobachte ich seine Bewegungen, als er den Ärmel nach oben schiebt.

Die blauen Flecken an meinen Handgelenken kommen zum Vorschein.

Schnell ziehe ich meinen Arm zurück und verstecke die Verletzungen.

„Nichts, alles gut“, murmel ich leise und meide den Blickkontakt.

„Daya!“, ermahnt er mich.

Ich rege mich nicht, sondern spiele verunsichert an meiner Unterlippe herum.

„Zendaya, wer war das?“

„Niemand.“ Fest presse ich die Lippen aufeinander.

„Du weißt, dass du mit mir reden kannst“, versucht er es weiter.

Ich antworte nicht.

Natürlich weiß ich, dass ich mit ihm reden kann, aber ich traue mich nicht. Er hat schon zu viel von mir erfahren.

„Daya, komm schon.“

„Ich möchte nicht reden!“, sage ich eine Spur zu laut.

Ich wollte nicht unfreundlich sein, er ist immer so nett zu mir, aber ich kann gerade nicht darüber sprechen und er versteht es nicht.

Es ist nichts Vergangenes, wie bei meinem Dad, es passiert jetzt. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat.

Einige Sekunden starrt Luca mich an, bevor er nickt und seine Sachen zusammenräumt.

„Was tust du?“, hake ich verwirrt nach.

„Gehen“, meint er und steht auf.

„Warum?“, frage ich fassungslos.

„Weil du mir immer noch nicht vertraust. Ich dachte, wir wären mittlerweile mindestens auf dem Stand der Freundschaft, aber scheinbar siehst du das anders.“

„Nein, das stimmt nicht. Ich vertraue dir, aber-“

„Tust du nicht.“

Er läuft ein Stück, dreht sich dann jedoch nochmals um.

„Du bist wirklich toll, Zendaya, ich mag dich unfassbar gern, aber wenn wir Freunde bleiben wollen, sollst du mir vertrauen. Du sollst mit mir reden, wenn etwas ist und es nicht verschweigen. Ich möchte dich nicht verlieren, aber ich will auch nicht mit jemandem befreundet sein, der Angst vor mir hat. Denk mal darüber nach.“

Mit diesen Worten geht er dann endgültig. Und ich bleibe alleine zurück, starre ihm hinterher und wünschte, er würde wieder kommen und sagen, dass es ihm leidtut oder dass alles gut wird.

Am Dienstag meinte er noch, er akzeptiert es, wenn ich nicht über meine Probleme reden möchte und jetzt kommt es doch anders.

Ich kann verstehen, warum er das getan hat, ich weiß, dass es kein gutes Gefühl ist, wenn jemand dir nicht vertraut, aber dennoch tut es mir weh, ihn gehen zu sehen.

Immer noch ziemlich durcheinander, drehe ich mich um. Als ich jemanden vor mir sitzen sehe, keimt ein kurzer Hoffnungsschimmer in mir auf, dass das ganze nur ein blöder Traum war, ein Streich meiner Fantasie, doch es ist nicht Luca, der vor mir sitzt, sondern Tobi.

„Können wir reden?“, bittet er mich, aber ich reagiere nicht.

Seine Stimme nehme ich nur entfernt wahr, so als ob er hinter einer dicken Glasscheibe wäre. Ich sehe in sein verschwommenes Gesicht, in seine verzweifelten blauen Augen.

„Bitte, Zen. Es tut mir leid!“

Immer noch verlässt kein Ton meinen Mund.

Ich blinzel' perplex, schüttel meinen Kopfund schaue Tobi dann an.

„Was?“, frage ich verwirrt nach.

Ich kann mich nicht erinnern, was er gesagt hat. Es ist einfach an mir vorbeigegangen, als hätte er nie gesprochen.

„Es tut mir leid. Lass uns bitte über alles reden“, wiederholt er sich.

Er sieht so verzweifelt aus, wie er es sagt, doch ich kann gerade nicht mit ihm sprechen. Mir fehlt einfach die Kraft dafür.

„Sorry, ich kann jetzt nicht“, murmel ich und stehe auf.

„Aber wir haben noch zehn Minuten, mehr brauche ich nicht. Ich verspreche es“, versucht er noch einmal.

„Tut mir wirklich leid, Tobi, aber mir geht es nicht so gut. Ich habe keine Kraft, jetzt noch mit dir zu reden. Lass uns das bitte auf einen anderen Tag verschieben“, entschuldige ich mich.

Ich nehme mir meinen Rucksack und verlasse die Mensa. Im Schulflur stoße ich gegen jemanden, aber die Beleidigung, die er mir an den Kopf wirft, höre ich überhaupt nicht. So wie ich auch den Rest des Tages nicht wirklich mitbekomme.

Shit happensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt