✨27✨ - Das Versprechen bei Grabe

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Durch ein sanftes Streichen am Arm wurde Naira aus ihrem leichten Schlaf geweckt.
Einige Male zwinkerte sie und sah sich um. Immer noch war da nur Wüste. Am liebsten hätte sie sich die Decke über den Kopf gezogen und weiter geschlafen. Nur leider war da keine Decke, geschweige denn ein Bett, denn sie saß immernoch auf diesem gottverdammten Trampeltier. Sie streckte sich und in dem Moment fiel ihr überhaupt erst auf, an wem sie da gelehnt hatte. Peinlich berührt räusperte sie sich und fuhr sich kurz einige Male durch die Haare.
Obi Wan war bereits von dem Tier gestiegen und sah zu ihr hinauf. Er streckte ihr die Arme entgegen um ihr herunter zu helfen. Kurz spielte sie mit dem Gedanken auf eigene Faust von dem Tier zu krabbeln, aber sie verwarf den Gedanken aus reiner Faulheit. So war es viel einfacher, und vorallem angenehmer.
Vorsichtig rutschte sie vom Rücken des Tieres und ließ sich von den Händen des Jedi auffangen. Behutsam setzte er sie neben sich im Sand ab. „Danke." nuschelte sie und warf ihm einen kurzen Blick zu.
Aus irgendeinem Grund wirkte er bedrückt und noch viel ruhiger als sonst.
Während sie sich den Kopf zerbrach ob sie etwas falsch gemacht hatte, sah sie sich um.

Sie waren scheinbar irgendwo mitten in der Wüste gestrandet. Wobei, wenn man es genau betrachtet war alles auf Tatooin irgendwo inmitten einer Wüste.
Schnell verwarf sie den Gedanken und konzentrierte sich aufs hier und jetzt.
Einige Meter von ihnen entfernt stand eine Hütte aus Sandstein. Daneben ragte eine dicke Metallstange in den Himmel. Scheinbar eine Art Antenne. Naira spürte durch den Sand die Hitze in ihre Stiefel steigen.
Im Augenwinkel sah sie Obi Wan der das Tier an eine Art Holzgatter band. Mit langsamen Schritten kam er ihr entgegen. Sein Gesichtsausdruck war ernst und irgendwie auch traurig. Es hatte sich eine tiefe Falte zwischen seinen Brauen gebildet, so als würde er versuchen gegen das Licht zu sehen.
Ohne ein Wort ging er an ihr vorbei und steuerte auf einen Flachen Stein zu der Senkrecht im Sand steckte.
Sie folgte ihm und erst als sie gemeinsam direkt davor standen erkannte sie das es ein Grab war.
Obi Wan ging in die Knie und setzte sich im Schneidersitz vor das Grab. Naira tat es ihm gleich und musterte ihn im Augenwinkel. Der Wind stritt durch seine Honigblonden Haare und seine Augen wirkten dabei glasig.
Sie wandte ihren Blick ab und sah auf das Grab.
Shmi Skywalker stand dort in den Stein geschlagen.

Einige Zeit saßen sie so dort. Keiner sagte auch nur ein Wort. Unruhig stricht Obi Wan über sein Knie und spielte dabei mit dem Stoff. „Shmi war seine Mutter. Sie war ihr ganzes Leben eine Skalvin gewesen. Eine gutherzige Frau."
„Wie hast du sie kennengelernt?" Naira versuchte so sanft und verständnisvoll wie möglich zu klingen.
„Ich wurde damals mit meinem Meister Qui-Gon auf eine Mission geschickt. Unglücklicherweise landeten wir durch einige Komplikationen auf Tatooin. Aus reinem Zufall fanden wir da...diesen Jungen."
Es war so viel Schmerz und Trauer in seinem Gesicht. So viel Wut und Verzweiflung.
„Er war für sein Alter ungewöhnlich vertraut mit der Macht. Er konnte Dinge sehen bevor sie geschahen. Qui-Gon nahm ihn mit sich und wir brachten ihn nach Coruscant wo er seine Ausbildung als Padawan begann. Nur kurz danach wurde mein Meister in einem Lichtschwert Duell von Darth Maul, dem Sprössling des Darth Sidious getötet."
„Und so wurdest du Anakins neuer Meister." Naira seufzte und rieb sich die Stirn. Je länger sie darüber nachdachte desto mehr fiel ihr auf wieviel Obi Wan schon durchmachen musste.
„Es war meines Meisters letzter Wunsch gewesen. Immerhin war Anakin der Auserwählte und musste bereit sein um seine Bestimmung zu erfüllen. Er dazu bestimmt die Macht wieder ins Gleichgewicht bringen."
„Fragt sich nur in welches Gleichgewicht..." flüsterte Naira gedankenverloren und spielte mit dem Sand zwischen ihren Finger. Obi Wan zog eine Braue hoch.
„Wie meinst du das?" Sie biss sich auf die Lippe und wählte ihre Worte zögerlich.
„Versteh mich nicht falsch, aber die Prophezeiung lautet doch „Die Prophezeiung des Einen, der der Macht das Gleichgewicht bringen soll."
War es nicht Arrogant gleich im Vorhinein davon auszugehen das es die helle Seite der Macht ist, die Ausgeglichen werden muss? Was wenn es Anakins Schicksal war, zu Darth Vader zu werden?"
Stille.
Weit entfernt hörte man Rauschen, und das scheppern von Metalldosen die im Wind aneinander krachten.
Kurz befürchtet sie das er ihr jetzt böse war. Was erlaubte sie sich auch, immerhin war er zu einem Jedi ausgebildet worden, und sie versuchte ihn hier über die Prophezeiungen zu belehren.
Beschämt grub sie ihre Fingernägel in den Sand.
„Womöglich hast du Recht. Es war arrogant und dumm von mir zu glauben ich sei einem Schüler wie Anakin gewachsen. Ich war selbst gerade erst zum Meister ernannt worden. Ich war jung und dumm.
Ich stelle mir jeden Tag dieselbe Frage...wäre es anders gekommen wenn Qui-Gon ihn zum Schüler gehabt hätte?
Was habe ich nur falsch gemacht...er war ein kleines unschuldiges Kind..."
Seine Stimme wurde zum Ende hin immer zittriger und Naira wusste das es an der Zeit war das sie etwas sagte, damit er sich wieder fassen konnte.
„Egal wer ihn ausgebildet hätte, selbst wenn Yoda es getan hätte, nichts hätte das geändert. Die Prophezeiung hätte sich so oder so erfüllt. Es war so vorherbestimmt und es ist nicht deine Schuld.
Ich bin nicht der Meinung das die Macht gut oder Böse sein kann. Ich glaube es gibt nur die Macht als ganze. Je nachdem wie man sie nutzt definiert man zwischen Gut und Böse."
Naira griff vorsichtig nach seiner Hand und versuchte ein Lächeln zu erzwingen.
Er beobachtete jede ihrer Bewegungen genau, versuchte sich alles an ihrem Gesicht einzuprägen. Die helle, makellose Haut, die feinen Sommersprossen, die langen roten Haare die ihr in einzelnen Strähnen ins Gesicht hingen.
„Ich bin froh das du bei mir bist." Vorsichtig legte er seinen Arm um ihren zierlichen Körper und zog sie näher an sich.
Eng beieinander saßen sie dort in der sengenden Hitze. Naira schloss ihre Augen und seufzte.
Zwei gebrochene Seelen. Doch für diesen kurzen Moment, schien alles wieder normal.
Bis sie ihre Augen wieder öffnete und auf den vom Sand verschliffenen Grabstein blickte.
Garnichts war normal, und das wurde ihr abermals bewusst. Obi Wan hob sich vom Boden und ging in die Hocke.
Er legte seine Hand auf den warmen Stein.
„Ich hoffe irgendwann kannst du mir das Versagen an deinem Sohn vergeben."
Langsam stand er auf und reichte Naira die Hand. „Ich komme gleich nach." Stumm nickte er und ging mit langsamen Schritten auf eine Frau zu, die beim Eingang des Hauses stand und ihn interessiert beobachtete.
Das interessierte Naira jedoch eher weniger. Sie hatte das Bedürfnis etwas zu sagen, auch wenn das bedeutet das sie gleich mit einem Stein sprechen würde. Früher hatte sie immer mit Padme gesprochen wenn ihr etwas auf dem Herzen gelegen hatte. Und auch jetzt hatte sie das Bedürfnis sich etwas von der Seele zu sprechen.

„Ich bedaure es sehr dich nie kennengelernt zu haben. Scheinbar warst du ein guter Mensch, und noch eine viel bessere Mutter. Du musst Anakin sehr gut erzogen haben, sonst hätte sich Padme wohl nie in ihn verliebt."
Kurz musste sie schmunzeln.
„Ich glaube nicht das Anakin fort ist. Ich glaube nicht das er tot ist. Ich will das nicht glauben. Eine Person verschwindet nicht einfach, sie löst sich nicht einfach auf und gibt Platz für eine neue Persönlichkeit.
Nein, Ich glaube irgendwo ganz tief in der dunklen Seele von Vader kauert ein verängstigter Anakin in der Ecke seines Unterbewusstseins, voller Angst, völlig alleine. Ich werde ihn nicht aufgeben, das verspreche ich dir.
Der Glaube das er irgendwo noch existiert, ist das einzige das mir noch von Padme geblieben ist.
Und ich schwöre dir, wenn ich ihn finde, dann werde ich wieder kommen, und zwar mit deinem Sohn, ich gebe ihn nicht auf und ich werde niemals aufhören an das gute im Menschen zu glauben.
Ich tue es für Padme.
Ich tue es für dich."

Stubborn (Obi-Wan x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt