Kapitel 10 - Unverhoffte Treffen

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„Ich will aber mitgehen!"

„Schatz, es geht nicht, das weißt du selbst."

„Aber ich will trotzdem mitgehen!" Die tränenerstickte Stimme von Lexy brachte Cana zum Verzweifeln. Sie stand mit Lexy inmitten der Gildenhalle, wo sie seit etlichen Minuten diese Diskussion führten, während die Aufmerksamkeit der gesamten Gilde auf sie und ihre Tochter gerichtet war. Zum Glück war es relativ früh und dementsprechend leer war die Halle. Die meisten tauchten erst gegen Mittag auf, da sie bis spät in die Nacht hier gewesen waren. Früher hatte Cana ebenfalls zu diesen Magiern gehört, doch nun hatte sie sich an den Tages-Nacht-Rhythmus ihrer Tochter angeglichen, die um einiges mehr Schlaf benötigte als Cana. So verbrachte sie ihre Abende immer auf einer Couch, zusammen mit einem Buch oder ab und zu dem Fernseher.

„Es ist zu gefährlich für dich. Aber ich muss arbeiten gehen, damit wir hierbleiben können, das weißt du doch."

„Aber ich will nicht, dass du mich hier allein lässt!" Mit dieser Aussage fing Lexy ungehemmt zu weinen an, während sie Cana weiterhin mit flehenden Augen anblickte.

Dieser Anblick zerriss der Kartenmagierin zwar das Herz, aber sie wusste, sie durfte in dieser Situation nicht nachgeben. Auf keinen Fall würde sie Lexy auf den Auftrag mitnehmen, sondern sie hier bei Hibiki lassen. Es war zwar nur das Wiedereinfangen eines Schneeleoparden, der obendrein zahm war, aber sie würde nichts riskieren, wenn es um ihre Tochter ging.

„Du bist nicht alleine. Hibiki ist da und falls etwas sein sollte, wird er mich sofort informieren. Dann breche ich meinen Auftrag ab."

„Du sollst aber nicht alleine gehen", schluchzte ihre Tochter erneut. Diese Aussage überrumpelte die Magierin und sie blickte sich hilfesuchend um. Zu ihrer Überraschung war Bisca die erste Person, die auf sie zukam und sich vor Lexy hinkniete, um sie anzulächeln.

„Deine Mutter trennt sich auch nicht gerne von dir", fing sie mit besänftigender Stimme an. „Aber sie muss es tun, damit ihr eure Wohnung behalten könnt. Sonst müsst ihr zu Gildarts ziehen und jeder weiß, wie unordentlich er ist."

Lexy hickste, während sie versuchte, ein neues Schluchzen zu unterdrücken. „Aber Mama soll nicht alleine gehen", bat sie mit flehender Stimme.

Bisca schüttelte leicht den Kopf. „Deine Mama ist doch stark, oder?"Ein zögerliches Nicken und die grünhaarige Magierin lächelte breit.

„Dann ist der Auftrag kein Problem für sie und sie ist schneller da, als du denkst. Außerdem gehen andere Eltern auch arbeiten, wohin sie ihre Kinder nicht mitnehmen können. Daran wirst du dich gewöhnen müssen."

Nun versiegten die Tränen und Lexy blickte Bisca mit großen Augen an. Am liebsten hätte Cana die andere Magierin umarmt, riss sich aber zusammen. Schließlich nickte Lexy zögerlich und blickte die Kartenmagierin wieder an.

„Wann bist du wieder da?"

Cana kniete sich nun ebenfalls vor ihre Tochter und umfasste beruhigend ihre Hände. „Heute Nachmittag. Ich muss nicht weit gehen und der Auftrag ist schnell beendet. Versprochen."

Lexy biss sich auf die Lippen, dann warf sie ihre Arme um Canas Hals. „Okay", flüsterte sie in ihre Halsbeuge. „Ich hab dich lieb."

„Ich dich auch", murmelte Cana in die Haare ihrer Tochter als Bestätigung, dann löste sie sich von ihr und stand auf. „Aber ich gehe jetzt, dann bin ich schneller wieder da."

Lexy lächelte zaghaft und ging zu Hibiki, der sie an die Hand nahm und Cana zum Abschied zunickte.

„Danke Bisca", fügte Cana mit einem Blick auf die lächelnde Magierin hinzu, die nur abwehrend mit der Hand wedelte.

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