Kapitel 58 - Überraschungsbesuch

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Cana schreckte schweißgebadet aus einem weiteren Albtraum hoch. Die Hand auf ihre Brust gepresst, lauschte sie dem Hämmern ihres Herzens, bis es langsamer wurde. Dieser Traum hatte sie noch mehr aufgewühlt als die der letzten Nächte. Wobei das auch an ihrem Schlafmangel liegen konnte, denn durch die Gewissheit, wirklich jede Nacht einen Albtraum erwarten zu können, verschob sie ihren Schlaf immer weiter nach hinten. Was die Albträume nicht zurückhielt, sondern nur später auftauchen ließ. Sie würde am nächsten Tag in die Apotheke gehen und um ein Schlafmittel bitten. Zwar waren diese nicht ungefährlich, aber solange sie dieses nur die vorgeschriebene Zeitspanne einnahm, sollte es keine Probleme geben. Außerdem wäre das nicht das erste Mal, dass sie auf diese Art von Mitteln zurückgriff. Aufträge hinterließen immer ihre Spuren und manchmal war es zu viel auf einmal. So wie die Situation, in der sie sich jetzt befand.

Lexys Anfall während des Termins bei Lupita lag eine knappe Woche zurück. Entgegen ihrer anfänglichen Vermutung war der Anfall nicht so schlimm wie die Letzten gewesen und Lexy hatte sich bereits abends wieder erholt. Was für Cana eine Erleichterung gewesen war, denn Lexy hatte direkt nach dem Anfall verkündet, am nächsten Tag wieder in die Vorschule gehen zu wollen. Bei Lupita hatte Cana keine klare Antwort verlauten lassen, doch abends hatte sie ihrer Tochter die Zusage machen können, ohne Zweifel zu bekommen.

Makarov hatte noch am selben Tag die Raijinshuu über Lexys Anfall informiert und sie hatten versprochen, dies an Laxus weiterzuleiten. Der Auftrag war scheinbar kurz vor seiner Vollendung gewesen und Freed hatte sicher gewirkt, dies auch ohne ihren Anführer bewerkstelligen zu können.

Doch seitdem hatte es von Laxus kein Lebenszeichen gegeben und Makarov hatte Cana eröffnet, am heutigen Tag noch einmal die Raijinshuu zu kontaktieren. Er hatte angedeutet, bei diesem Auftrag kurzfristige Schwierigkeiten erwartet zu haben, weshalb er nicht allzu besorgt war. Oder aber er wollte Cana keine unnötigen Sorgen bereiten, was sie eher vermutete. Denn sie hatte aus den Augenwinkeln den Gesichtsausdruck gesehen, den der Master aufgesetzt hatte, nachdem sie aus seinem Zimmer gegangen war. Unruhe und Sorge waren die beiden vorherrschenden Emotionen gesehen und sie hatte auch die Verzweiflung erkennen können. Cana konnte es nachvollziehen, denn Makarov liebte Lexy ebenso sehr, wie er Laxus liebte. Hilflos dastehen zu müssen und nur zuschauen zu können, wie die Anfälle Lexy mehr und mehr schadeten, war für ihn so grausam wie für Cana und Laxus.

Cana warf einen Blick auf die Uhr und seufzte. In einer Stunde würde der Wecker klingeln und sie bezweifelte, vorher noch einmal Schlaf finden zu können. Also konnte sie genauso gut aufstehen, um die Nachwirkungen des Albtraums durch eine warme Dusche und eine warme Tasse Tee zu mindern. Zwar bevorzugte sie normalerweise Kaffee, doch nach einem aufwühlenden Ereignis war in ihren Augen Kamillentee die bessere Lösung, allein aufgrund der beruhigenden Wirkung.

Als sie mit der Dusche fertig war und das Teewasser aufgesetzt hatte, überprüfte sie kurz Lexys Zimmer. Diese schlief noch tief und fest ohne irgendwelche Anzeichen eines Anfalls, was Cana noch einmal zusätzlich beruhigte.

Mit der fertigen Tasse Tee lief sie ins Wohnzimmer, um sich dort auf das Sofa zu setzen und nachdenken zu können. Zum einen über ihre Albträume, an die sie sich nur schemenhaft erinnern konnte. Zumindest wusste sie, dass es sich immer um ein ähnliches, wiederkehrendes Szenario handelte. Sie war allein, um sie herum herrschte Dunkelheit, an mehr konnte sie sich nicht erinnern. Was hingegen sehr deutlich in ihrem Gedächtnis verankert war, war das stets vorherrschende Gefühl einer dunklen Bedrohung. Gegen die sie nichts ausrichten konnte, sodass sich Hilflosigkeit und ansteigende Panik nach einiger Zeit ebenfalls zu ihren Empfindungen dazugesellten.

Sie stützte ihren Ellenbogen auf der Rückenlehne des Sofas auf und nutzte ihre Hand als Kopfstütze. Falls Makarov morgen keine Neuigkeiten in Bezug auf Laxus hatte, konnte sie noch immer ihre Karten nutzen, um seinen Aufenthaltsort zu bestimmen. Zwar war die Vorhersage nicht besonders genau und ließ sich bestenfalls auf eine Region beschränken, doch anhand dieser Information konnte man die Dauer des Rückwegs von Laxus bestimmen. Ganz besonders, wann man mit der Ankunft von Laxus rechnen konnte, falls sich Lexys Anfälle häuften und ein Notfall eintrat. Wobei sich Lexys körperliche Erschöpfung wieder verringert hatte. Doch niemand wusste, wie lange dieser Zustand anhielt. Lupita hatte eine Nachricht geschickt, dass die Lacrima sich doch etwas verzögern würde, auch wenn die Forscher keine Angaben zur Dauer mehr machen konnten. Das war eine zusätzliche Belastung für sie, denn sie wusste im Gegensatz zu den letzten Malen keinen Zeitpunkt mehr, an dem die Lacrima spätestens fertiggestellt sein würde. Doch sie wusste, wie kurzfristig sich Forschungsfortschritte ändern konnten und auch ihr war daran gelegen, eine perfekte Lacrima für Lexy zu erhalten.

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