Kapitel 38 - Der Einfluss einer Tochter

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„Und ihr trefft euch nicht jeden Abend ohne mich?"

„Nein Lexy, tun wir nicht."

„Du weißt, du darfst nicht lügen. Und tagsüber trefft ihr euch auch nicht, wenn ich in der Vorschule bin?"

„Nein Lexy, Laxus und ich gehen auf Aufträge, um Geld zu verdienen."

„Wirklich?" Lexy sah nicht überzeugt aus und Cana seufzte, bevor sie mitten auf der Straße stehen blieb und in die Hocke ging, um mit ihrer Tochter auf gleicher Höhe zu sein.

„Du weißt, du kannst mir alles erzählen. Laxus und ich wollen nur, dass du glücklich bist. Wenn du nicht mit mir darüber reden möchtest, kannst du das mit deinem Vater tun."

Lexy knetete den Saum ihrer Jacke, während sie die Stirn gerunzelt hatte und scheinbar angestrengt nachdachte. „Bin ich euch im Weg?", flüsterte sie und Cana war sprachlos.

Für den ersten Moment, dann hatte sie sich wieder im Griff und legte Lexy die Hände auf die Schultern. „Schatz, hör zu. Du bist nicht im Weg, ganz im Gegenteil. Du bist der Grund, warum wir das überhaupt machen. Ehrlich gesagt, hätte zumindest ich ohne dich zu wenig Mut, das mit Laxus zu versuchen. Du weißt, dein Vater kann manchmal sehr einschüchternd sein."

Lexy lächelte zaghaft. „Ja, auch wenn ich keine Angst vor ihm habe. Also störe ich euch wirklich nicht? Kein kleines bisschen? Auch wenn ich zu Gramps oder Jii-jii muss?"

„Natürlich nicht. Nur sind unsere Gespräche sehr langweilig. Leider muss man bei diesen Verabredungen viel reden, um sich besser kennenzulernen. Es ist so, als ob man einen neuen Freund findet, verstehst du?" Sie verschwieg die anderen Dinge, die man bei Verabredungen auch tat. Küssen und alles, was darüber hinausging, waren Tätigkeiten, über die Lexy in ihrem Alter noch nicht viel wissen musste. Und wenn sie ehrlich war, würde sie diese Dinge lieber Laxus überlassen, denn wahrscheinlich hörte Lexy dann in ihrer Pubertät eher auf ihren Vater als auf sie.

„Also redet ihr nur die ganze Zeit miteinander? Maly hat erzählt, man macht dort Dinge, die für Kinder peinlich sind."

„Da hat er nicht ganz unrecht", murmelte Cana, wenn sie an die bisher einzige Verabredung mit Laxus vor ein paar Tagen zurückdachte. Bisher hatten sie sich in Lexys Gegenwart zurückgehalten, was Körperkontakt anging. Den Grund wusste sie selbst nicht so genau, es hatte sich einfach nicht anders ergeben.

Sie trat mit Lexy zusammen über die Schwelle der Gildenhalle und lächelte, als sie eine bekannte, blonde Gestalt im ersten Stock erblicken konnte. Laxus war also bereits von seinem Auftrag zurück, er war gestern aufgebrochen und hatte eher mit einer Rückkehr zur Abendzeit gerechnet.

„PAPA!", brüllte Lexy begeistert durch die Halle und stürmte bereits die Stufen zum ersten Stock hoch, als der letzte Buchstabe noch im Raum nachhallte.

Cana prustete leise, bevor sie zur Theke und damit zu Mira ging. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Laxus von einer begeisterten Lexy überrumpelt wurde, indem sie sich kurzerhand zwischen ihn und den Tisch drängte, an dem er saß. Wie sie das anstellte, konnte Cana sich nicht erklären und schob es einfach auf die Gelenkigkeit von Kindern in Lexys Alter.

„Hier hat jemand seinen Vater vermisst, schätze ich?" Mira stellte ihr ohne Aufforderung eine Tasse mit dampfendem Schwarztee hin, den Cana dankend annahm. Es war immer noch kalt und sie wusste die kleine Aufmerksamkeit von Mira zu schätzen.

„Ja. Sie verkraftet es zwar einigermaßen, wenn er eine Nacht lang wegbleibt. Aber dafür möchte sie umso mehr Aufmerksamkeit von ihm, wenn er wieder da ist."

„Mich verwundert es eher, warum du nicht auch dort oben bist und ihn begrüßt. Ihr beide habt doch die Verabredung erfolgreich hinter euch gebracht? Freed hat mir da ein paar Dinge erzählt, die er von Laxus aufgeschnappt hat. Genau deshalb möchte ich dich fragen, warum du und Laxus bisher noch keinerlei Anstalten gemacht habt, die Nacht miteinander zu verbringen."

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