Lexy wachte auf, als sie das regelmäßige Pochen direkt an ihrem Ohr nicht mehr hörte und blinzelte. Die verschwommene Person über ihr war nicht ihre Mama. Prüfend sog sie die Luft ein und erkannte erleichtert den Geruch ihres Papas.
Das Gefühl verschwand, als sie an ihr Verhalten in der Gildenhalle zurückdachte.
„Lexy." Die tiefe Stimme ihres Papas sorgte nur dafür, dass sie einen Kloß im Hals bekam und sie schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen. „Ich bin nicht böse auf dich, falls du das denkst." Er hatte sie auf ihr Bett gesetzt.
Sie schüttelte erneut den Kopf und drehte sich um, um ihr Gesicht in ihr Kissen zu drücken.
„Manchmal gibt es Momente, in denen man sich entschuldigen muss, Lexy. Auch wenn man es nicht möchte. Das musst auch du lernen, ob du es willst oder nicht." Sie hörte, wie er aufstand. Plötzlich hatte sie Angst, er würde einfach gehen und sie alleine lassen.
„Warte!" Ihre Beine wollten nicht so wie sie und sie wäre über die Bettkante gefallen, wenn ihr Papa sie nicht schnell festgehalten hätte. Jetzt waren die Tränen in ihren Augen auch egal. „Geh nicht weg!"
„Ich gehe nicht weg, nur weil du dich nicht entschuldigen möchtest."
Lexy brach in Tränen aus. Die Berührung an ihrem Rücken, als er sie unbeholfen umarmte, machte das alles nur noch schlimmer. Doch jetzt konnte sie ihr Gesicht in sein Oberteil drücken, um seinen beruhigenden Geruch einzuatmen, der sie etwas beruhigte.
„Hör zu, Lexy. Entschuldigungen sind schwierig. Ich bin selbst nicht gut darin, mich zu entschuldigen. Aber du wirst merken, danach fühlt man sich besser. Denn du fühlst dich nicht gut, weil du dich noch nicht entschuldigt hast. Das weiß ich."
„Es tut mir leid", schluchzte sie in das Oberteil, doch er hörte sie bestimmt. „Ich mag mich nur entschuldigen, wenn nicht viele Menschen da sind! Und ich wollte mich vorhin entschuldigen, aber es ging nicht! Ich habe es versucht, aber es ging nicht!"
„Schon gut, Lexy. Ich verstehe das. Besser, als du denkst." Seine Stimme beruhigte sie irgendwie und sie spürte, wie sie wieder müde wurde.
Kurze Zeit später war sie eingeschlafen, das Gesicht noch immer an der Brust ihres Papas vergraben.
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Cana fühlte sich so leicht und unbefangen wie schon lange nicht mehr. Nicht nur war Lexys Vaterschaft geklärt, auch ihre inneren Vorwürfe bezüglich ihrer Entscheidung vor sechs Jahren waren durch das Gespräch mit Makarov endgültig ausgeräumt geworden. Sie wusste nicht, wie der Master es anstellte, doch als er ihr seine Ansicht erklärt hatte, war in ihr ein Gefühl aufgestiegen, das sie Aussage von ihm als richtig erkannte. Es hatte damals keine andere Möglichkeit gegeben und nun würde sie alles daran setzen, sich selbst davon zu überzeugen. Denn trotz aller Gewissheit war noch immer dieser winzig kleine Funken an Restzweifeln, der hoffentlich ebenfalls verschwinden würde. Jetzt konnte sie sich voll und ganz darauf konzentrieren, ihrer Tochter die Familie zu bieten, die diese verdient hatte. Das hieß auch, zwischen sich und Laxus endlich alle Differenzen zu beheben, damit sie im Falle der Fälle nur über die relevanten Themen diskutieren mussten, die ausnahmslos Lexy betrafen.
Sie schloss die Haustür mit ihrem Zweitschlüssel auf, den sie heute vorausschauend mit sich genommen hatte, und im Anschluss ihre Wohnungstür, nachdem sie die Treppen zum ersten Stock hinaufgelaufen war. Vielleicht schlief Lexy bereits, deshalb bemühte sie sich, so leise wie möglich zu sein.
Als sie einen Blick ins Wohnzimmer warf, erblickte sie eine dampfende Tasse Tee auf dem Wohnzimmertisch, doch die angrenzende Küche war dunkel und alle anderen Türen geschlossen. Jedoch drang aus dem Kinderzimmer von Lexy einen leichten Lichtschimmer durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Boden. Kurz überlegte sie, einen Blick in das Zimmer zu werfen, verwarf diesen Gedanken aber direkt wieder. Laxus würde das vermutlich als erneuten Beweis von nicht vorhandenem Vertrauen sehen und sie wollte diesen heutigen Tag nicht so beenden.
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Schritt für Schritt
FanfictionVor mehr als sechs Jahren hat Cana Fairy Tail verlassen, nun ist sie zusammen mit einer fünfjährigen Tochter zurückgekehrt. Doch neben der Tatsache, dass sie den unwissenden Vater in seine Vaterschaft einweihen muss, rennt ihr auch noch die Zeit dav...