Kapitel 64 - Abgelaufene Zeit

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Cana erwachte zum ersten Mal seit Wochen mit einem guten Gefühl in der Magengegend. Vielleicht zeigte das Mittel, das sie von dem Apotheker bekommen hatte, allmählich Wirkung. Oder es waren die äußeren Umstände, die sich positiv auf ihren Schlaf ausgewirkt hatten. Denn heute kam Lexys Lacrima im Hospital an und ein großer Teil ihrer Ängste wäre damit besiegt. Ab dem heutigen Tag stand nur noch das Warten auf Laxus auf dem Plan, der die Lacrima mit seiner Magie auffüllen sollte.

Sie hatte gestern ein langes Gespräch mit den Heilern geführt, um die Details von Lexys Operation zu besprechen. Im Fokus hatte die Stelle gestanden, an der Lexy die Lacrima eingepflanzt werden sollte. Dafür hatten die Heiler Lexys Hautbeschaffenheit gründlich untersucht, um die beste Stelle zu finden. Wider Erwarten war das der Nackenbereich gewesen, direkt unterhalb des Schädelknochens. Diese Stelle hatte den Heilern zufolge zwei positive Nebeneffekte: Zum einen war das eine Stelle, die sehr selten verletzt wurde, was für die Lacrima gut war. Und zum anderen war sie in Nähe des Hirns, konnte von diesem für die Magienutzung also schneller erreicht werden. Das würde sich positiv auf Lexys magische Fähigkeiten auswirken, ganz besonders in Bezug auf instinktive Handlungen wie das Schützen des Körpers mithilfe von Magie.

Wie von selbst legte sich Canas Hand auf ihre Körpermitte, während sie darüber nachdachte, wie sie Laxus das erklären sollte. Nach Lexys Operation, das stand fest. Danach hatten sie beide eher einen Kopf dafür, die nächsten Schritte zu besprechen und zu entscheiden, was das für sie beide bedeutete. Zumindest in Bezug auf das Zusammenziehen, denn das war jetzt unausweichlich. Für zwei Kinder waren sowohl ihre als auch Laxus' Wohnung zu klein. Sie mussten in eine größere Wohnung oder ein Haus umziehen und es irgendwie schaffen, diese Objekte zu finanzieren.

Cana wurde bewusst, wie wenig sie über Laxus' finanzielle Verhältnisse wusste. Das war etwas, das sie nie sonderlich interessiert hatte und sie war immer davon ausgegangen, dass Laxus eines der wohlhabenderen Mitglieder von Fairy Tail war. Doch nun, da sie seine finanziellen Möglichkeiten in eine Wohnungs- oder Haussuche miteinbeziehen musste, fühlte sie Unsicherheit in sich aufsteigen.

Außerdem wusste sie nicht, wie genau Laxus auf die Neuigkeiten einer erneuten Vaterschaft reagieren würde. Sie erinnerte sich an seine ungehaltene Reaktion zurück, als Makarov dieses Thema angesprochen hatte. Zwar hatte er damals gesagt, nichts dagegen zu haben, doch er hatte auch erwähnt, nicht in nächster Zeit mit neuem Nachwuchs zu planen. Wobei er auch schnell in seine Vaterrolle bei Lexy hineingewachsen war, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein.

Da sie spürte, wie ihre gute Laune mehr und mehr von ihren Überlegungen getrübt wurde, schob sie alle beiseite und entschloss sich, aufzustehen. Ihre übliche Morgenroutine würde sie wieder auf andere Gedanken kommen lassen. Gedanken, die sich ausnahmslos mit Lexy beschäftigen würden, aber das war besser als Überlegungen zu Laxus' Reaktion auf die neue, ungeplante Schwangerschaft. Ungeplant, nicht ungewollt. Sie hatten darüber zum Glück bereits geredet und waren in Bezug auf weitere Kinder einig gewesen. Nun kamen diese früher als angedacht, aber das Leben ließ sich nicht immer kontrollieren.


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Freed seufzte, als er abermals zur kleinen Baumgruppe auf dem schneebedeckten Feld blickte, die er seit geschlagenen vier Stunden betrachten durfte.

„Wenn dieser Zug nicht bald weiterfährt, können wir genauso gut zu Fuß laufen", murmelte Evergreen genervt.

„Wir sind noch nicht einmal in Fiore. Dein Fußmarsch würde mehrere Tage beanspruchen. Nein, da bleibe ich lieber im warmen Zug sitzen und warte, bis sie dieses Hindernis aus dem Weg geräumt haben." Bixlow gähnte laut, was ihm einen angesäuerten Blick von Ever einbrachte.

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