Kapitel 5 - Brodelnder Sturm

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Plötzlich war die Straße vor ihr leer. Der Fahrer des Wagens stand genau an der Stelle, wo noch eben ihre Tochter war. Doch es war keine Spur von Lexy zu sehen und der Wagen war unversehrt. Der junge Mann, der den Wagen gefahren hatte, löste am ganzen Körper zitternd die verkrampften Hände vom Lenkrad, lehnte sich zurück und schloss leichenblass die Augen. Normal hätte Cana Mitleid für ihn empfunden, doch im Moment hatte sie eindeutig andere Prioritäten und alle hatten mit ihrer Tochter zu tun.

„Mama", hörte sie ihre Tochter hinter dem Wagen schluchzen und sofort waren alle Gedanken an den Fahrer vergessen.

Sie eilte vor dem Wagen über die Straße und sah Lexy, die zitternd am Straßenrand stand und noch stärker weinte als zuvor. Ohne eine Sekunde zu verschwenden, war sie bei ihrer Tochter, kniete nieder und schloss sie in die Arme. „Mavis sei Dank", flüsterte sie mit erstickter Stimme und schloss die Augen, um die Nähe von Lexy einfach genießen zu können. „Lauf nicht noch einmal vor, verstanden?"

Ihre Tochter nickte stumm und vergrub das Gesicht in ihrer Halsbeuge. Cana fühlte ebenfalls den Kloß in ihrem Hals, schaffte es aber, diesen nach einigen Sekunden verschwinden zu lassen. Sie wusste: Wenn sie jetzt die Fassung verlieren würde, wäre Lexy umso aufgewühlter und die aktuelle Aufregung reichte bereits völlig aus.

„Cana ..." Sie erstarrte. Dieselbe Stimme, die sie kurz vor Lexys Fast-Unfall schon gehört hatte. Nur jetzt konnte sie sie zuordnen. Natürlich. Lexy hatte unmöglich so schnell von der Straße rennen können. Es gab nur eine Handvoll Menschen, die die dazu benötigte Geschwindigkeit aufbrachten. Mystogan war in Edolas geblieben, Natsu und Gajeel waren beide im Gildengebäude. Jellal war mit unbekanntem Ziel unterwegs. Dann blieb nur noch –

„Laxus", flüsterte sie nahezu lautlos, doch sie wusste, dass er sie hören konnte. Sie hatte gedacht, noch etwas länger Zeit zu haben, dabei sie hätte es sich denken können. In der Gilde machten neue Nachrichten noch schneller die Runde als lukrative Aufträge. Sanft löste sie sich von ihrer Tochter, während sie sich auf die Begegnung wappnete und stand langsam auf.

Lexy klammerte sich an ihr Bein, während die Schluchzer allmählich aufhörten, und ihre Tochter blickte mit neugieriger Miene auf den Mann, der vor Cana stand.

Als Cana in sein Gesicht blickte, blieb ihr die Luft weg. Er sah genauso aus wie vor sechs Jahren. Das gleiche, blonde Haar, das ihre Tochter geerbt hatte, auch wenn er es länger und lässig nach hinten gekämmt trug, ohne dass es wirklich gebändigt wurde. Ebenso vertraut waren die stechend grünen Augen. Doch Laxus hatte einen bitteren Zug um den Mund, den sie noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. Den Ausdruck in seinen Augen kannte sie ebenfalls nicht, doch er tat weh, auch wenn sie ihm nur kurz in die Augen sah.

Sie standen sich eine gefühlte Ewigkeit stumm gegenüber und starrten den jeweils anderen an. Cana wusste nicht, wie lange es gedauert hätte, doch Lexys Zupfen am Saum ihres Oberteils riss sie aus ihrer Starre und sie schaute zu ihrer Tochter nach unten.

„Wer ist das?" Cana schluckte, doch auch Laxus war aus seiner Starre erwacht. Er schaute Lexy an. Dann Cana. Seine Augen weiteten sich, als sein Blick wieder auf Lexy fiel, die unverkennbar ihre Gesichtszüge trug. Cana fühlte, wie eine eiserne Klammer ihre Brust umfasste und ihr die Luft zum Atmen abschnürte.

„Wer ist das?" Dieses Mal kam die Frage von Laxus, leise und neutral. Doch sie konnte die unterdrückten Emotionen heraushören, die ihr innerlich Schmerzen verursachten. So hatte es nicht passieren sollen.

Mühsam schluckte sie. „Das ist Lexy ... Alexia Cornelia Alberona. Und Lexy, das hier ist Laxus, ein ... guter Freund aus der Gilde. Er ist der Enkel von Makarov."

Lexy starrte ihn fasziniert an. Dann trat sie zu Canas grenzenloser Überraschung hinter ihr hervor und stellte sich neben sie, um Laxus besser anschauen zu können. „Ich mag dich", sagte sie und strahlte auf einmal ohne Vorwarnung.

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