Kapitel 54 - Vererbter Stolz

10 2 0
                                    

In Canas Kopf überschlugen sich die Gedanken, während sie verzweifelt versuchte, diese zu einem vernünftigen Satz zu kombinieren.

„Wieso zusammenziehen?", fragte sie nach ein paar Sekunden mit heiser Stimme.

Mit einem Klicken schaltete Laxus die Nachttischlampe an und setzte sich auf, um sie ernst anzublicken. „Weil man das normalerweise nach einer gewissen Zeit tut, wenn man eine ernsthafte Beziehung führt."

„Wie genau stellst du dir das vor?" Das sollte eine unverfängliche Frage sein, während Cana weiterhin ihre Gedanken sortieren konnte. Sie war vollkommen überfordert, denn an dieses Thema hatte sie bisher noch nicht gedacht. Genau genommen hatte sie sich verboten, daran zu denken, denn es gab Wichtigeres. Bis die Situation mit Lexy geklärt war.

„Ich habe die größere Wohnung. Es wäre die vernünftigste Lösung, wenn ihr beide zu mir ziehen würdet."

In Cana regte sich Widerstand. Sie presste ihre Lippen zusammen und dachte angestrengt nach. Laxus' Wohnung war die größere, das stimmte. Aber sie verbrachten die meiste Zeit in ihrer Wohnung, auch weil hier der Großteil von Lexys Habseligkeiten war. Lexy hatte eine Handvoll Nächte bei Laxus geschlafen und Cana hatte noch nie bei ihm übernachtet. Wenn sie zu dritt den Abend verbrachten, war das bisher immer bei ihr geschehen. Laxus selbst war kaum in seiner Wohnung, eigentlich schlief er nur in dieser.

„Cana, ich werde nicht ausflippen, wenn du anderer Meinung bist. Solange du mit mir darüber sprichst. Ich sehe es in deinem Gesicht, wie sehr dein Kopf gerade arbeitet." Ein amüsierter Unterton lag in seiner Stimme und Cana entspannte sich wieder etwas.

„Es ist nur ... Ich habe darüber nicht großartig nachgedacht." Nachdem dieses erste Geständnis über ihre Lippen gekommen war, sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. „Ich meine, bis vor ein paar Wochen war ich noch etwas unsicher, was uns angeht, auch mit Lexy. Und dazu kamen die gesteigerten Anfälle, die hoffentlich stagnieren werden. Dazwischen noch meine Verletzung, unser Ausflug ... Seit ich sicher bei unserer Beziehung bin, ist so viel geschehen. Da blieben keine Gedanken mehr an eine gemeinsame Wohnung, auch wenn ich mir das während meiner Zeit bei Blue Pegasus oft vorgestellt habe." Sie lächelte leicht, denn diese Vorstellung hatte ihr ihre Situation etwas erleichtert.

„Das war aber noch nicht alles."

„Nein", seufzte sie. „Deine Wohnung ist die größere, das stimmt. Aber wir sind kaum dort. Weder Lexy, weder ich noch du. Ich fühle mich in meiner Wohnung wohl und ich denke, Lexy tut das ebenfalls. Sie mit einem erneuten Umzug zu konfrontieren ... Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee ist."

Laxus seufzte, doch dann nickte er. „Ich verstehe. Es muss nicht sofort sein, behalte einfach den Gedanken im Hinterkopf. Vielleicht gewöhnst du dich mit der Zeit daran und bist zumindest etwas begeistert." Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. „Ich kenne dich. So reagierst du nur, wenn du einen Vorschlag ablehnst und nicht weißt, wie du es der anderen Person schonend beibringen sollst."

„Weshalb du absichtlich bis jetzt gewartet hast, um mir das mitzuteilen. Wahrscheinlich wusstest du bereits bei meiner ersten Reaktion, wie ich über deinen Vorschlag denke."

„Ab der ersten Frage."

Cana verspürte kurz den Drang, ein Kissen nach ihm zu werfen, doch sie entschied sich für ein süßliches Lächeln. „Dir ist bewusst, dass Frauen in diesen Spielchen immer das letzte Wort haben, oder?"

Laxus zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Du kannst mir sowieso nicht widerstehen. Das habe ich während unseres Ausflugs mehrmals testen können."

„Du bist ein arroganter Vollidiot."

„Du liebst diesen arroganten Vollidioten. Und er dich ebenfalls. Also ist er dir auch nicht böse, wenn du dir Zeit lässt mit der Antwort. Schlaf einfach, Cana. Lexy wird morgen früh keine Rücksicht nehmen, ob jetzt schläfst oder erst in zwei Stunden." Laxus drehte sich zum und schaltete die Lampe wieder aus. Das Rascheln der Bettdecke verriet Cana, dass er sich wieder hinlegte, und sie tat es ihm gleich.

Schritt für SchrittWo Geschichten leben. Entdecke jetzt